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Cocooning 2.0 : Was bedeutet das für die Innenarchitektur

Das Virus und die Innenarchitektur
Cocooning 2.0

Cocooning 2.0: Virus, Homeoffice und Lockdowns haben unweigerlich eine Neubewertung der Innenarchitektur und Architektur zur Folge.

Autor: Sven Rensinghoff

Der Begriff Cocooning ist Architekten und Planern ein alter Bekannter. Faith Popcorn, die Urahne der Trendforschung, hat diese Strömung in den späten 1980er-Jahren aufgespürt und benannt.

Cocooning
Skizze: Bettina Bickert

Cocooning beschreibt den Rückzug in die eigenen vier Wände: Einigeln und die Seele baumeln lassen.Wem die Welt draußen zu kompliziert, zu stressig oder zu virulent geworden ist, der zieht sich in seine kleine Welt zurück – in seinen Kokon.

Corona reanimiert Cocooning mit Sicherheit kurzfristig. Wird daraus Cocooning 2.0 und ein lang anhaltender Trend? Welche Folgen hätte das für Architektur und Innenarchitektur?

Cocooning 1.0 – auch ein Virus

Zur Erinnerung: Auch bei Cocooning 1.0 spielte ein Virus eine Rolle. Damals war es Aids, das dem wilden Treiben der Siebziger ein Ende setzte und den Rückzug ins Private beschleunigte. Aus dem tödlichen Virus entwickelte sich eine Distanz auch in den Köpfen. Der Rückzug ins Private stand im deutlichen Kontrast zu den Ausschweifungen der vorangegangenen Jahrzehnte.

Die Profiteure damals: Das Dreieck Wohnzimmer, Badezimmer, Küche. Die Baumarktbewegung nahm in diesem Umfeld Fahrt auf, Gated-Communities schossen in vielen Weltgegenden wie Pilze aus dem Boden und auch das Homeoffice wurde plötzlich zum Thema. Der persönliche Lebensraum erlebte eine erhebliche Aufwertung.

Nach allem was man bis heute weiß, reichen dem Coronavirus Aerosole zur Verbreitung. Auch wenn es lange nicht so tödlich ist: Das ist noch einmal etwas ganz anderes als damals mit Aids, das ohne Lockdowns und Quarantänen bekämpft wurde. Das sorgt dafür, dass heute öffentliche und halb öffentliche Räume zu einer Zone des latenten Risikos werden.

Das Dreieck Desktop, Bad und Küche neu gestalten

Im Corona-Lockdown haben wir erfahren, dass viele Wohnungen für die neue Kombination aus Leben, Arbeiten und Kindererziehung/Homeschooling nicht groß genug sind. Das wird die teuren Innenstädte unattraktiver machen und die Urbanisationsbewegungen der vergangenen Jahrzehnte umkehren.

Wenn viele Firmen anbieten, dass Homeoffice künftig lebenslang eine Option ist, dann bekommt die Stadtrandlage oder sogar das Häuschen auf dem Dorf eine neue Chance und befreit den arbeitenden Menschen vom täglichen Pendler-Verkehrschaos – allerdings auch vom regelmäßigen 9-to-5-Job.

Cocconing
Skizze: Bette

Niedrigere Grundstückspreise erlauben auf dem Land größere Wohnungen mit einem echten Arbeitszimmer, mit einer Wohnküche und mit einem Bad, das zum Naherholungsgebiet in den eigenen vier Wänden werden kann. Sicher ist: Wer nicht in die weite Welt hinaus darf, der braucht mehr Wohnraum zu Hause oder zumindest eine intelligente funktionelle Trennung der erzwungenen neuen Lebensbereiche.

Die Architektur wird sich Gedanken machen müssen über neue urbane Grünzonen: Garten oder Balkon sind auf der Wunschliste der Stadtbewohner etliche Punkte höher gerückt. Selbst wenn die liebe Landlust für den Städter im Kern unerreichbar: Die Menschen werden lichtere, offenere und naturnahe Architektur suchen.

Bad als Naherholungsgebiet

Das Bad ist neben dem Bett und dem Sofa das wichtigste Naherholungsgebiet in den eigenen vier Wänden. Die bemerkenswerte Entwicklung des Bades, seine Aufwertung als Lebensraum und ästhetisiertes Design-Statement wird sich also fortsetzen.

Cocooning
Foto: Bette

Das Bad ist die alltägliche Durchgangsstation zwischen Tag und Nacht: Wir brauchen gerade für dunklere Zeiten hellere Bäder, gerne mit Tageslicht oder Lichtinszenierungen. Wir brauchen auch die Badewanne als Rückzugsgebiet, als Raum für Kontemplation, wie sie das digitalmedien-verseuchte Sofa oder das (ähnlich belastete) Bett nicht bieten.

Auch die Dusche wird wichtiger: Bewegungsräume, die wir hier zur Verfügung stellen, sind nicht nur pure Lebensqualität, sondern stehen für Universaldesign, das der ganzen Familie genauso gerecht wird wie Senioren und Menschen mit Handicap.

Cocooning
Rendering: Bette

Und – das sollte man nicht vergessen – das Bad ist der zentrale Ort der Hygiene in virulenten Zeiten. Und Hygiene ist nicht nur Sauberkeit an sich, sondern definiert sich auch über die Rahmenbedingungen für Sauberkeit, die vom Nutzer empfunden werden. Dazu gehören fugenlose Badkonzepte, reinigungsfreundliche Objekte und Materialien sowie ein moralischer Auftritt: «sauber» im Sinne von «echt» wird wichtiger.

Mehr Sinn für Architekturdetails

Es lässt sich aber noch ein weiterer Trend in der aktuellen Krise ablesen, die der Hamburger Innenarchitekt Peter Joehnk so formuliert: „Die gewonnene Zeit, die abgebremste Beschleunigung hat dazu geführt, dass die Menschen einen neuen Sinn fürs Detail entwickeln.

Das kann der Architektur und Innenarchitektur nur recht sein.“ Sinn für Details werde sich niederschlagen in ehrlichen, authentischen und nachhaltigen Materialien: Klassiker wie Stahl, Glas und Holz werden aufgewertet. Und vermutlich natürlich auch die planerische und handwerkliche Arbeit, die wir mit diesen Materialien verbinden. Die Bad-Klassiker Stahl-Email, Keramik, Stein und Glas – sie leben hoch in Zeiten von Cocooning 2.0!

Badplanung: Farben, Materialien Oberflächen

Das kann man bis auf den Mikrokosmos der Farben, Materialien und Oberflächen herunterbrechen. Echte Farbkonzepte, neue Qualitäten beim Licht und bei der Lichtsetzung, die Haptik von Stoffen, Polstern und Oberflächenstrukturen als Kontrast zum digitalen Alltag und das Bedürfnis des Menschen nach einer sinnlichen Qualität der Oberflächen wird wachsen.

Cocooning
Foto: Bette

Innenarchitektur mit sinnlichen Materialien

Und nicht zu vergessen die hygienischen Ansprüche an Materialien und Oberflächen – schön zu erklären am glasierten Titan-Stahl, aus dem wir bei Bette unsere Badewannen, Waschtische und Duschflächen fertigen. Dabei geht es nicht nur um ein echtes Material, sondern um die unerreichte hygienische Qualität der gläsernen Oberfläche.

Wenn am Horizont weitere Krisen lauern, und davon muss man ausgehen, dann macht das eine Investition in den eigenen direkten Lebensraum umso attraktiver. Cocooning 2.0 ist vermutlich unvermeidbar.

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