Für ihre Produktentwürfe erhielten die angehenden Innenarchitekten mit Bio-Harz imprägnierte Hanfmatten und Fasern, die aus einer besonderen Entwicklungskooperation zwischen Vepa und Plantics entstanden sind. Die Matten sind vollständig recyclebar und dem ökologischen Kreislaufprinzip entsprechend. Erstmalig in dieser Projektreihe verarbeiten angehende Designer ein ganzheitlich nachhaltiges und innovatives Material aus der Industrie. Das niederländische Unternehmen brachte in den Projektgruppen neben der Bereitstellung des Werkstoffs seine langjährige fachliche Expertise in der Entwicklung nachhaltiger Möbel ein.
In einer Ausstellung präsentierten die Projektgruppen ihre unterschiedlichen Ergebnisse, darunter einen Lounger, einen Raumtrenner und ein Akustikpanel. Einige Gruppen beeindruckten mit beinahe marktreifen Entwürfen und einem herausragenden Produktverständnis sowie besonderem Innovationsgeist. Der Hersteller plant daher Möglichkeiten der Weiterentwicklung einzelner Entwürfe zu prüfen.
Den Prozess über das Material beginnen
Mit der Reihe „Material als Designimpuls“ hat Bernd Benninghoff, der seit 1995 auch selbst als Designer und Architekt tätig ist, vor 13 Jahren begonnen. Ziel war es, Studierende aktiv zu involvieren und dabei die Lehre mit Forschung zu verbinden. Für die meisten ist es die erste praktische Erfahrung mit einem Industriepartner. Im Vordergrund stand für Benninghoff die Frage, warum der Entwicklungsprozess eines Produkts nicht auch über das Material begonnen werden sollte. Die Aufgabenstellung der Projekte hält der Professor vermeintlich einfach: Aus dem vorgegebenen Material muss ein Möbel oder Raumprodukt gestaltet werden.
Über mehrere Wochen experimentieren die Gruppen mit den Hanfmatten, um selbstständig mehr über die Möglichkeiten, aber auch Grenzen des Materials herauszufinden. Ob anzünden oder zerkleinern – die Wahl eines geeigneten Umgangs mit dem Material liegt bei den Studierenden selbst. Benninghoff greift dabei nicht aktiv in den Prozess ein, sondern steht beratend zur Seite und trifft sich wöchentlich zum Austausch.
Modularer Raumtrenner
Für die angehenden Innenarchitekten steht fest, dass Nachhaltigkeit aus zukünftigen Designprozessen nicht mehr wegzudenken ist. Die Gestalterinnen Malin Lutze und Hannah Kissling der Gruppe Krom entwickelten einen geschwungenen, modularen Raumtrenner aus den Hanfmatten: „Im Laufe des Projektes hat uns der Nachhaltigkeitsaspekt und vor allem die Frage nach dem ‚Danach‘ sehr beschäftigt und maßgeblich dazu beigetragen, dass Krom nun so aussieht.“
Lounger aus Hanfmaterial
Nachhaltigkeit ganzheitlich zu Denken heißt aber auch, alte Herangehensweisen zu hinterfragen und zu verändern, so die Designer von Spook (niederl. für Gespenst), die aus dem Hanfmaterial einen Lounger entworfen haben: „Die Arbeit mit innovativen Materialien ermöglicht neue Gestaltungsprozesse. Sucht man das passende Material zum Design oder das passende Design zum Material?“
Akustikpanel mit fortlaufendem Muster
Wie wichtig dieses Umdenken für folgende Generationen ist, betonen auch Sebastian Kindle, Marie Schöpf und Theresa Wassermann von der Gruppe Wave, die ein Akustikpanel mit fortlaufendem Muster und beliebigen Anordnungs-Möglichkeiten präsentiert haben: „Nachhaltigkeit beginnt bereits im Entwurfsprozess, bei dem man verantwortungsvoll mit Materialien umgeht und Ressourcen sinnvoll und mit Blick in die Zukunft einsetzt.“
Hochschule Mainz | Bereich Innenarchitektur