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Pia A. Döll - Berufswege von Innenarchitekten

Der Berufsweg der Innenarchitektin
Pia A. Döll

So vielfältig wie die Menschen sind, die Innenarchitektur studieren, so vielfältig sind auch ihre Berufswege. In dieser Serie stellen wir verschiedene Spezialisierungen vor. Pia A. Döll war vier Jahre lang Präsidentin des bdia und hat sich für dessen Sichtbarkeit eingesetzt.

Interview Katharina Feuer

Du warst bis zur Neuwahl im vergangenen November Präsidentin des bdia. Wieso hast Du in den letzten vier Jahren so viel Zeit in dieses Ehrenamt gesteckt?

Pia A. Döll: Ich bin ein Lern-Junky. Ich will immer wieder Neues lernen. Beim bdia erfährt man vieles aus erster Hand. Das hat mich gereizt. Zudem wollte ich Dinge voranbringen.

Kannst Du erklären, welche Aufgaben mit diesem Amt verbunden sind?

Pia A. Döll: Ich bin in diesen vier Jahren viel unterwegs gewesen und habe Fachveranstaltungen besucht, auch von anderen Verbänden. Dadurch häufte ich Wissen an, das ich auch in unseren Bundesrat getragen habe. Der Austausch mit den Landesverbänden ist wichtig. Man sitzt in vielen Gremien, Arbeitskreisen, ist Delegierte und Sachverständige. Ein Amt zieht das nächste mit sich.

Was war für Dich das Wichtigste?

Pia A. Döll: Das Sichtbarmachen unseres Berufes und das Verständnis für die Wichtigkeit unserer Tätigkeit. Aber auch der Schutz des Titels Innenarchitekt liegt mir sehr am Herzen.

Der Titel ist geschützt wie Diplom-Ingenieur oder Doktor. Wann darf ich mich als Innenarchitekt bezeichnen?

Pia A. Döll:  Man muss ein Studium der Innenarchitektur abgeschlossen und mindestens zwei Jahre unter Anleitung eines (Innen-)Architekten gearbeitet haben. Hinzu kommen der Nachweis einer Projektversicherung und Fortbildungen. Erst dann kann man sich in die Innenarchitektenliste der jeweiligen Länderkammer eintragen lassen und ist berechtigt, den Titel Innenarchitekt zu führen. Die Berufsbezeichnung ist in Deutschland gesetzlich geschützt.

Manchmal sehe ich auf LinkedIn, dass sich frische Studienabgänger als Innenarchitekt bezeichnen. Das ist nicht korrekt. Und faktisch strafbar. Da versuche ich zu sensibilisieren.

Wie bist Du denn zu Deinem Beruf gekommen?

Pia A. Döll: Ich habe nach dem Abitur tatsächlich erst einmal Reiseverkehrskauffrau gelernt und zweieinhalb Jahre in diesem Beruf gearbeitet. Ich habe viele Reisen gemacht. Das war ganz toll. Aber irgendwie war ich unzufrieden und kündigte von heute auf morgen.

Ohne zu wissen, was Du dann machst?

Pia A. Döll: Ja, tatsächlich. Damals studierte eine Freundin in Darmstadt. Das fand ich spannend – so bin ich überhaupt auf die Hochschule aufmerksam geworden. Und ich war sehr glücklich mit meiner Wahl für die Innenarchitektur, weil wir während des Studiums mit Architekten an Projekten gemeinsam gearbeitet haben.

Der Berufsverband der Innenarchitekten setzt sich für die vollumfängliche Bauvorlageberechtigung für Innenarchitekten ein. Warum ist das so wichtig?

Pia A. Döll: Wie will man denn ohne Innenarchitekten die Bauwende schaffen? Bei dem Fachkräftemangel? Und wenn keine Leute mehr da sind, die planen können? Wir Innenarchitekten sind erfahren beim Bauen im Bestand. Wir sind darin geschult, neue Nutzungskonzepte zu entwickeln. Der Fokus von Hochbauarchitekten lag bisher bei Neubauten. Sie kennen die Herausforderungen und Komplikationen, die mit Bestandsbauten verbunden sind, nicht so genau. Hier findet aufgrund der Auftragslage erst langsam ein Umdenken statt.

Du arbeitest zusammen mit dem Bundesministerium für Wirtschaft an der Novellierung der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) mit. Warum? Was soll sich konkret ändern?

Pia A. Döll: Wir Innenarchitekten rechnen über die HOAI ab und das funktioniert nicht wirklich gut. Das merken auch Hochbauarchitekten, die mittlerweile an kleineren Projekten und Flächen arbeiten. Nettobaukosten, die in diesen Honorartabellen zu finden sind, fangen bei 25 000 Euro an. Innenarchitekturprojekte sind manchmal kleiner.

Eine angemessene Honorierung ist notwendig, da tut sich viel. Nur habe ich gemerkt, dass es nicht von allein passiert. Das geht nur mit viel Arbeit und in der Diskussion. Mein konkretes Ziel ist es, dass die Honorare für Innenarchitekten auskömmlicher werden.

Du hast dein Büro 2001 gegründet. Zeitgleich begann Deine Arbeit im Vorstand des Landesverbands bdia Hessen. Wie hat das funktioniert?

Pia A. Döll: Ich bin mit meinen Aufgaben gewachsen. Das Schöne an unserer Arbeit ist, dass man alles steuern kann. Ich habe manchmal nachts gearbeitet oder wenn die Kinder im Hort waren. Meine Mutter war auch selbstständig. Sie hat mir vieles vorgelebt. Deswegen war ich vielleicht mutiger als die heutige Generation. Viele trauen sich leider eine Selbstständigkeit nicht zu.

Ich habe mich schon immer ehrenamtlich engagiert. Und das bei allen möglichen Gelegenheiten: Kindergarten, Schule, Berufsverband und als Präsidentin bdia. Ich bringe mich gerne ein.

Als Chefin hast Du Verantwortung übernommen und immer wieder neue Mitarbeiterinnen eingelernt.

Pia A. Döll: Viele, die bei mir waren, haben super Karrieren hingelegt. Ich habe meinen Mitarbeitern frühzeitig Verantwortung übertragen, ihnen Mut zugesprochen, die Bauleitung zu übernehmen und Projekte zu betreuen. Anfangs konnte ich keine großen Gehälter zahlen, aber Wissen hat definitiv auch seinen Wert.

2014 bedeutete eine Zäsur für Dich. Du bist nach Singapur gegangen und wolltest sogar auswandern. Warum?

Pia A. Döll: Aus privaten Gründen suchte ich einen Tapetenwechsel. Es war eine tolle Zeit. Aber mit der Arbeit als Innenarchitektin gestaltete es sich schwieriger als gedacht. Nach einem halben Jahr kehrte ich nach Deutschland zurück, weil dort neue Projekte auf mich warteten und ich Oma wurde.

Welche Pläne verfolgst Du jetzt?

Pia A. Döll: Ich habe die vergangenen Jahre viel Zeit für andere gegeben. Das war wichtig, aber anstrengend und ging auch auf Kosten meines Innenarchitekturbüros in Frankfurt. Das möchte ich ausgleichen. Ich werde weiterhin mein Fachwissen als Sachverständige für Architektenhonorare in Gremien mit und für den bdia einbringen.

Außerdem bekommen die Menschen, die ich liebe, mehr Zeit. That’s it.


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Foto: Sandra Hauer, Nahdran Photografie

Pia A. Döll

Die seit 2001 im eigenen Büro freischaffende Innenarchitektin erhielt 1989 ihr Diplom an der Hochschule Darmstadt. Es folgten Festanstellungen in verschiedenen Büros. Zum Ehrenamt kam Pia A. Döll bereits 2001, als sie im Vorstand des Landesverbands Hessen mitarbeitete. 2015 bis 2019 war sie Vizepräsidentin, ab 2019 bis 2023 dann Präsidentin beim Bundesverband bdia.

www.doell.info

Weitere Berufswege finden Sie hier


Fakten

Projekt: S 66 / Platz für eine junge Familie

Standort: Erich-Ollenhauer-Straße, 61440 Oberursel

Fertigstellung: 2022

Bauherrn: privat

Innenarchitektur: DÖLL Innenarchitekturbüro, Frankfurt am Main, Webseite des Büros

Fotos: Oliver Schiebener, Bad Soden

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