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Interiordesignerin Constanze Ladner über Farbe, schlaflose Nächte und ihren Weg

Die Interiordesignerin über Farbe, schlaflose Nächte und ihren Weg
Constanze Ladner

Ein Pfarrhaus aus den 1960er-Jahren, gut erhalten, aber ohne Esprit: Gestalterin Constanze Ladner weiß, wie ein geschützter Ort zum Wohlfühlen entstehen kann. Farbe spielt dabei eine entscheidende Rolle – auch in der Küche.

Autorin Katharina Feuer

Sie ist ein fast monochromer Raum, die Küche im evangelischen Pfarrhaus in Mainz. Constanze Ladner betrat das Haus aus den 1960er-Jahren und sofort entstanden Bilder in ihrem Kopf, wie die Räume aussehen könnten. Es ist üblich, dass ein Pfarrer mit Antritt einer neuen Stelle auch eine Mietwohnung angeboten bekommt. In diesem konkreten Fall ist der evangelische Pfarrer Ladners Mann und die Wohnung entpuppte sich als großzügiges Wohnhaus mit 170 m² Wohnfläche und einem verwilderten Garten.

„Ich sah aus dem Fenster in diesen eingewachsenen Garten und dort stand ein riesiger Feigenbaum. Da wusste ich, dass ich hier einen wunderbaren Ort schaffen kann.“

Bau mit Potenzial

Die Designerin fand einen relativ dunklen Bau mit rotbrauner Klinkeroptik an Fassade und Innenwänden, rotbraunen Fliesen, alten Linoleumböden und niedriger Deckenhöhe vor. Eine solide Substanz. Sie sah, welches Potenzial dieser Bau hatte. Binnen zwei Monaten Umbauzeit weckte Constanze Ladner das Haus aus seinem Dornröschenschlaf. Dabei spielte die Gestaltung der Räume mit Farben eine essenzielle Rolle.

„Die Wahl der Farben ergab sich aus der Anordnung der Räume, ihrer Funktion und den Sichtbezügen. Unser gelbes Sofa gab dabei genauso den Ton an, wie der grüne Dschungel im Garten, den ich mit diversen Grün-Grau-Tönen in den Raum geholt habe. In der Küche war für mich klar, dass ich mit einem Rot-Ton arbeiten will. Dieser hat sich aus der pointierten Farbpalette von Fenix ergeben.“

Wie eine Umarmung

So ließ die Interiordesignerin ihre Ikea-Küche mit dem matten Oberflächenwerkstoff überarbeiten. Daran angelehnt wählte sie für die Wände und die Decke einen passenden Ton. Küche und Esszimmer bilden jetzt eine Einheit. „Wie eine Umarmung, ein gemütlicher Schutzraum mit hoher Aufenthaltsqualität.“

Mit Gästen sitzt das Paar im Esszimmer. Da sie zwei Türen in der Küche ausgehängt haben, ist alles recht offen, sodass „der Koch“ den Gesprächen lauschen und mitplaudern kann. „Wenn wir zu zweit sind, sitzt abends beim Kochen einer von uns mit einem Glas Wein auf dem Barhocker oder in der Sitznische und wir erzählen.“

Intuitive Gestaltung

Bei Constanze Ladner passiert in der Gestaltung viel über die Intuition. Bereits während sie als Modedesignerin arbeitete, erhielt sie Anfragen, ob sie nicht das Büro oder einen Showroom gestalten könnte. Aufträge für ganze Wohnhäuser folgten.

Es war nur konsequent, dass 2018 die Gründung ihres Büros in Mainz folgte. „Ich hatte eigentlich schon als Kind das starke Bedürfnis, Dinge neu zu arrangieren und zu verändern, um ein harmonisches Ganzes zu erzielen. An ein Studium habe ich damals nicht gedacht und so bin ich auf Umwegen bei meiner Berufung angekommen.“

Naturstein, Keramik oder hochwertige Hölzer

Bis heute musste sie noch keinerlei Akquise betreiben. Ein Auftrag folgte auf den nächsten. In engem Austausch mit ihren Kunden entstehen anspruchsvolle Raumkonzepte. Als charakteristisch bezeichnet die Interiordesignerin ihre große Leidenschaft für warme, natürliche Materialien wie Naturstein, Keramik oder hochwertige Hölzer. Farben und spannende Texturen spielen ebenso eine wichtige Rolle für ein harmonisches, sinnliches Ergebnis.

Ladner ist ein großer Fan von Textilien. Auch in der Küche kommen sie zum Einsatz – als Sichtschutz und um Wärme in den Raum auf der Nordseite des Hauses zu holen. „Für mich gibt es keinen Grund, weswegen die Decke weiß sein sollte. Sicherlich empfindet das jeder anders. Aber für mich ergibt sich aus dieser Monochromie eine wohlige, beschützende Umarmung.“

Die Ideen kommen nachts

Wie arbeitet eine Modedesignerin als Innenraumgestalterin? Viele Tools wie Adobe Indesign und Illustrator verwendet Constanze Ladner für ihre 2D-Zeichnungen. Aus bestehenden Fotos erarbeitet sie Skizzen. 3D-Visualierungen realisiert eine Freelancerin. Für Kunden, die eine genauere Darstellung benötigen, erstellt sie dann Renderings. „Vieles habe ich mir zwangsläufig im Eigenstudium erarbeitet. Und dann arbeite ich natürlich mit Handwerkern zusammen, die ihre eigenen Aufmaße machen, die mir Tipps geben und viele Fragen beantworten. Ich arbeite gern im Team und habe ein unglaublich hilfreiches Netzwerk. Das ist toll und macht vieles einfacher.“

Im Entspannungszustand entstünden die besten Ideen. Dann, wenn alle anderen Feierabend haben, abends im Bett, geht Constanze Ladner immer in Gedanken die Räume noch einmal ab. Das kann schon mal bis 3 Uhr nachts dauern – aber dann sei die Planung auch fertig, lacht sie. Mittlerweile sind die Interiordesignerin und ihr Mann ins Haus eingezogen. Und was passiert, wenn der Pfarrer umziehen muss? „Dann habe ich wieder eine schöne Aufgabe!“


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Foto: Renée Kemps

Constanze Ladner

Nach der Ausbildung zur Bekleidungstechnikerin arbeitete Constanze Ladner (Jg. 1977) über 18 Jahre in der Modeindustrie. So verantwortete sie bis 2018 als Head of Design und Chefdesignerin die Kollektionen bei Naketano. Daneben nahm sie bereits Aufträge für Innenraumgestaltungen von Büros und Häusern an. Vor fünf Jahren folgte die Gründung ihres Büros Constanze Ladner Interior Design.

Webseite der Interiordesignerin

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