Wer heute in der Stadt eine Wohnung sucht, befindet sich in einer wenig komfortablen Situation. Die Miet- und Kaufpreise steigen und Wohnraum wird knapper. 2016 lebten 75,5 Prozent der Menschen in Deutschlands Städten – Tendenz steigend. Global werden Prognosen zufolge im Jahr 2050 zwei Drittel der Menschen in Städten leben.
Was früher das Einfamilienhaus im Grünen war, ist heute ein großes Appartment mitten im Zentrum. Doch schnell wird klar, dass die Vorstellungen von der Traumwohnung nicht immer zu realisieren sind. Denn es fehlt der Platz.
Tiny Houses mit einer Grundfläche ab 6,4 m²
Deshalb haben sich viele Architekten auf das Wohnen auf kleinem Raum spezialisiert. Zu ihnen gehört auch Van Bo Le-Mentzel, der mit seinen „Hartz IV“-Möbeln bekannt wurde und deren Baupläne er kostenlos im Internet zur Verfügung stellte. Sein neues Projekt, die – 100-Euro-Wohnung – richtet sich ebenfalls an Menschen mit wenig Geld, die eine Bleibe in der Stadt suchen.
Vor diesem Hintergrund bietet Le-Mentzel Tiny Houses mit einer Grundfläche ab 6,4 m² an, auf der man jedoch auf nichts verzichten muss. Küche, Bad, Büro, Wohnzimmer und Schlafzimmer soll eine Wohneinheit umfassen. Die Häuser sollen jedoch nicht alleine stehen, sondern im Verbund mit anderen Wohneinheiten existieren. In Le-Mentzels Vorstellung soll es in der Mitte einen Gemeinschaftsbereich geben. Er nennt das Co-Being-House.
Modell Parasitenarchitektur
Andere Experten machen sich ebenfalls Gedanken darüber, wie urbaner Wohnraum entstehen kann. Schaut man sich die Metropolen von oben an, entdeckt man Tausende von Quadratmetern ungenutzter Dachfläche. Auf diese könnte man Mikrohäuser setzen. Ein großer Vorteil liegt darin, dass man dort oben trotz des Lärms und der Hektik in der Stadt einen ruhigen, privaten Ort hat.
Das Modell, eine neue Architektur an eine bestehende anzudocken, kommt aus der Biologie und nennt sich Parasitenarchitektur. Manchmal nutzen die Mikrohäuser nur die Statik, in anderen Fällen zapfen sie das Haupthaus an, also den Wirt. Sie bedienen sich dann zusätzlich der vorhandenen Strom-, Wasser- oder Gasanschlüsse.
Flexibel auf kleinem Wohnraum
Eine andere Möglichkeit, in der Stadt flexibel auf kleinem Wohnraum zu leben, ist das Tiny House. 1950 lag der Wohnflächenverbrauch pro Kopf bei 15 m², 2013 bereits bei 45 m². Tiny Houses sind eine Gegenbewegung zu der immer weiter wachsenden Wohnfläche und der Verschuldung für den Traum vom Eigenheim.
Bei diesen wohnwagenähnlichen Häusern mit durchschnittlich 7 m² spielen vor allem Reduzierung, Flexibilität und geringe Baukosten eine Rolle. Vor dem Einzug in solch einen kleinen Raum überlegt man sich genau, welcher Gegenstand wirklich mit ins Eigenheim soll.
Auf kleinem Raum zu wohnen hat viele Vorteile: geringe Bau-, Unterhalts- und Reparaturkosten, keine feste Ortsbindung und Freiheit. Früher hätte man diese Häuser als Bauwagen bezeichnet. Das sind sie jedoch schon lange nicht mehr. Heute ist ein Tiny House ein durchgeplantes Gebäude, mit cleveren Möbeln, umweltfreundlichen Technologien und hochwertigen Materialien.
Auf kleinem Raum: Tiny House
Für die einen ist es ein Kindertraum, für die anderen ein Rückzugsort in der Natur und eine kurze Erholung vom Alltag. Manche wollen ihren Kindern vielleicht das bauen, was sie früher selbst hatten. Für ein Baumhaus gibt es viele Motive. Bei der Ausstattung denken viele zunächst an eine Abenteuerholzkonstruktion für Kinder.
Hier ist aber heute so gut wie alles möglich – vom lediglich 4 m² umfassenden Kinderparadies bis zu einem Baumhaus mit Küche, Bad, Wohn- und Schlafzimmer. Ob klein oder groß, mit Einbauküche, Terrasse oder Flaschenzug für den Picknickkorb –, der Kunde entscheidet. Eines haben jedoch alle diese Häuser gemeinsam: Intimität.
Losgelöst vom Boden und dem Himmel ein Stück näher, nimmt man die Natur und sich ganz neu wahr. Man befasst sich abseits des Trubels der Stadt automatisch mehr mit dem eigenen Ich und beschäftigt sich mit anderen Themen.
Keine Medien und draußen in der Natur
Der Blick aus dem Fenster oder von der Terrasse rückt ganz andere Dinge in den Fokus als noch ein paar Meter tiefer. Auf einmal beobachtet man einfach Blätter, Äste oder die Vögel, die so nah an einem vorbeifliegen, dass man sie beinahe berühren kann.
Aber auch die Situation mit mehreren Leuten in einem Baumhaus ist nicht zu vergleichen mit unseren „Alltagsräumen“. Begegnungen dort oben sind ebenfalls intensiver und bleiben lange Zeit in Erinnerung. Wahrscheinlich ist es das, was das Baumhaus zu einem so besonderen Ort macht. Fernab vom Alltag, keine Medien und draußen in der Natur.
Ein Baumhaus ist ein toller Platz in der schnelllebigen Zeit, um die Ruhe, Besinnlichkeit und Nähe zur Natur zu genießen.
Unser Autor, Andreas Wenning, ist Gründer und Geschäftsführer des Büros Baumraum
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