HW Studio Architects mit Neubau in San Miguel de Allende/MEX

Der zentralmexikanische Bundesstaat Guanajuato gilt mit seinen reichen Silbervorkommen als eine der prosperierenden Gegenden des Landes. Für die Planung und Realisation ihres Projekts Enso House II berufen sich die Architekten von HW Studio Architects auf die Historie der Gegend und stellen regionalen Stein als Materialwahl ins Zentrum ihres Entwurfs.

Autorin: Ute Laatz

HW Studio Architects Morelia, Mexiko ist ein 2018 gegründetes Architekturbüro im mexikanischen Morelia. Es besteht aus einer multidisziplinären Gruppe von Planern, die gemeinsam Projekte im Bereich Wohnen, Unternehmen und Kultur entwickeln. „Wir haben eine sehr spezifische Art, an unsere Projekte heranzugehen, um subtile, stille, schöne, funktionale, sinnvolle und inspirierende Architektur zu schaffen“, erläutert Rogelio Vallejo Bores, Mitinhaber und Mitbegründer des Büros, das Teil eines internationalen Netzwerks ist und damit auf Expertise auch außerhalb der Landesgrenzen zurückgreifen kann.

Besinnung auf regionale Schätze

Im Fall von Enso House II war genau dies aber nicht nötig. Im Gegenteil. Kern des Entwurfs war und ist es, den direkten Bezug zu Landschaft und Umgebung herzustellen. „In dieser Region des Landes ist Stein ein Element, das in jeder Form des kulturellen Ausdrucks tief verwurzelt ist“, so Architekt Nik Zaret Cervantes Ordaz, der als Mitarbeiter von HW Studio das Projekt federführend in allen seinen Bauphasen begleitet hat.

Das Haus wurde mit dem Ziel errichtet, eine harmonische Verbindung zwischen Mensch und Natur zu schaffen. Dabei entsprang die Idee, lokalen Stein zu verwenden, zunächst der kategorischen Ablehnung der Bauherren gegenüber weißen Häusern. Nach etwas Recherche und Eintauchen in die Geschichte war das gelbe Gestein damit die natürliche Materialwahl und wurde zum selbstverständlichen Hauptbestandteil der Architektur des Hauses.

Meditative Stille durch konsequente Gleichförmigkeit

Die archaisch angelegten unverputzten Durchgänge, die die verschiedenen Räume des kreuzförmig angelegten Grundrisses miteinander verbinden, ermöglichen eine „permanente Pilgerreise“, wie HW Studio Architects das Durchschreiten der angelegten Flure beschreiben. „Damit wollten wir das Ziel erreichen, ständig mit der Erde, der Luft und den Bergen in Kontakt zu bleiben.

Dieser Moment ähnelt den Wandelgängen eines traditionellen Klosters“, beschreibt Nik Zaret die gelungene Symbiose und den Effekt, dass das Haus die Landschaft förmlich einrahmt und gleichzeitig ein natürlicher Teil von ihr ist. Aufgrund der streng grafischen Struktur, die vier Quadranten entstehen lässt, können die Bereiche leicht und exakt auf der etwa 200 Quadratmeter großen Fläche gegliedert werden.

Der erste dient als Empfangsraum unter freiem Himmel, wo die Natur Bewohner wie Gäste mit einem angelegten privaten Garten in Empfang nimmt und sie willkommen heißt. Der zweite liefert mit seinem Dach aus Baumkronen abgestellten Fahrzeugen einen schattigen Parkplatz direkt vor dem Haus.

Eine hohe Mauer sorgt für Privatsphäre und verwehrt Blicke von draußen ins Innere des Konstrukts. Der dritte Quadrant umfasst den kompletten privaten Wohnbereich der Hausherren mit einem Schlafzimmer, Ankleide und Bad sowie dem offen gestalteten Wohn- Essbereich. Der vierte Teil schließlich beherbergt ein Büro, das als einziges Bauelement nicht flach und horizontal, sondern mit markant vertikaler Präsenz angelegt wurde und über der Anlage thront.

Nachhaltigkeit im Fokus von HW Studio Architects

Die Verwendung des ikonischen Gesteins der Gegend reduziert allein aufgrund ihrer thermischen Masse den Energiebedarf des Hauses. Zudem helfen Photovoltaik-Paneele bei der nachhaltigen und effizienten Versorgung. Für die Architekten ein wichtiger Aspekt, galt ihr Augenmerk doch immer der Balance, in die Natur einzugreifen und trotzdem mit ihr im Einklang zu bleiben.

Massives Holz

Im Inneren wurde mit Travertinfliesen als nachhaltiger Bodenbelag und dem Mineralwerkstoff Dekton die subtil zurückhaltende Optik von weitergeführt. Ergänzt von massivem Holz mit seiner schöneren Maserung, weichen Lederpolstern sowie Textilien in Sandfarben entstehen beruhigende Kompositionen vor den voll verglasten Fassaden, die den Blick in die begrünte Landschaft erlauben.

Und so wird Enso House II zu einem wahren Juwel und setzt überirdisch fort, was den Grund unter seiner Oberfläche in dieser Gegend so wertvoll macht.