Das Hamburger Designkollektiv Aeny entwarf für den Showroom von Interlübke ein neues Erscheinungsbild. Das Farbkonzept unterstützt die aufgeräumte, klare Gliederung.
Geradlinig, zeitlos und lokal produziert: Seit 1937 steht das Traditionsunternehmen für hochwertige Möbel und handwerkliche Perfektion. Für den neuen Showroom am Firmensitz Rheda-Wiedenbrück legte Aeny den Fokus auf einen behutsamen Umgang mit der ikonischen Bestandsarchitektur und übersetzte die Markenwerte in den Raum.
Was kann bleiben? Was muss weg? Und was braucht es eigentlich, um einen Raum als Raum wahrzunehmen? Die Gestalter von Aeny analysierten die Bestandsarchitektur von 1965, die Grundlage für die Zonierung des neuen Showrooms war. Nach dem behutsamen Freilegen der charakteristischen Architekturmerkmale folgen die nun frei stehenden Wandscheiben und -winkel dem strengen Raster des Gebäudes. Aeny formte einzelne Räume: mit so wenig Wand wie möglich, aber so viel wie eben nötig.
So wenig wie möglich
Jedes dieser Milieus zeigt die Produkte in einem anderen inspirierenden Kontext. Durch ihre klaren Linien und reinen Formen fügen sich die Möbel ganz natürlich in die Architektursprache des Gebäudes ein. Im vorderen Teil des Showrooms befindet sich ein großer Bereich, der die Marke Interlübke vorstellt. Hier können sich Besucher mit der Geschichte des Unternehmens befassen und einen Einblick in die Produktion bekommen. Diese liegt direkt hinter dem Showroom.
Weißer Color Cube
Der Color Cube steht als weißer Pavillon mittig im Raum. Er bietet die Möglichkeit, Wunschmöbel zu konfigurieren und alle Oberflächen in einer neutralen Umgebung zu betrachten. Alle Möbel sind in einer breiten Palette ausgewählter Farben erhältlich, die alle leicht entsättigt und somit nicht zu intensiv sind: darunter 24 Lackfarben, sechs verschiedene Steine und sechs Hölzer. Auf langen Wandboards lassen sich die Materialien und Farben zu individuellen Materialkombinationen zusammenstellen.
Gedeckte Grün- und Blautöne
Diese entsättigte Farbpalette wendet Aeny auch in der Farbgebung für die Wände an. Gedeckte Grün- und Blautöne rahmen die Möbel des Herstellers ein. Das L-förmige Gebäude des Architekten Joachim Georg Hanke basiert auf einem strengen Raster. Selbst der Brunnen im begrünten Innenhof, die Korridore und Nebenräume folgen diesem Raster. Natürliches Licht durchflutet den Showroom von allen Seiten. Durch die neue Ausstellungsarchitektur entstehen ein fließender Grundriss und spannende Blickachsen durch den Raum.
Möbel im Milieu
Zuvor wurden die Möbel häufig wie Kunstwerke präsentiert: als Solitäre vor einer Rückwand. Das neue Konzept inszeniert die Produkte als Gesamtkomposition Seite an Seite mit weiteren hochwertigen Interiormarken. Inspirierende Wohnwelten zeigen die Produkte im Kontext – überraschend und immer wieder neu.
Ein großer Teil des Bestandsmobiliars wurde erhalten und in die neue Planung integriert. So auch der Einbauschrank im früheren Büro der Geschäftsführung, der bereits mit Bau des Gebäudes einzog. Der beste Beweis für eine langlebige Qualität der Produkte.
Fakten
Projekt: Showroom
Standort: Rheda-Wiedenbrück
Fertigstellung: 2023
Innenarchitektur | Webseite des Büros
: Aeny GbR,Bauherr: Interlübke
Fläche: 700 m²
Produkte/Hersteller: Möbel: Interlübke, Cor, Thonet, E15; Leuchten: Flos, Vibia; Textilien und Teppiche: DePloeg, Rohi, Svensson, Nordic Knots, JAB
Fotos: Jonas von der Hude, Jonas von der Hude | Fotograf – Portfolio
Weitere Projekte finden Sie hier
Aeny
Aeny ist ein multidisziplinäres Designkollektiv aus Hamburg mit den Schwerpunkten Architektur, Innenarchitektur und Produktdesign. Die fünf Gründungsmitglieder (Lisa Gerlach, Florian Müller, Kathrin Morawietz, Alina Paetsch und Lena Milz) lernten sich bereits im Studium kennen. In verschiedenen Büros und Agenturen sammelten sie in internationalen Projekten individuelle Erfahrungen, bis sie Aeny gründeten. Als Designkollektiv denken sie in verschiedenen Maßstäben und betrachten ihre Projekte aus unterschiedlichen Blickwinkeln – so arbeiten sie ganzheitlich und interdisziplinär.
Sie sehen ihre Arbeit als Balance aus Klarheit, Funktion und zeitloser Ästhetik. Räume schaffen, die berühren und bleiben, die visuell und haptisch zu erleben sind, ist dabei ihr größtes Anliegen. Ihre Zusammenarbeit begann 2017 mit ihrem ersten gemeinsamen Projekt Tōrnqvist Coffee in Hamburg.