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Rapp Architekten und Butscher Architekten bauen Klinikneubau für das Kantonspital Winterthur

Kantonsspital Winterthur von ARGE RA-B Architekten
Vom Krankenhaus zum Gesundheitszentrum

Die Planergemeinschaft RA-B Architekten hat einen Klinikneubau für das Kantonsspital Winterthur fertiggestellt.  Im neuen Bettenhaus sind fast alle Zimmer Einzelzimmer. Diese ungewöhnliche Lösung ist nicht nur heilsamer für die Patienten, sondern – überraschenderweise – auch kostengünstiger im Klinikbetrieb.

Fast alle Patientenzimmer im Klinikneubau sind mit ihren großen Fenstern nach Süden zum Park hin ausgerichtet. Fast alle Patienten – außer den Kindern – sind in diesem neuen Gebäude künftig in Einzelzimmern untergebracht. Was auf den ersten Blick als Luxus erscheinen mag, ist im Endeffekt wirtschaftlicher für das Krankenhaus. Die Patienten genesen erheblich schneller, weil das Infektionsrisiko geringer ist und weil sie sich ungestört erholen können, indem sie z. B. einfach besser schlafen.

Einzelzimmer für mehr Effizienz

Die Bettenbelegung wird aber nicht nur durch die verkürzte Aufenthaltsdauer effizienter, sondern auch durch eine flexiblere Auslastung: Da Mehrbettzimmer mit Rücksicht auf Geschlecht und Kultur der Patienten nicht beliebig belegt werden können, sind sie praktisch nie zu 100 % ausgelastet – Einbettzimmer dagegen schon. Ein weiterer Aspekt: Weil auch die Gespräche mit Ärzten offener sein können, kann die Behandlung gleich in das Krankenzimmer verlegt werden, was wiederum betriebliche Abläufe optimiert. Die im Krankenhausbau erfahrenen Architekten können sich mit diesen Argumenten auf wissenschaftliche Studien und Vorbilder, beispielsweise aus Skandinavien, stützen. Zusammen mit den Zimmern des Bestandsbaus verfügt das Kantonsspital Winterthur nun über 50 % Einbettzimmer und 50 % Mehrbettzimmer.

Die Gestaltung trägt zur Genesung bei

Die Gestaltung, Details und Materialien sind darauf ausgelegt, dass sie eine heilsame Atmosphäre schaffen und zugleich Arbeitsprozesse erleichtern. So lässt sich das unter den Erkerfenstern eingebaute Sofa der Patientenzimmer mit wenigen Handgriffen in ein Bett umwandeln. Dadurch können Angehörige in den Räumen übernachten, bei Bedarf in den Behandlungsprozess eingebunden und das Spitalpersonal entlastet werden.

Alle Zimmer sind grundsätzlich mit hochwertigen Materialien ausgestattet, wie massive Holzböden und Einbauten aus Kastanien- oder Nussbaumholz. Das Sofa und die Wandfläche hinter dem Bett setzen farbliche Akzente in Rot, Gelb, Grün oder Blau. Ein Wandschrank, der sich von zwei Seiten öffnen lässt, trennt Bad und Schlafraum, wobei natürliches Licht durch ein innen liegendes Fenster aus transluzentem Glas bis ins Badezimmer dringen kann. Das Lichtkonzept ist mehrschichtig und bietet ein hohes Maß an Variabilität zwischen Funktions- und Gestaltungslicht – so kann etwa die vielseitige Beleuchtung über dem Patientenbett als Leselampe oder als sehr helles Licht für Untersuchungen genutzt werden. Ansonsten ist die medizinische Technik im Patientenbereich grundsätzlich nicht sichtbar. Die Böden in den Fluren aus Gummigranulat absorbieren den Schall und sind angenehm zu begehen. Dieses Material ist zudem widerstandsfähig und damit langlebig.

Die Raumorganisation optimiert die Betriebsabläufe

Über der großzügigen Eingangshalle im Verbindungstrakt – dem Scharnier zwischen Alt und Neu – befinden sich die multifunktionalen Untersuchungs- und Behandlungsräume. Im darüberliegenden 5. Obergeschoss liegt die OP-Landschaft. Diese verbindet sich mit den Operationsräumen des Bestandsbaus, die sich ebenfalls im 5. OG befinden. So bleiben alle Sterilzonen kompakt auf einer Ebene.

Eine unkonventionelle Lösung ist die Erschließung der Räume, in denen untersucht und behandelt wird: Diese sind von der Fassade gelöst und zurückgesetzt, sodass zwischen den Außenwänden dieser Räume und der Fassade ein zusätzlicher Korridor entsteht. Das hat den entscheidenden Vorteil, dass die Betriebsabläufe effizienter werden, da die Wege der Patienten und des medizinischen Personals getrennt sind. Denn allzu oft finden Arzt-Patienten-Gespräche ungeplant auf den Fluren statt. So können die Patienten und ihre Angehörigen durch den Mittelgang in ihren Behandlungsraum gehen oder geführt werden und dort warten, bis die Ärzte ungestört von der anderen Seite eintreten. Diese Korridore kann das medizinische Personal zudem als temporären Arbeitsplatz an mobilen Tischen nutzen. Auf Einzelbüros wurde komplett verzichtet, weil diese in Krankenhäusern die meiste Zeit leer stehen. Die Mediziner teilen sich stattdessen vier Open-Space-Bereiche in den vier Behandlungsgeschossen.

Viel natürliche Belichtung

Für möglichst viel natürliche Belichtung sorgen zwei großzügige Lichthöfe, damit sich die wartenden Patienten immer im Tageslicht aufhalten können. Mit den Neubauten für das Kantonsspital Winterthur haben Rapp Architekten und Butscher Architekten ein modernes Gesundheitszentrum geschaffen, das Potenzial zur fortlaufenden Erneuerung in sich trägt. Der Grundgedanke bei der Konzeption war, mit der Architektur die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass Heilungsprozesse gefördert und Arbeitsprozesse erleichtert werden.

„Wenn wir ein Krankenhaus bauen, denken wir nicht nur an die kranken Menschen, sondern auch an das medizinische Personal, das dort Tag für Tag und Nacht für Nacht Einsatz bringt“, erklären Thomas Stegmaier und Christoph Butscher ihre Leitidee für die komplexe Bauaufgabe.

Hintergrund

Das Kantonsspital Winterthur (KSW), ursprünglich als Klinik in einem weitläufigen Park geplant, erhielt in den letzten fünfzig Jahren kontinuierlich mehrere Erweiterungen. Jeder An- und Neubau verwässerte jedoch die bauliche Struktur. Dazu gehört auch das inzwischen baufällige Hochhaus aus dem Jahr 1968. Die Basler Planergemeinschaft RA-B (Rapp Architekten/Butscher Architekten) ersetzt dieses nun. Sie stellen ein zweites, zehngeschossiges und typologisch gleiches Bettenhaus als Zwillingsbau dem bestehenden Bettenhaus aus dem Jahr 1954 zur Seite.

Verbunden sind die beiden Bauten durch einen siebengeschossigen Behandlungstrakt. Dieser bildet das Scharnier zwischen Alt und Neu. Hier liegt der neue Haupteingang in den Spitalkomplex. Der Grundgedanke hinter dieser Anordnung: das Spital bietet so nicht nur eine klarere Orientierung, sondern es erhält auch seinen Park zurück. Es ist ein Gesundheitszentrum entstanden, das sich zur Stadt hin öffnet. Dabei passt sich die warme, beige-braune Travertin-Verkleidung der Fassade des neuen Bettenhauses in Ton und Stil der alten, grauen Bettenhausfassade des Nachbarbaus an.


Fakten

Projekt: Ersatzneubau Kantonsspital Winterthur 

Standort: Brauerstrasse 15, 8400 Winterthur, Schweiz

 

Fertigstellung: 2023

Generalplanung | Architektur: ARGE RA-B Architekten; Rapp Architekten AG, Münchenstein, und Butscher Architekten AG, Basel

Bauherr: Kantonsspital Winterthur

Fotos: Roman Weyeneth


Rapp Architekten

Die Rapp Architekten AG mit ca. 80 Mitarbeitenden erarbeitet als Architektur- und Generalplanerunternehmen Lösungen für Neubauten, Sanierungen und Umbauten. Im Zentrum der Leistungen stehen die sorgfältige Analyse von Bedürfnissen, die Suche nach überzeugenden Entwürfen sowie die professionelle Realisierung und Pflege aller erforderlichen Details. Als Teil der Rapp-Gruppe gehört die Rapp Architekten AG zu den führenden Planungs- und Beratungsunternehmen für die nachhaltige Entwicklung unserer Lebensräume. Mit rund 400 qualifizierten Ingenieuren, Architekten und Fachspezialisten bietet Rapp Dienstleistungen in den Bereichen Gebäude, Infrastruktur, Energie und Mobilität an.

www.rapp.ch

Butscher Architekten

Butscher Architekten beraten, planen und bauen seit 2002 in einem breiten Spektrum der Architektur. Das Leistungsspektrum als Architekt oder auch als Generalplaner reicht von der Machbarkeitsstudie, Projektentwicklung, Planung und Projektierung bis hin zur Bauleitung. Durch die flexiblen Strukturen mit fünf bis zehn Mitarbeitenden und die jahrelangen Erfahrungen mit Planergemeinschaften entstehen positive Synergien, welche Butscher Architekten das Bearbeiten von kleinen, mittleren und großen Aufträgen in allen Baukategorien ermöglichen.

www.butscherarchitekten.ch

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