Der Barhocker ist ein ehrwürdiger Typ. Viele kennen ihn zwar nur aus dem Kino, aber egal. Jedenfalls gibt es kaum einen großen Film, in dem der ebenso große Star nicht wenigstens einmal an einer Bar sitzt. Von Hockern ist da natürlich nie die Rede. Das liegt daran, dass der Barhocker in seinem angestammten Umfeld so unwichtig wie unverzichtbar ist. Schließlich will man auf ihm nicht bequem sitzen, man will eigentlich nur nicht stehen. Das wäre im Einzelfall sicher sogar komfortabler. Also quält man sich traditionell lieber Stunde um Stunde auf unsäglichen, anonymen Hochsitzen … Eines Tages dann stehen sie überall herum. In Pausenzonen und Besprechungsecken, auf Veranstaltungen und Messen, in Restaurants und Fastfood-Ketten – und in der häuslichen Küche mit Frühstückstresen. Und wieder eint alle ein einziges, wenn auch ganz neues, Merkmal: Diesmal sind sie fast ausnahmslos gut gestaltet, ergonomisch ausgestattet und bestimmen selbstbewusst den Charakter ihrer Umgebung. Da ist es geradezu tragisch, dass just ab dem Moment, in dem die Barhocker der Welt besser und beachtet werden, wir sie vor allem dann benutzen, wenn wir keine Zeit haben – ein Bier stürzen, ein Frühstück hinunterschlingen, einen Hamburger verdrücken, ein eiliges Meeting absolvieren … Aber wer seine Zeit wirklich in einer Bar verbringt, den interessieren die Hocker so wenig wie eh und je.
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