■ Ein Ding zum Nachdenken. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Betonsitz nun tatsächlich massiv ist oder nicht. Er zeigt sich jedenfalls als Füllung des Kantenmodells. Den Beweis dafür liefert der Abdruck der Gitterschale. Das ist wichtig. Beide Sitze zeigen eine identische Oberflächenkrümmung, funktionieren also im Wesentlichen identisch – bei allen haptischen Unterschieden und solchen des Sitzkomforts. Man nimmt Platz und legt die Arme seitlich auf. Die Fingerspitzen ertasten beim Betonsitz die verschieden tiefen Rillen die die “Schalung” in den frischen Beton gedrückt hatte. Die Fingerspitzen erkunden eine Dekoration. Allerdings eine, die Sinn macht, da die Linien die Verformung eines ebenen Gitters (oder auch einer ebenen Fläche) zu eben dieser Sitzmulde verdeutlichen. Hätte man eine glatte Schalung benutzt, hätte man einen sehr ähnlichen Sitz erzeugt – aber nicht weiter darüber nachgedacht. Das Dekor des Betonblocks wirkt so überzeugend, dass man versucht ist, sich das Gitter als konkretes Gebilde vorzustellen. Gedacht – gemacht. Vom Block sind nur noch die Kanten übrig, und seine Sitzmulde ist nun eine echte Gitterschale mit glaubhaft ausgebildeten Verformungen der einzelnen Linien. Diesmal ertasten die Fingerspitzen das Gitter, die wahre Struktur und verstehen den ganzen Sitz als klug minimierte Konstruktion.
Teilen: