In jüngster Zeit lässt sich in vielen Büros wieder eine Rückbesinnung auf das gesprochene Wort beobachten. Durch ein Gespräch, ein kurzes Meeting oder ein Telefonat kommt man oft schneller zu einem Ergebnis als wenn E-Mails hin und her gehen. Doch sollten die Gespräche nicht zum Störfaktor geraten. Deshalb kommt es auf die Raumakustik an.
Der akustischen Gestaltung von Büros kommt eine besondere Bedeutung mit Blick auf ein gelungenes Gesamtkonzept zu. Das fällt anforderungsbedingt unterschiedlich aus. Praktikable Lösungen zur Raumakustik stellen sich in einem Callcenter anders dar als in einem Kreativbüro, reinen Verwaltungstrakt oder kleinen Backoffice. Hinzu kommt, dass größere Büroflächen in unterschiedliche Bereiche gegliedert sind: Dazu zählen Empfang, Besprechungsraum, Einzelbüro und Teeküche. Es gibt komplette Bürobauten oder einzelne Büroetagen, in denen sich diese Zonen rein visuell stark voneinander abheben. Genauso oft findet sich exakt das Gegenteil: Alles erscheint wie aus einem Guss.
Was für ein optisch harmonische Gesamtkonzept gilt, lässt sich auf die Raumakustik nicht unbedingt übertragen. Einerseits sind die Geräuschquellen zu unterschiedlich hinsichtlich ihrer Intensität, Frequenz und Dauer. Andererseits müssen Sprachverständlichkeit, Nachhallzeit und Lärmreduktion situationsbedingt angepasst werden, damit sie nicht als Störfaktoren wahrgenommen werden.
Akustisch wirksame Materialien gibt es eine ganze Menge. Welches ist das jeweils geeignete Produkt? Die Optik ist unterschiedlich zu bewerten. Sie spielt eine große Rolle, wenn nicht im Entwurf häufig sogar die ausschlaggebende. Wer sich vor allem am visuellen Erscheinungsbild orientiert, sucht nach „unsichtbaren“ Raumakustik-Lösungen oder lärmmindernden Oberflächen, die ohne Perforation auskommen. Der Effekt lässt oft zu wünschen übrig.
Doch es gibt passende Lösungen, die die angestrebte Optik gewährleisten, ohne die Wirkung der Raumakustik zu vernachlässigen. Je nach Material und System fällt die Synthese aus beiden Komponenten ganz unterschiedlich aus – von feinster, nahezu unsichtbarer Mikroperforierung über textile Absorber bis hin zu schallschirmenden Elementen, die sogar transparent sein können.
Seit 2016 existiert die DIN Norm 18041 mit dem Titel „Hörsamkeit in Räumen – Anforderungen, Empfehlungen und Hinweise für die Planung“ in ihrer aktuellen Fassung. Darin werden die Anforderungen der Raumakustik und Planungsrichtlinien zur Sicherung der Hörsamkeit vorrangig für die Sprachkommunikation einschließlich der dazu erforderlichen Maßnahmen festgelegt. Ob es das Werk inzwischen auch als Hörbuch gibt, ist mir bis dato nicht bekannt.
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Kolumnist Hannes Bäuerle
Unser Autor ist mit allen Sinnen von Materialien angetan. Nach seinem Innenarchitekturstudium gründete er die Materialagentur Raumprobe in Stuttgart. Er ist als Autor, Referent, Lehrbeauftragter und Materialsammler tätig.
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