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Verteufelt schnelle Entwicklung: Räume gestalten mit Künstlicher Intelligenz

Räume gestalten mit Künstlicher Intelligenz
Verteufelt schnelle Entwicklung

Alle reden über die KI ChatGPT, die meisten haben schon einen Versuch damit gestartet. Wie wirkt sich Künstliche Intelligenz auf die Gestaltung von Räumen aus? Wie kann sie in der Innenarchitektur genutzt werden?

Autorin: Karin Henjes

Die legendäre KI ChatGPT hat längst begonnen, ganze Berufsgruppen zu verändern – sei es, indem sie journalistische Texte optimiert, für das Marketing Texte schreibt oder beim Programmieren hilft. Auch in der Innenarchitektur wird angesichts dieses Siegeszuges diskutiert, wie anwendungsbasierte Künstliche Intelligenz die eigene gestalterische Kompetenz künftig bereichern oder aber auch überflüssig machen könnte.

KI-Bildgeneratoren für die Inspiration

Erste Büros experimentieren mit generativer Bildsoftware und lassen per Sprachbefehl Raumwelten – auch Prompt genannt – entstehen, die mitunter die Grenzen des Vorstellbaren sprengen. Wolfram Putz, Architekt und Gründungspartner vom Architekturbüro Graft, das sich als Early Adopter neuer Technologien sieht, sagt: „Ich arbeite aktuell ständig mit dem Text-zu-Bild-Generator, sei es im Zuge architektonischer oder innenarchitektonischer Projekte. Wir nutzen diese als Inspirationsquelle für die erste Ideen- und Konzeptphase – so wie wir eben sonst Zeitschriften durchgeblättert haben oder uns von der Kunst oder der Natur inspirieren lassen. Die Bilder, die auf unsere Prompts hin generiert werden, sind dann wie ein Echo aus der großen Welt der KI.“

Fragt man Wolfram Putz nach der Qualität dieser Inspiration, so bekundet er: „Die KI ist ein teuflisch gutes Inspirationsmedium.“ Keines der Projekte, für die Graft mit generativer Bildsoftware gearbeitet hat, ist bereits fertig und für die Öffentlichkeit freigegeben – Einblicke in die Entwurfsarbeit gibt Graft aber gern.

Midjourney als aktueller Branchenliebling

Wie Wolfram Putz beobachtet, hat sich in seinen Fachkreisen insbesondere die KI-Plattform ‚Midjourney‘ als Inspirationstool durchgesetzt. Lanciert vom gleichnamigen Forschungsinstitut in San Francisco im Juli 2022, rangiert Midjourney auch bei vielen anderen Akteuren der planenden, kreativen und gestaltenden Zunft ziemlich weit oben – obwohl sie umständlicher zu bedienen ist als andere Bild-Tools.

Mit den Text-zu-Bild-Generatoren Dall_E oder Stable Diffusion experimentieren ebenfalls gern schon manche ­– zum Beispiel die Kölner Agentur Meiré und Meiré, die an der Grenze zu Design, Architektur und Innenarchitektur agiert. Art Director Mike Meiré: „AI-Tools wie Midjourney, Dall-E 2, Stable Diffusion oder ChatGPT sind für uns mittlerweile fester Bestandteil des Konzept- und Designprozesses und ermöglichen es uns, einzigartige und innovative vor allem projekt- und kundenspezifische Moodboards zu generieren.“

Für die Markenkommunikation von Dornbracht schufen Kreative der Agentur im Sparring mit Midjourney eine surreale Bildwelt zum 20. Geburtstag der Designarmatur Mem.

Ein Prozess wie im künstlerischen Atelier

Fragt man Mike Meiré, bei wem die kreative Leistung liegt, bei der KI oder der Agentur, so antwortet er: „Die Arbeit mit der KI findet dialogisch statt. Ausgangspunkt des Kreationsprozesses ist und bleibt der Mensch bzw. der Gestalter. Wir geben Input, also setzen den Impuls, dann folgen Feedbacks. Diese selektieren wir wiederum, suchen nach Details, die irritieren oder faszinieren, kuratieren die gerenderten Momentaufnahmen. Eigentlich ein Prozess wie im künstlerischen Atelier, wo es auch immer um Anordnungen, Infragestellungen, Bewertungen, Neuanordnungen etc. geht.“

Was können InteriorAI und RoomGPT?

Bisher noch eher für Privatpersonen geeignet, kommen derzeit auch erste Interior-Design-KIs nach Deutschland. Genannt seien hier beispielhaft InteriorAI oder RoomGPT. Beide Plattformen funktionieren nach dem gleichen Prinzip: Der User oder die Userin pflegt ein Raumfoto ein und wählt aus vorgegebenen Stilen und gegebenenfalls Oberflächenausführungen aus, um sich neue Gestaltungsvorschläge anzeigen zu lassen.

Ein Selbstversuch zeigt: Die Vorschläge von RoomGPT sind schon allein aufgrund der sehr begrenzten Wahlmöglichkeiten wenig elaboriert. Die Plattform InteriorAI bietet zwar eine größere Auswahl. Professionellen Ansprüchen genügt sie – zumindest bei unseren Gesprächspartnern – noch nicht. Timm Wilks, Creative Director und Managing Partner von Schmidhuber in München: „Unser Team bewertet InteriorAI als viel zu einseitig.“

Wolfram Putz von Graft findet die Villen-Interiors, die er auf der Homepage sieht, „viel zu klassisch, vielleicht für bestimmte, entsprechend ausgerichtete Interior-Büros, aber sicherlich nicht für uns.“

Philipp Beck

Ein komplett neuer KI-Layer für die Arbeitswelt

Angesichts der aktuell veröffentlichten KI-Software brauchen sich Innenarchitekten also noch keine Sorgen machen, dass die Künstliche Intelligenz mit leibhaftiger, gestalterischer Kompetenz mithalten kann, geschweige denn das Berufsfeld in Gänze überflüssig macht. Egal, wie man die Software nutzt – Midjourney und andere können zwar im wahrsten Sinne des Wortes fantastische Inspirationen liefern und völlig verblüffende Räume entstehen lassen. Bis diese Inspiration dann aber tatsächlich in ein realitätstaugliches, ortsspezifisches, physisches und kundengerechtes Konzept umgesetzt ist, sind all die Planungsschritte nötig, die Innenarchitekten auch jetzt ausführen.

Das gilt jedoch nur für den aktuellen Stand der zugänglichen Technik. Hinter den Kulissen werden momentan fleißig KIs verbessert bzw. trainiert. Timm Wilks, der die digitale Transformation bei Schmidhuber im Blick hat, konkretisiert: „Ich denke, dass sich ein komplett neuer KI-Layer über alle Anwendungen in unserer Arbeitswelt legen wird. Wie lange genau das in welchen Bereichen und Spezialisierungen der Innenarchitektur dauern wird, kann niemand konkret vorhersagen, aber einen Faktor müssen wir wirklich ernst nehmen: Die Entwicklung der KI geht verdammt schnell voran. Das bedeutet, dass man in der Innenarchitektur sehr bald kollaborative Prozesse aus Menschen und Maschinen entwickeln wird, mit der Frage: Welche Schritte kann die KI besser und vielleicht auch schneller – und welche der Mensch.“

Fazit: Hellwach bleiben

Für Innenarchitekten in Führungspositionen heißt dies, dass sie ständig am Ball bleiben müssen, was die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz betrifft – sei es hinsichtlich Inspiration und Moodboards, Raumplanung und Layout-Optimierung, Materialplanung und Farbberatung, 3D-Modellierung und Visualisierung, VR und AR oder Nachhaltigkeit. Einerseits lassen sich Routinearbeiten automatisieren, Prozesse beschleunigen und neue Geschäftsfelder erschließen, vor allen Dingen von den großen Büros. Andererseits können bisherige Spezialisierungen aber auch hinfällig werden. Besonders kleine Büros agieren am besten jenseits standardisierter Abläufe und loten ihre Nischen ständig neu aus.   

So wie die junge Innenarchitektin und Gründerin Anna Franke vom Green Birds Studio in Fürth. Ihr Kommentar zu den Interiordesign KIs: „Ich dachte mir auf den ersten Blick – wow, und das in zehn Minuten. Ich denke aber, dass die gewünschte Qualität der individuellen und emotionalen Begleitung von Projekten zumindest im Moment nur von echten Profis geboten werden kann.“

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