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Swantje Kühn: Der Berufsweg der Innenarchitektin

Der Berufsweg der Innenarchitektin
Swantje Kühn

Firmen im Artikel
So vielfältig wie die Menschen sind, die Innenarchitektur studieren, so vielfältig sind auch ihre Berufswege. In dieser Serie stellen wir verschiedene Spezialisierungen vor. Swantje Kühn wäre bestimmt auch eine gute Juristin geworden. Heute ist sie Nachhaltigkeitsmanagerin.

Autorin Katharina Feuer

Ihre Berufswahl traf Swantje Kühn im Aufzug eines Bürogebäudes auf der 5th Avenue in New York Anfang der 1990er-Jahre.

Zuvor hatte die damalige Teenagerin ihr Taschengeld regelmäßig in das Stuttgarter Magazin ‚Wohnidee‘ investiert. Die verschiedenen Anregungen und die Vorher-Nachher-Effekte faszinierten sie. Innenarchitektur? Ja, schöne Idee, aber Swantje Kühn fand auch Jura spannend. „Ich konnte nicht entscheiden, was ich will. Wie auch? Ich kannte die Berufswelt nicht und noch weniger die Welt.“

Das änderte Kühn, indem sie nach der Schule als Praktikantin in einer Kanzlei in Washington D.C. sowie in einem Architekturbüro in New York City jeweils mehrere Monate arbeitete.

Jura oder Architektur?

„Ich hatte weder bei den Juristen noch den Architekten großen Einblick in ihre konkrete Arbeit und beobachtete einfach, wie diese Menschen mit einem Intern wie mir umgehen.“ Das war beispielsweise im Aufzug oder auf dem Weg zur Mittagspause. „Ich fand die Architekten viel netter, offener und spannender. Keine fundierte Entscheidungsbasis, ich weiß“, lacht Swantje Kühn. Nach diversen Praktika in einer Schreinerei, einem Bauunternehmen und im klassischen Möbelhaus fällt die Entscheidung: Es soll Innenarchitektur sein.

Swantje Kühn ist ehrgeizig, zielstrebig und begeisterungsfähig. Eine Persönlichkeit, die für ihre Themen brennt und dabei Freude ausstrahlt. Für ihre Diplomarbeit, die sie mit einem Kommilitonen, einem Kommunikationsdesigner, erstellte, sammelte sie damals über Fundraising den Betrag von 100 000 DM. „Es war eine sehr teure, aufwendige Abschlussarbeit mit dem Schwerpunkt Szenografie. Vier Filme zum Thema Raum“, erinnert sich die Innenarchitektin.

Motiviert ist sie auch beim Thema Nachhaltigkeit. „Zu Beginn bei Desso hatte ich noch keine Ahnung davon“, gibt die Nachhaltigkeitsmanagerin unumwunden zu.

Heute kümmert sie sich beim Unternehmen Tarkett als eine Art Brückenbauerin um zahlreiche Aspekte, auch um die Kommunikation nach innen und außen. Ihre Themen: schadstofffreie Inhaltsstoffe, nachhaltige Anwendungen und vor allem eine mögliche Zirkularität von Bauprodukten. Man kann sich ihre Arbeit als sehr vielseitig vorstellen. Denn Kühn sitzt bei Gesprächen des Vertriebs mit Architekten genauso dabei und platziert ihre Argumente, wie intern und extern bei Schulungen und Workshops. Was treibt sie heute an?

„Ich bin schon Oma und liebe es sehr. Ich möchte den nachkommenden Generationen eine lebenswerte Welt hinterlassen. Natürlich frage ich mich manchmal, ob ich ausreichend nachhaltige Entscheidungen treffe, privat wie beruflich. Dabei bleibt mir Ästhetik in der Gestaltung wichtig. Ich finde, sie ist ein Mehrwert, unterstützt eine lange Nutzung und ist daher Teil von nachhaltigem Bauen.“

Ästhetik in der Gestaltung

Diese Berufung war weder vorhersehbar noch geplant. Die Arbeitsverhältnisse der Innenarchitektin einte ein Faktor: Zeit spielt keine Rolle. Zunächst als Planerin in einer Schreinerei, dann über zehn Jahre als selbstständige Projektleiterin beim Messebauer und später als Innenarchitektin für private und gewerbliche Kunden mit Wohn- und Büroprojekten im Raum Frankfurt: Swantje Kühn arbeitete ohne große Rücksicht auf den Feierabend und voller Engagement. Ihre Belohnung? Pünktliche Fertigstellung, funktionierende Projekte und zufriedene Kunden.

Nachhaltig ist das nicht immer. Ein Paradigmenwechsel begann, als das erste Kind zur Welt kam. Plötzlich war Arbeitszeit ein Wert, mit dem sie bedachter haushalten musste. Die Erkenntnis manifestierte sich mit dem zweiten Kind. „Ich habe umdenken müssen. Und mich für eine Arbeit in der Industrie entschieden, mit entsprechenden Rahmenbedingungen.“

Die Nachhaltigkeitsexpertin erinnert sich: „Teppichfliesen fand ich zunächst nicht sehr sexy. Ich wurde in meinem Umfeld teilweise irritiert angeschaut, wenn ich davon erzählte.“ Aber davon ließ sie sich nicht beirren. Denn „was mich sofort gefangen nahm, war der Cradle-to-Cradle-Ansatz, den Michael Braungart mitentwickelt hatte. Das fand ich spannend.“ Die Arbeit in dem kleinen, wendigen Unternehmen bereitete ihr zudem Freude.

Kreislauffähige Böden im Innenraum

2014 übernahm Tarkett Desso und plötzlich war Kühn Teil eines riesigen, internationalen Unternehmens. Ein Vorteil: Beim Thema Nachhaltigkeit steht ihr nun ein größerer Hebel zur Verfügung. Den will sie nutzen. Mit den kreislauffähigen Böden im Innenraum kann sie konkret daran mitwirken, dass sich nachhaltige Produkte bei Innenarchitekten und Planern durchsetzen. Swantje Kühn will sensibilisieren, informieren und Möglichkeiten aufzeigen. Das war aber nicht immer so.

„Ich habe anfangs als Innenarchitektin den Fokus ganz klar auf die Wünsche der jeweiligen Nutzer und die gestalterische Qualität eines Projekts gelegt, nicht auf einen sinnvollen Materialeinsatz. Gedanken über den Bestand habe ich mir nicht gemacht. Was wäre vielleicht schützenswert? Was bedeutet der Rückbau?“

Mut machen

Es hat sich seither viel getan und Swantje Kühn zeigt einmal mehr eine ansteckende Begeisterung, wenn sie vom European Green Deal spricht. „Viele Menschen haben endlich verstanden, dass Kreislaufwirtschaft ein super Lösungsansatz ist. Genauso wie ein höherer Anteil von Sekundärrohstoffen, Rücknahmeprogrammen und Recycling. Oft hat man das Gefühl, dass wir zu langsam sind. Disziplin- und länderübergreifende Ansätze machen etwas Mut. Der ist wichtig.


Swantje Kühn (Jg. 1970) absolvierte während ihres Studiums der Innenarchitektur an der FH Wiesbaden ein Fernstudium in Bauzeichnen. Nach zehn Jahren bei Ambrosius Messebau in Frankfurt folgten ab 2006 diverse Projekte für Privatkunden. 2009 übernahm sie das Marketing für Desso. Seit 2013 ist Kühn Produkt- und Nachhaltigkeitsmanagerin, ab 2019 für Tarkett. Der Bodenbelagshersteller entschied 2022, dass sie sich als Nachhaltigkeitsmanagerin DACH ausschließlich diesem Thema widmen soll.

www.tarkett.de

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