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Cultural Entrepreneurship

Welche Impulse kann Kunst dem Unternehmertum geben – und umgekehrt?
It‘s not the Economy

It‘s not the Economy
Das Projekt ‚time/bank‘ setzt Zeit und Geld als Währung zueinander in Beziehung, finanziert aus den Erlösen des Internet-Kommunikations-Versanddienstes E-flux. Foto: Julieta Aranda
It‘s not the Economy. Rethink Entrepreneurship through Culture – eine Tagung in Weil am Rhein. Kunst funktioniert nicht ohne wirtschaftliche Grundlage, aber zu starke Ausrichtung auf wirtschaftlichen Erfolg schadet der Kunst. Cultural Entrepreneurship lautet das Zauberwort für den Versuch, Kunst und Ökonomie produktiv zusammenzuführen.

Autor Hubertus Adam

Cultural Entrepreneurship ist ein Thema, das in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen hat. Dass Künstler unternehmerisch denken und handeln, ist kein neues Phänomen; es ist zumindest so alt, wie Künstler als eigenständige Persönlichkeiten in Erscheinung treten, also seit der Renaissance.

Doch immer noch spukt in den Köpfen das Bild vom Künstler, der unbeirrt und unabhängig seinen Weg geht und sich um Markt und Kapital nicht schert. Die Realität aber ist vielfältiger und zumeist auch weniger heroisch und idealistisch.

Wirtschaftlicher Erfolg bleibt auch für den Bereich Kunst von Bedeutung: Denn wenn die künstlerische Arbeit sich nicht als einträglich erweist, besteht die Gefahr, dass sie versiegt.

Angehende Künstlerinnen und Künstler mit ökonomischem Denken und Handeln vertraut zu machen, ist Aufgabe des „Network for Cultural Entrepreneurship“ an der Hochschule für Gestaltung und Kunst der Fachhochschule Nordwestschweiz in Basel. Durch die diversen Mentoringprogramme, durch Wettbewerbe und Veranstaltungen soll Studierenden der Eintritt ins selbstständige Berufsleben erleichtert werden.

Ziel ist es hier, Personen aus der Kunsthochschullandschaft mit Partnern aus Wirtschaft und Kultur zusammenzubringen und somit den Bereich der Kreativwirtschaft zu stärken. Angesichts stagnierender, wenn nicht gar schwindender Kulturbudgets werden die Möglichkeiten einer Finanzierung jenseits der öffentlichen Hand deshalb immer wichtiger.

Welches Spektrum Cultural Entrepreneurship umfassen kann, verdeutlichte Anfang März die Tagung „It’s not the Economy … Rethink Entrepreneurship through Culture“, welche von der Hochschule für Gestaltung und Kunst gemeinsam mit dem Vitra Design Museum veranstaltet wurde.

Wechselseitiger Bezug

Zu den Referenten zählte unter anderem der Textildesigner Bruno Pieters, der nach erfolgreichen Jahren als Kreativdirektor der Linie Hugo von Hugo Boss eine Auszeit nahm, knapp zwei Jahre durch Indien reiste und anschließend sein eigenes Label Honest By gründete. Dieses wurde erfolgreich durch einen radikal neuen Ansatz in der Modewelt: Auf der Homepage wird exakt Auskunft gegeben über Produktionskette und -bedingungen und auch die Zusammensetzung der Preise ist für die Kunden transparent.

Cultural Entrepreneurship soll Kulturschaffenden helfen

Pieters’ Ausführungen verdeutlichten, worum es den Veranstaltern ging: Cultural Entrepreneurship soll nicht nur Kulturschaffenden helfen, sich ökonomisch zu stabilisieren; Ziel ist es überdies, den Sektor der Ökonomie gesellschaftlich zu verändern. Dass das nicht immer einfach ist, verdeutlichte das Referat von Heike Munder, der Direktorin des Migros Museums für Gegenwartskunst in Zürich. Kunst und Kunstmarkt besitzen gegensätzliche Interessen und sind doch wechselseitig aufeinander bezogen.

Der Designer Matthias Einhoff präsentierte das Berliner Zentrum für Kunst und Urbanistik ZK/U, das an der Schnittstelle von künstlerischer Produktion und städtebaulicher Forschung arbeitet und nicht nur eigene Projekte verfolgt, sondern als transdisziplinäre Plattform auch Kooperationen mit lokalen und internationalen Partnern eingeht.

Der Schriftsteller Ingo Niermann, der sich mit „Minusvisionen“ (2003) gescheiterten Unternehmensgründungen gewidmet hatte, stellte eine Reihe seiner grenzenüberschreitenden Projekte vor, darunter die vor zehn Jahren lancierte Idee einer „Großen Pyramide“ als gigantisches Totenmahnmal für die gesamte Bevölkerung.

Wie eine kulturelle Zusammenarbeit mit Unternehmen funktionieren kann, zeigte der Kurator Burkhard Meltzer (Zürich) anhand eines Projekts mit der Firma USM Haller. Diese beauftragte Meltzer anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des USM-Möbelbausystems von Fritz Haller nicht mit einer klassischen Retrospektive, sondern mit einer Ausstellung und einer Publikation zum Thema „Rethinking the Modular“. Es ging also darum, die Idee des Modularen nach einem halben Jahrhundert neu zu denken.

Transdisziplinäre Plattform

Die vielleicht prominenteste Teilnehmerin des Symposiums war die aus Mexiko stammende, in New York und Berlin lebende Künstlerin Julieta Aranda. Bekannt wurde sie vor allem als Mitinitiatorin des Internet-Kommunikations-Versanddienstes E-flux, der zu einer festen Größe und zu einem erfolgreichen Unternehmen im Kulturbetrieb geworden ist.

Der (wirtschaftliche) Erfolg von E-flux ist kein Selbstzweck, sondern wird dazu genutzt, kulturelle Vorhaben anzustoßen. Jüngstes Beispiel ist das Projekt time/bank, das Zeit und Geld als Währung zueinander in Beziehung setzt und sich auf Ideen des amerikanischen Anarchisten Josiah Warren und des britischen Industriellen und Philanthropen Robert Owen bezieht.

Ein weiteres wichtiges Instrument des „Network for Cultural Entrepreneurship“ ist der Wettbewerb „Swiss Cultural Challenge“. Damit werden junge Kreative aus den Bereichen Design, Kunst und Medien/Musik unterstützt.

Nach Aussagen der Veranstalter lädt der Wettbewerb dazu ein, „die eigene ästhetische Praxis mit ökonomischen Aspekten sowie mit einem Schwerpunkt aus den Bereichen Technologie, Ökologie sowie Gesellschaft zu verbinden“.

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