1 Monat GRATIS testen, danach für nur 7,50€/Monat!
Home » News » Media »

Fotoband Graubunt: Aufnahmen und Eindrücke Ostdeutschlands

Aufnahmen und Eindrücke Ostdeutschlands in den frühen 90ern
Fotoband Graubunt

Meist sind die Bilder des Fotobands ‚Graubunt‘ Schwarzweiß. Eine spannende Zeitreise in ein Land, das es so nicht mehr gibt. Zeitzeugen berichten und geben Einblick in ihre Gefühle und viele Details dieser Zeit.

Erst vor wenigen Tagen wurde die Deutsche Einheit gefeiert. Leise und wegen der Pandemie nicht in dem Umfang, wie ursprünglich geplant. Passend dazu kommt der Fotoband ‚Graubunt‘ daher: ‚Zwischen Anarchie und D-Mark – Ostdeutschland in den frühen 90ern‘. Aufschlussreich für alle, die den Osten besser verstehen wollen, anekdotenreich für die, die ihn so noch erlebten.

„Grau war der Osten, grau, so grau. Bunt war der Westen, bunt, schön bunt. Und das Bunte
roch nach Bohnenkaffee, Sarotti-Schokolade und feinem Parfum. Und das Graue roch nach
feuchten Uniformjacken, nach Filzstiefeln und zusammengeklebten Kantinenkartoffeln. Alles
schmeckte angenehm und aufregend im bunten Sonntagsstaat. (…)“
Auszug aus „Farbsysteme“, Bärbel Klässner

Constanze Eiselt, eine von insgesamt 36 Autoren und Autorinnen, die in über das Nichtmehr und das Nochnicht der Nachwendezeit schreiben, erinnert sich:

„Die Schlacht der ersten und letzten freien Wahl in der DDR war geschlagen, Kohl hatte haushoch gewonnen, die Wiedervereinigung war beschlossene Sache. Ganz Dresden freute sich. Ganz Dresden? Nein! Da gab es mit der Äußeren Neustadt ein gallisches Dorf, dessen Bewohner*innen schon zu DDR-Zeiten eigene Ideen von Gesellschaft und Selbstbestimmung entwickelt und gelebt, Häuser „instandbesetzt“ und politischen Widerstand geleistet hatten.

Und die auch jetzt nicht kampflos in den kollektiven Jubel einstimmen wollten. Schon längst waren die ersten dunklen Wolken am Horizont der blühenden Landschaften aufgezogen: Arbeitslosigkeit, die Kahlschlagpolitik der Treuhand, fremdenfeindliche Übergriffe, Mietwucher. Gegen all dies, und vor allem gegen letzteres wollten die Neustädter ein Zeichen setzen.

Und so wurde an zwei Tagen im Juni 1990 die Bunte Republik Neustadt ausgerufen: durch weiße Striche auf den Straßen in ihrem Hoheitsgebiet gekennzeichnet, ausgestattet mit einer eigenen Regierung (hier wählte man interessanterweise nicht die Form der Kommune, sondern vielmehr die der Monarchie), mit Ministerien wie dem der Wehrkraftzerfetzung und der Pfuinanzen.

Die Flagge zierte Micky Maus im Ährenkranz, es gab mit der Neustadtmark eine eigene Währung, die im Gegensatz zur Realpolitik die DDR-Mark gleichbehandelte, während die D-Mark mit 1:2 abgewertet wurde.“

Bilder des Um- und Aufbruchs

Es sind persönliche Erinnerungen wie diese, die den Fotoband so spannend machen. Neben den eindrücklichen Bildern von Jürgen Hohmuth kommen Bürger der ehemaligen DDR zu Wort, die in sehr persönlichen Worten die Situation um 1990 beschreiben.

Die Themen sind vielfältig: Ob nun die Kaufhalle, die Raucherecke, der Tag des Mauerfalls, die zerfallenden Häuser in den Altstädten oder die Situation rund um die einzige freie Wahl in der DDR vor der Einigung – es zieht den Leser in eine Welt, die für einige Monate bzw. Jahre vermeintlich alles möglich machte und die Lutz Seiler so beschreibt:

Die Dinge geschahen. Man hatte keinen Einfluss darauf.
Das sogenannte eigene Leben,
es war eine ganz und gar unwahrscheinliche,
eigentlich unheimliche Geschichte.

Persönliche Rückschau

Eine sehr persönliche poetische Rückschau auf eine Zeit, in der alles möglich schien. Mit Texten von Gisbert Amm, Gunnar Baganz, Thomas Brasch, Caroline Buchartowski, Jeff Beer, Sabine Conquest, Christoph Dieckmann, Oliver Domzalski, Dietmar Ebert, Constanze Eiselt, Marcus Fehse, Christoph Hein, Gerhard Helmut, Kara Huber, Lars-Broder Keil, Rainer Kirchmann, Bärbel Klässner, Jan von Kurnatowski, Christoph Links, Bernhard Maaz, Markus Meckel, Steffen Mensching, Andreas Metz, Christian Meyer-Landrut, Peter Mühlfriedel, Jörg Müller,Sten Nadolny, Jochen Schmidt, Kathrin Schmidt, Ingo Schulze, Lutz Seiler, Michael Succow, Andreas Ulrich, Peter Wensierski, Hans-Eckardt Wenzel und Detlef Wunsch.

GrauBunt

Zwischen Anarchie und D-Mark – Ostdeutschland in den frühen 90ern

Herausgegeben und mit Fotografien von Jürgen Hohmuth

Fotoband mit 152 Seiten, etwa 80 Abbildungen

Hardcover, Format: 21 x 24 cm,

29,95 Euro

ISBN 978–3–86228–214–2, Berlin, 2020, Edition Braus

Weitere Buchempfehlungen finden Sie hier

Leben in der DDR – das könnte Sie auch interessieren

Ausstellung zum Buch

Nahaufnahme Ostdeutschland, Fotografien von Jürgen Hohmuth 1990 – 1994

Bis 11. April 2021

Museum in der Kulturbrauerei, Knaackstraße 97, 10435 Berlin

 

Leben in der DDR

Anzeige
Top-Thema
Anzeige

Neueste Beiträge
Titelbild md 03-04
Ausgabe
03-04.2024 kaufen
EINZELHEFT
ABO

Architektur Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Architektur-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum arcguide Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des arcguide Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de