Eine gefühlte Ewigkeit ist es her, dass man auf Messen und Design Weeks Ausschau hielt nach neuen Möbeln, Leuchten, Textilien und Accessoires. 3 Days of Design in Kopenhagen fand tatsächlich vom 3. bis zum 5. September statt – mit rund 170 teilnehmenden Herstellern, darunter Kvadrat, Montana, Frederica Furniture, Vipp, Fritz Hansen und Hay.
Traditionell ein Schaulaufen der dänischen Designszene in den Showrooms der Stadt, hatten sich auch einige Labels aus dem Ausland dazugesellt, so wie Burel Factory aus Portugal, Axor/Hansgrohe aus Deutschland und Karimoku Kunst aus Japan.
Skandinavien trifft Japan
Apropos Japan: Das fernöstliche Land verbindet gestalterisch viel mit Skandinavien, insbesondere die Affinität zu reduzierten Formen und die Liebe zum Holz. Der japanische Möbelhersteller Karimoku hat mit Kunst by Karimoku vor einem Jahr eine neue Marke lanciert, die in Kopenhagen eine Möbelkollektion mit Sofa, Sessel, Stühlen, Hocker und (Beistell-)Tischen aus Wengen-, Walnuss- und Eichenholz vorstellte.
Handwerklicher Perfektionismus
Die Designer: das japanisch-dänische Studio Inoda & Sveje, das in Mailand ansässig ist. Die zeitlosen Stücke in organischer Form zeichnen sich durch einen handwerklichen Perfektionismus in der Holzbearbeitung aus, der typisch ist für Japan.
Dazu gesellen sich Polster aus feinem Sørensen-Leder und Textilien von Kvadrat – eine ziemlich gelungene dänisch-japanische Allianz. Außerdem charakterisieren markante Details wie die stark verkürzten Stuhlarmlehnen die Kollektion.
Erfolg ohne Ecken und Kanten
Schaute man sich um in den Showrooms der Stadt, wurde eines schnell klar: Die Dänen setzen voll und ganz auf den Scandi-Look. Das heißt: Natürliche Materialien wie Holz, Leder, Messing und Glas treffen auf zurückhaltende Braun-, Beige- und Pastelltöne, nur gelegentlich durchbrochen von Schwarz oder Weiß.
Hygge-Hype hält an
Was zur Folge hat, dass man die Entwürfe der verschiedenen Hersteller kaum noch voneinander unterscheiden kann. Doch im Mainstream verkaufen sich Möbel, Leuchten und Accessoires im Hygge-Look extrem gut, was man am Erfolg von Labels wie Ferm Living sehen kann.
Konsensfähiger Komplett-Look
Gerade erst ist Gründerin Trine Andersen mit ihrem Unternehmen in ein riesiges Gebäude im Stadtteil Christianshavn gezogen. Im Showroom von Ferm Living lässt sich gut sehen, was den Siegeszug von Hygge erklärt: Die Produktpalette umfasst das ganze Haus – vom Wohnzimmer über die Küche bis zum Kinder- und Badezimmer – alles ist gestalterisch aufeinander abgestimmt.
Ecken, Kanten oder gar Brüche? Fehlanzeige!
Auf dem Holzweg
Während Labels wie Ferm Living auf einen konsensfähigen Komplett-Look setzen, gehen andere Hersteller bei der Produktentwicklung konzentrierter, teils auch gewagter vor. Die Überraschung: Gleich zwei Unternehmen sind ins Holzmöbel-Geschäft eingestiegen, die damit vorher nichts zu tun hatten.
Designstrategie für den Hygge-Markt
Besonders groß ist der Bruch zur bisherigen Designstrategie bei Vipp: Hatte sich der Hersteller in den letzten Jahren vom Metalltreteimer-Fabrikanten Richtung Vollsortiment mit Küchen, Leuchten und Accessoires aus Metall entwickelt, zeigte das Familienunternehmen im neu gestalteten Showroom erstmals eine Möbelkollektion aus massivem Holz.
Vor allem aus wirtschaftlichen Gründen, darf man vermuten, denn mit Edelstahl allein ist der lukrative Hygge-Markt nicht zu erobern.
Skandinavisches Design
Holz spielt im skandinavischen Design seit jeher eine wichtige Rolle, schließlich ist man umgeben von dichten Wäldern. Dass Holz gerade jetzt omnipräsent ist, hat neben seinen ästhetischen, vor allem mit seinen haptischen Eigenschaften zu tun.
Digitalisierung sucht Berührung
In Zeiten allumfassender Digitalisierung dürsten wir geradezu nach Berührung, Unebenheiten und Wärme. Das hat auch Dinesen erkannt und setzt fortan nicht mehr nur auf Holzdielen, sondern auf Möbel aus Eichenholz und Douglasie.
Von Kopenhagen nach Mailand
3 Days of Design ist eine stark auf dänische Hersteller fokussierte Veranstaltung. Schon allein deshalb bildet sie nicht komplett ab, wohin sich die Designbranche bewegt, welche Trends sich abzeichnen.
In Zukunft nachhaltiger leben?
Vielleicht sehen wir Ende September deutlicher, wie die Corona-Pandemie das Wohnen verändert und welche Auswirkungen das Homeoffice auf die Einrichtung zuhause hat und ob wir in Zukunft nachhaltiger leben.
Dann nämlich startet in Mailand die Veranstaltung Design City Milano, die wettmachen will, was mit dem Ausfall von Salone del Mobile und Fuori Salone verloren ging.
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