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Salone del Mobile 2024

Review des Salone del Mobile 2024
So geht Messe

Firmen im Artikel
Fast möchte man Mailand und den Salone del Mobile schon zum Jahressieger ausrufen. In Führung sind die Mailänder allemal. Über 361 000 Besucher können sich mehr als sehen lassen und auch die Qualität der Aussteller der 62. Ausgabe der Einrichtungsmesse stimmte. Mehr als die Hälfte der Besucher kamen aus dem Ausland und unterstreichen somit die führende Position der Messe in der internationalen Interior- und Designszene.

Autor: Jörg Zimmermann

Bereits vor der Eröffnung des Salone del Mobile 2024 war die Stimmung in Mailand prächtig. Sommerliche Temperaturen verwöhnten an den Vortagen der Messe die Frühstarter beim Streifzug zu zahllosen, verstreuten Locations in der Stadt. Auf dem Messegelände in Rho herrschte mehr Ordnung, dort hatten die Veranstalter die Hallen und deren Belegung einmal mehr neu sortiert. Die überwiegende Zahl an Ausstellern im Premium- und Luxussegment rückten gut geordnet ans westliche Ende des Messegeländes, maximal vom U-Bahn-Zugang entfernt.

Pflicht zur Registrierung

Für die Besucher des Salone del Mobile wurde es dann an den Ständen zunächst wirklich ärgerlich: Vor das Betrachten und Erleben der aktuellen Produkte hatten einige Hersteller eine Pflicht zur Registrierung gesetzt. Ohne die Angabe von Name und E-Mail-Adresse und der Zustimmung zu deren Marketing-Verwendung blieb der Zugang zu den Ständen verwehrt. Die Zwangsdigitalisierung sorgte für ungeplante Wartezeiten und Gedränge, eine freudige Customer Experience schafft man so sicher nicht.

Wunsch nach Kontrolle

Nach einigen Jahren mit einladend offenen Standdesigns machten zudem manche Aussteller des Salone del Mobile im wahrsten Sinne des Wortes nun (wieder) dicht. Vorgetragen für die Abschottung wurden gestalterische Gründe, doch hinter den Kulissen war der Wunsch nach Kontrolle ein wesentliches Argument. Ist auch das ein Ausdruck der Unsicherheit im Markt, die anders als im Vorjahr kaum noch verdrängt oder geleugnet wird?

Das oberste Luxussegment scheint dem Vernehmen nach von konjunkturellen Schwankungen kaum betroffen, doch schon im Premiumbereich sieht die Entwicklung anders aus. Während international die Umsatzkurven stabil sind oder noch leicht steigen, geben selbige in Europa unbestritten nach. Die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, der Krieg gegen die Ukraine, die Krise in Nahost und nicht zuletzt die Herausforderungen des Klimawandels drücken auf die Stimmung. Besonders der deutsche Einrichtungsmarkt sei von der zurückhaltenden Konsumstimmung betroffen, mit der vor allem die nationale Baubranche bereits seit längerem kämpft.

Salone
Foto: e15

Nachhaltige Modellpflege

Wohl auch wegen der unübersichtlichen Gesamtlage dreht sich das Neuheiten-Karussell der Möbelhersteller aktuell – erfreulicherweise – mit geringerer Frequenz. Nachhaltige Modellpflege und behutsame Entwicklungen passen einfach besser in volatile Zeiten. Wenn Farbvarianten und Materialergänzungen in der Betrachtung mal nicht als Neuheiten gewertet werden, geht die Drehzahl noch weiter zurück.

Salone
Foto: Tecta

Schwarz ist zurück

Dennoch verdienen dazu zwei Beobachtungen eine Erwähnung: Die Farbe Schwarz, einst Designers Liebling, zwischenzeitlich etwas geschmäht, kehrt stärker zurück auf die Bühne und wird vom Publikum, sprich den Käufern, nach Auskunft unterschiedlicher Hersteller durchaus geschätzt. Schwarz oder sehr dunkel gebeizte Hölzer spielen als farbliche Variante ebenso eine Rolle wie matt schwarze Metalloberflächen bei Gestellen und Tablaren. Fast gegensätzlich wirkt der Auftritt von verchromten Oberflächen, wohl dosiert rücken sie Nebenrollen ins Rampenlicht. Regalböden, Tischbeine, Beistelltische und Türen werden zu glänzenden Akteuren, die blenden und irritieren in Wohnwelten, die weiterhin auf harmonische Raumbilder ausgerichtet sind.

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Foto: Knoll / Federico Cedrone

Weiche Silhouette

Weniger streng und puristisch, eher locker und lebendig wirken die präsentierten Szenen auf dem Salone del Mobile. Die Silhouette der Sofalandschaften werden sanft(er), die Polster wie beim ‚Perron Pillo‘ Sofa von Willo Perron bei Knoll wolkenweich. Auch der Lounge Chair ‚Paf Paf‘ (Mattiazzi) von Marialaura Irvine liefert ein sanftes Sitzgefühl. Wenn schon das Umfeld hart und herausfordernd sind, lösen solcherlei Möbel das Versprechen von Rückzug und Sorgenfreiheit ein. Soft gibt sich aus das Sideboard ‚Tacito‘ von Alessandro Stabile für Magis. Die Türen aus gepresstem, recyceltem Polyester wirken schallabsorbierend, der Clou ist aber das neuartige, mittig angebrachte Scharnier.

Salone
Foto: Dante

Nachhaltigkeit in aller Munde

Nachhaltigkeit ist nun wirklich in aller Munde. Mit Ressourcen schonenden Optimierungen ihrer Prozesse in Produktion und Vertrieb gehen die Hersteller definitiv in eine Richtung, die bald nicht mehr besonders, sondern Standard sein wird. Arper gehört zu den mutigen Unternehmen, die nicht nur in den Details verbessern. Mit einer innovativen Sitzschale aus verpressten Papierbogen definiert das Unternehmen seinen Kunststoffschalen-Klassiker ‚Catifa‘ kreislauffähig neu.

Natürliches Material und eine fast vergessene Technik sorgen für eine überraschende Ästhetik bei den neuen Tischoberflächen des ‚Bell Table‘ von Sebastian Herkner. In filigraner Handarbeit sind geglättete Strohhalme im Kreis zu einem strahlenförmigen Bild gefügt.

Salone
Foto: Alki / Mito

Regionalität ist gefragt

Die Rückbesinnung auf natürliche, regional verfügbare Rohstoffe, traditionelles Handwerk und lokale Produktion ergibt nicht nur in Krisenzeiten Sinn. Salone-Neuling Alki aus dem französischen Baskenland arbeitet als Kooperative, fühlt sich der Nachhaltigkeit auf ganzer Linie verpflichtet und stellt mit der Kollektion ‚Bibolina‘ (Design: Julie Richoz) seine Kompetenz besonders in der Holzverarbeitung unter Beweis. Zanat nutzt traditionelle Schnitztechniken als Markenzeichen, in der Zusammenarbeit mit renommierten Designern wie Michele de Lucchi, Jean-Marie Massaud und auch Sebastian Herkner entstehen langlebige Möbel in einem zeitlosen Design.

Salone del Mobile übertrifft Erwartungen

Während die Hersteller bereits einige Vorstellungen nicht nur für nachhaltige Wohnwelten, sondern auch für den eigenen Unternehmensweg gefunden haben, sind Designevents und Einrichtungsmessen eher noch auf der Suche nach einer tragfähigen und zugleich eigenständigen Position. Mit ziemlicher Sicherheit ist der Salone del Mobile dabei die Ausnahme: Nach sechs Messetagen zogen die Veranstalter hocherfreut Bilanz. Präsidentin Maria Porro findet die „internationale Führungsrolle des Events“ anerkannt und bestätigt.

„Die 62. Ausgabe des Salone del Mobile.Milano hat alle Erwartungen übertroffen.“ Den Erfolg sieht Maria Porro in einer gelungenen Umstrukturierung begründet. „In der Umgestaltung des Formats und der Experience haben wir sowohl den Anspruch der Industrie und der Hersteller als auch die Erwartungen der Besucher im Blick behalten.“ Stark vertreten waren in diesem Jahr wieder Besucher aus China, gefolgt von Deutschland, Spanien, Brasilien, Frankreich und den USA.

Ein treibender Gedanke sei, so Porro, „das Schaffen und Leben einer Community“. Der Erfolg gibt den Machern recht und wird zur Orientierung für andere Veranstalter: Im wohldosierten Mix aus Begegnung und Vernetzung, aus Business und Kultur entsteht Relevanz. So geht Messe – heute und wohl auch in Zukunft.

Informationen zur Milano Design Week hier

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