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Serie oder Sonderleuchten

Serie oder Sonderleuchten
Licht mit individuellem Touch

Serie oder Sonderleuchten? Modulare Licht-Baukästen, digitale Optionen und flexible Fertigung schaffen fließende Übergänge – und Leuchten nach Maß werden zum selbstverständlichen Element im Projekt.

Autor: Martin Krautter

Es hat sich in letzter Zeit etwas verändert in der Sprache der Leuchtenbranche: Wenn es um projektbezogen entwickelte Leuchten-Unikate oder Kleinserien geht, ist die Rede von „individual, bespoke, customized, maßgeschneidert“ – das klingt gleich viel positiver und weniger sonderbar als die Sonderleuchten der Vergangenheit. Individuell ist das neue Normal, so scheint es.

Als Planer und Entwerfer muss man sich nicht mehr mühsam zur richtigen Adresse für Sonderwünsche durchfragen, im Gegenteil: Immer mehr Hersteller vermarkten die Individualisierung aktiv als Service, bilden dafür eigene Sub-Brands oder Abteilungen.

Sonderleuchten
Foto: Luxwerk

Individuell mit kleinen Stückzahlen

Damit fördern sie den Trend, der bei spezialisierten Manufakturen wie Luxwerk aus dem badischen Malterdingen schon seit Jahren zur Unternehmens-DNA gehört. „Bei uns machen Sonderleuchten rund zwei Drittel des Geschäfts aus,“ berichtet Oliver Ost, Lichtplaner und -Berater bei Luxwerk: „Unsere Prozesse sind konsequent darauf eingestellt, individuelle Leuchten gemeinsam mit Architekten und Lichtplanern zu realisieren – auch in kleinen Stückzahlen.“

Sonderleuchten
Foto: Daisuke Hirabayashi

Folgen der Digitalisierung

Die neue Bereitschaft der Industrie, auf den Bedarf im Interior-Design an originellen und individuellen Lichtlösungen einzugehen anstatt „Licht von der Stange“ zu propagieren, fällt nicht zufällig mit dem Siegeszug der LED zusammen. Im Rahmen der Umstellung haben viele Hersteller ihre Lichttechnik massiv modularisiert und miniaturisiert. Digitalisierte Produktionsprozesse der Industrie 4.0 zielen in Richtung Losgröße 1.

So lassen sich Variantenvielfalt und Sonderwünsche viel wirtschaftlicher durch die flexible Fertigung schleusen als früher, als sich meist manufakturielle Parallelstrukturen um diese Aufgaben kümmerten. Die Digitalisierung beschleunigt und vereinfacht zugleich die Vernetzung mit Zulieferern und Subunternehmern für spezielle Fertigungsschritte – etwa wenn es um besondere Oberflächen wie galvanische Metallbeschichtungen geht.

Digitalisierung
Foto: Signify

Dimensionen der Individualisierung

Langsam fassen auch additive Fertigungsverfahren wie 3D-Druck im Leuchtenbau Fuß. Sie ermöglichen die Individualisierung und Parametrisierung von Bauteilen wie Lampenschirmen oder Einbauringen. LED und Digitalisierung brachten zudem neue, spezifische Dimensionen der Individualisierung mit sich: Dazu gehört die breite Auswahl an Lichtfarben und LED-Spektren aus einheitlich geformten Modulen, bis hin zu flexiblen „Tunable White“- oder „Colour Changer“-Versionen.

Digitale Betriebsgeräte lassen sich per DALI oder drahtlos per Bluetooth vernetzen und auf der Software-Ebene frei konfigurieren. Endgültig ins Fließen kommt der Übergang zwischen Serie und Sonderleuchte bei Lichtsystem-Baukästen – ob es nun Strahlersysteme sind, deren Kombinatorik laut Hersteller zu 28 000 Varianten des Serienprodukts führt, oder Elemente für Lichtlinien und -strukturen, die bereits auf Maß geschnitten zur Baustelle kommen.

Sonderleuchten
Foto: Steng Licht

Zielrichtung: Losgröße 1

Gute Zeiten also für Interior-Designer, für die der individuelle Raum den Normalfall darstellt. Selbst dort, wo früher „in Serie“ entworfen wurde, zum Beispiel in großen Bürobauten oder für Retail-, Restaurant- oder Hotelketten, erwarten die Auftraggeber immer differenziertere Konzepte und Entwürfe, die auf den lokalen Kontext oder die Bestandsarchitektur eingehen.

Sonderleuchten übernehmen dabei unterschiedliche Aufgaben im Lichtkonzept. Leuchten-Unikate setzen individuelle Akzente, maßgeschneiderte Einbauten integrieren sich in die jeweilige architektonische Situation, eine markant gestaltete Serie exklusiver „Signature“-Leuchten bildet den roten Faden einer Markenidentität, auch über verschiedene Standorte hinweg.

Räume mit ungewöhnlichen Dimensionen, Formen, Materialien oder Funktionen bringen Standardleuchten an ihre Grenzen – dafür gemeinsam mit spezialisierten Lichtplanern innovative Leuchten zu entwickeln, stellt die „hohe Schule“ des Einsatzes von Sonderleuchten dar. Ein weiteres heißes Thema ist die Sanierung: Der 1:1-Ersatz konventioneller Leuchten durch LED, zum Beispiel aus denkmalpflegerischen Gründen, erfordert oft technische Maßarbeit. Die in der Folge angerissenen Praxisbeispiele decken diese große Bandbreite individueller Beleuchtungslösungen ab.

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Foto: ©HGEsch

Licht als Signatur

Ein aktuelles Musterbeispiel für objekthafte Sonderleuchten – oder fast schon Lichtskulpturen – ist der ‚Lichtbaum‘, den das Büro Kardorff Ingenieure als Blickfang für den inneren Boulevard der neuen DFB-Akademie in Frankfurt entwarfen. Ihre Dimensionen sind monumental: Über 10 Meter hoch ragt das Röhrenbündel in den Luftraum des Baus von Kada Wittfeld Architektur – und wirkt durch die Assoziation an Schilfrohre dennoch leicht und dynamisch.

Das andere Ende der Maßstabsskala markieren die zierlichen, formal an Grubenlampen erinnernden Deckenleuchten, die das Büro Licht Kunst Licht exklusiv für das Museum ‚Goldkammer‘ in Frankfurt gestaltete – ausgeführt in einer goldglänzenden Metalllegierung vom Spezialisten Bergmeister. Unternehmens- und Markenarchitektur, ob im Retail, der Gastronomie oder in Firmenverwaltungen, sind eine weitere Domäne der Sonderleuchten.

So entwickelten die Schweizer Lichtplaner Vogtpartner aus Winterthur mit der Manufaktur Luxwerk eine bildschirmtauglich entblendete Textilleuchte exklusiv für die neu gestaltete Bürolandschaft der Dr. Falk Pharma GmbH in Freiburg: Dank der abgerundeten Dreiecks-Kontur lässt sie sich in freien Clustern flexibel an der Decke anordnen – dabei achteten die Konstrukteure besonders auf eine unkomplizierte Montage.

Sonderleuchten
Foto: Zumtobel

Sonderleuchten und Kleinserie

Bei der Beleuchtung größerer Büroflächen verwischt die Grenze zwischen Sonderleuchte und Kleinserie, wie im Headquarter des Maschinenbauers Wikus in Spangenberg. Dort lieferte Xal einerseits rund 1,2 Kilometer und 800 Lichteinsätze eines projektspezifischen Tragschienensystems, andererseits 120 kreisförmige Pendelleuchten nach Maß, Tunable- White-Technik inklusive.

Vergleichbare Projektdimensionen finden sich bei großen Museen wie der Fondation Beyeler in Riehen bei Basel. Hier ersetzte Zumtobel nach Plänen des Schweizer Büros Matí Lichtgestaltung unter anderem rund 600 in der Tageslichtdecke verborgene Halogen-Wandfluter mit speziellen LED-Wallwashern. Sie sind über Bluetooth vernetzt, um Helligkeit und Lichtfarbe möglichst dem natürlichen Licht anzupassen.

Die nahtlose Integration von Licht in konstruktive Elemente oder Einbauten verlangt häufig nach individuellen Lösungen. Im Innovation Center des Aromenherstellers Givaudan in Zürich (Planung von Lightsphere, Zürich) sind es unter anderem eingeputzte LED-Linien, die die geschwungenen Konturen der Galerien und Treppen im Atrium mit Licht nachzeichnen.

Sonderleuchten
Foto: Frieder Blickle für ERCO GmbH

Aber selbst die schlichteste Form der Modifikation von Scheinwerfern und Strahlern per Sonderlackierung kann einem Projekt schon das gewisse Etwas verleihen, wie das Museumsschiff ‚Peking‘ zeigt – ein Viermaster von 1911, der im Hamburger Hafen besichtigt werden kann.

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