1 Monat GRATIS testen, danach für nur 7,50€/Monat!
Home » Menschen » Innenarchitekten »

Julia Schneider über den Ausbau eines ehemaligen Dachsolariums

Ausbau eines ehemaligen Dachsolariums von iam
Julia Schneider

Innenarchitektin Julia Schneider, Schweizerin und leidenschaftliche Skifahrerin, realisierte den Ausbau eines ehemaligen Dachsolariums in Davos. Absolutes Highlight sind die alten Holzdecken und -stützen, die sie in ihren Umbau integrierte.

„Ich bin Schweizerin. Meine Eltern hatten jahrelang einen Bezug zu Davos. Dieser Ort ist wie eine zweite Heimat für mich und ein Traum, wenn man an seinem Sehnsuchtsort planen kann“, zeigt sich Julia Schneider immer noch begeistert.

Die Planung einer Sanierung und Umwandlung zu einer Loft Suite fand im Hotel National in Davos statt. Ursprünglich hatten sich auf dieser Ebene die Gäste des Hotels in den 1920er bis 1940er Jahren zum Sonnenbaden getroffen. Die Terrasse war offen und halb überdacht. Das Holzgeländer mit den verzierten Stützen des Balkons und die korridorseitigen Holztrennwände schützten die Gäste vor Wind und Wetter. Nach dem Umbau blieb der südseitig offene Charakter erhalten und unterstreicht heute das Erscheinungsbild des Lofts.

Gestaltung zur Südfassade

„Das Holz ist durch die Sonne gegerbt und konserviert.“ Julia Schneider bereitete die Diskussion mit der Denkmalpflege Graubünden vor. Die anfänglichen Bedenken bezüglich einer Umnutzung und baulichen Veränderung des Dachsolariums konnte Sie mit einem engagierten Schreiben und einer anschaulichen Skizze vertreiben. „Dieses Projekt bin ich architektonisch angegangen. Ich konnte klar formulieren, dass die alte Bausubstanz durch einen vorsichtigen Modernisierungseingriff nur noch besser zur Geltung käme.“ So schrieb sie damals an das Amt für Kultur: „Durch die offene Gestaltung zur Südfassade hin und durch die Schaffung eines Einraumes mit Öffnungen, die gegebenenfalls durch Schiebetüren zur Glasfassade hin geschlossen werden können, wird der historische und für Davos nahezu einmalige Charakter des Solariums wiederbelebt.“

Inhalt steht im Vordergrund

Julia Schneider will sich mit ihrem Büro für Innenarchitektur auf keine Bauaufgabe spezialisieren. Zu ihren Bauprojekten gehören besondere Bauten wie das Diözesanmuseum in Freising, Shops, Restaurants, private Wohnungsbauten, Hotels, Messeauftritte und Praxen. „Ich höre gern zu und befasse mich intensiv mit den Anliegen meiner Bauherren. Da scheint die Größe meines Büros für viele Bauherren attraktiv zu sein.“ Ihr Team besteht aus zehn Frauen. Es sei Zufall, dass es nur Frauen seien. „Wir sind ein eingeschworenes Team“, lacht sie. Die Dynamik im Team funktioniere gut. „Wir bringen die Dinge auf den Punkt. Unsere Kunden haben Anliegen, das wir analysieren und planerisch und gestalterisch umsetzen. Wir können mit unserer Innenarchitektursprache eine attraktive Gestaltung erreichen.“ Dabei stehe der Inhalt im Vordergrund, daraus resultiere das Ergebnis.

Modernes Erscheinungsbild

Beim Umbau des Dachsolariums durch den Generalunternehmer Lazzarini aus Chur gab es begrenzende Momente. Der Balkon musste bleiben. Baurechtlich war da nichts zu machen. 2002 wurde das Dachsolarium als Kulturgüterinventar geschützt. Mit seinen vier Metern ist es sehr schmal. Julia Schneider entschied sich für einen offenen Grundriss mit Durchgängen direkt an den Fenstern, sodass man sich frei im Raum bewegen kann. Schiebetüren helfen, die Fläche zu gliedern ohne sie zu begrenzen. Als Kontrast zum dunklen, historischen Holz setzte die Innenarchitektin einen hellen Betonestrich ein. Sie sei an den Entwurf recht frei herangegangen und wollte sich durch die Schmalheit der Fläche nicht einengen lassen. Betrachtet man die Bilder, scheint der Anspruch ein minimalistisches und modernes Erscheinungsbild zu entwickeln, erreicht.

Hochwertige, natürliche Materialien

In der Küche dominiert ein monolithischer Küchentresen aus Travertin. Er fügt sich farblich harmonisch in das Gesamtbild. Die Räume wirken schlicht, klar, zeitlos und großzügig. Der wohnliche Charakter ergibt sich durch den Einsatz von hochwertigen, natürlichen Materialien, Oberflächen und Farben. Zudem achtete die Innenarchitektin auf eine hohe Qualität der Produkte. Im hinteren Bereich fand sich sogar noch Platz für eine Sauna mit Blick über die Schweizer Berge. Julia Schneider und ihrem Team ist es gelungen, die Historie des Ortes zu respektieren und dabei dennoch ein zeitgemäßes Erscheinungsbild zu erreichen.


Fakten

Projekt: Ausbau eines ehemaligen Dachsolariums

Standort: Hotel National, Davos, Schweiz

Fertigstellung: 2023

Fläche: 120 m²

Bauherr: Davos Klosters Bergbahnen AG

Generalunternehmer: Lazzarini AG Chur, Projektleitung Prisca Esslinger

Innenarchitektur: iam interior architects munich, Julia Schneider, Projektleitung Fabienne Mangeon, Webseite des Büros

Produkte/Hersteller: Parkett Eiche von Bauwerk, Küchentresen aus Travertin, Leuchten von Louis Poulsen, Armaturen ‚Atrio‘ im Bad und in der Küche von Grohe, Fließbeton, Mosaikfliesen von Cinca

Fotos: Ingo Rasp


Foto: Elias Hassos

Julia Schneider

Nach einem Ausflug in die Kunstgeschichte studierte Julia Schneider (Jg. 1976?) Innenarchitektur an der FH Rosenheim (1996–2001). Im Büro Schmidhuber und Partner sammelte die Schweizerin erste Berufserfahrungen. 2007 gründete sie atelier sv. Seit 2014 ist sie Inhaberin von iam / interior.architects.munich in München.

Weitere Projekte finden Sie hier

Anzeige
Top-Thema
Anzeige

Neueste Beiträge
Titelbild md 03-04
Ausgabe
03-04.2024 kaufen
EINZELHEFT
ABO

Architektur Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Architektur-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum arcguide Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des arcguide Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de