Architekt Klaus Sporer erneuert das Gourmetrestaurant Pur in Berchtesgaden. Die Rückmeldung der Kunden ist extrem gut. Warum ist das so? Und welches ist sein Lieblingsdetail?
Am Anfang stand die Frage: „Welche Menschen gehen in dieses Restaurant?“ Es sind Genießer, die sich öfter ganz selbstverständlich ein hochwertiges Essen leisten können und es sind auch Gäste, die sich gern zeigen und gesehen werden wollen. Für zweitere entstand die Idee zur erhöhten und exponierten Sitznische aus Weißtanne mit indirekter Ausleuchtung.
Instagram-tauglich
Es stellte sich heraus: Diese Ecke eignet sich super für Instagram und Tiktok. „Mittlerweile habe ich im Internet gesehen, dass der runde Kreis auch farbig hinterleuchtet wird – das war zwar nicht unsere Intention, besonders wenn man sich das dezente, hochwertige Interior dieses Sterne-Restaurants anschaut. Aber wie heißt es? Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler“, erklärt Klaus Sporer sein Verständnis von Dienstleistung, auch als Architekt.
Reinheit der Lebensmittel
‚Pur‘ steht für die Reinheit und Direktheit der Lebensmittel. Darauf bezieht sich auch die gedeckte, klare Material- und Farbauswahl mit viel Holz, Leder, Textil und rauem Putz. Das Kempinski wollte an diesem Ort ein extrem schickes Ambiente. Zur reduzierten Karte, die den Geschmack der einzelnen Lebensmittel zur Geltung kommen lässt, sollte auch das Interior passen. „Dann müssen wir uns mit der Innenarchitektur eben anpassen, war unser Fazit“, erinnert sich Klaus Sporer.
Ruhige Atmosphäre
Es ist eine extrem ruhige und entspannte Atmosphäre entstanden. Nichts lenkt vom Essen und den Gästen ab. „Das Restaurant liegt in einer Höhe von ca. 1000 m und man hat tagsüber einen wahnsinnig schönen Blick über das Alpenpanorama. Aber das Restaurant ist am Abend geöffnet. Wenn es dunkel ist. Also haben wir mit Textilien gearbeitet.“
Gedeckte Farben, eine Lichtplanung von Martine Weiser, bei der auf die Farbe des Rotweins geachtet wurde und feine Materialien unterstützen den hochwertigen Charakter des Raums. Wie aber passt die Leuchte in der Mitte dazu? „Sie bildet einen bewusst gesetzten Konterpart und doch hängt sie nicht zusammenhanglos da“, erklärt Klaus Sporer die Idee der Lichtskulptur. „Wenn der Goldchmuck der Frauen leuchtet, entsteht ein Bezug.“
Die Leuchte hängt direkt über einer kleeblattförmigen Anrichte. Diese nimmt auch die Taschen der Gäste auf. Klaus Sporer versucht immer auch solche wichtigen Details mitzudenken. Das mache in der Summe den Unterschied.
Gefahr eines Flüstergewölbes
Auch bei der Akustik wurde an alles gedacht. Die Geometrie des Restaurants stellte die Gestalter vor eine Herausforderung. „Bei einem runden Raum besteht die Gefahr eines Flüstergewölbes – plötzlich versteht man die Nachbarn am anderen Ende des Raumes“, weiß der Architekt. Sie brachten vollflächig eine Mineralwollschicht in einer Höhe von 3-4 cm auf, das Ganze schwimmend. Schlitze und Auslässe in der Decke verringern die Geschwindigkeit des Schalls und verstecken die Lüftung.
„Das Feedback war wahnsinnig gut“, freut sich Klaus Sporer. Und mit der Zweckentfremdung der Nische hat er auch seinen Frieden geschlossen.
Klaus Sporer
Klaus Sporer (Jg. 1958) träumte schon als 15-Jähriger vom Beruf des Innenarchitekten. Er studierte dann aber doch Architektur in Stuttgart und begann 1985 im Büro Sahm Interdesign. 2000 folgte die Gründung von Sporer Plus mit Partnern.
Fakten
Projekt: Gourmet Restaurant Pur
Standort: Hintereck 1, 83471 Berchtesgaden
Bauherr: Kempinski Hotel Berchtesgaden
Bauaufgabe: Neugestaltung des Restaurants
Fertigstellung: 2020
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