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Der ganz persönliche Luxus

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Der ganz persönliche Luxus

„Keramische Kompetenz erleben“, lautete das Motto einer exklusiven md selected-Veranstaltung mit den Kooperationspartnern Villeroy & Boch und Raumprobe. Im Hintergrund stand die Frage, welchen Stellenwert hochwertige Produkte, mit anderen Worten das Exquisite heute hat.

An einem „materialintensiven Ort“, den Räumlichkeiten der Raumprobe in Stuttgart war eine kleine Expertenrunde zusammengekommen, um zu hinterfragen, was wir heute als außergewöhnlich empfinden und wahrnehmen. „What is Luxury?“. Diese Frage stelle Susanne Tamborini, Chefredakteurin der md, die durch den Abend führte, zum Auftakt in den Raum.

Sie selbst beantwortete sie so: „Ich konnte in der gleichnamigen Ausstellung, die das Londoner V& A vor drei Jahren zeigte, ganz wunderbar studieren, dass das Außergewöhnliche sehr vielgestaltig sein kann. Denn je nach Kultur, persönlichen Lebensumständen und individuellen Ansprüchen ist das, was wir als außergewöhnlich wahrnehmen, doch sehr unterschiedlich. Aber eines bleibt mit Sicherheit konstant. Begehrenswert wird immer das sein, was selten ist und außergewöhnlich.“

Um das Außergewöhnliche überhaupt schaffen zu können ist natürlich Kompetenz und Könnerschaft erforderlich. Das muss nicht zwangsläufig das handwerkliche Einzelstück sein, das kann auch die industrielle Kompetenz mit ihren Möglichkeiten sein, innerhalb der Serienfertigung ein Produkt herzustellen, welches auf die persönlichen Wünsche des Kunden zugeschnitten ist.

Industrielle Kompetenz

Was in diesem Kontext möglich ist, erläuterte Thimo Franke, der bei Villeroy & Boch im Unternehmensbereich Bad & Wellness als Vertriebsleiter tätig ist. Die Zuhörer begaben sich auf eine unterhaltsame Zeitreise in die erfolgreiche Firmengeschichte, die von den Mettlacher Platten bis hin zu individuell gefertigten und handbemalten Waschtischen, für die Marcel Wanders verantwortlich zeichnet, reichte.

Auch die technische Kompetenz des Unternehmens wurde mit einem Blick hinter die Kulissen der Porzellanherstellung aufgezeigt. „Schlicker ist der Anfang der Keramischen Masse“. Dieser Satz wird wohl allen Anwesenden in Erinnerung bleiben. Man erfuhr etwas über die „keramischen Rezepte“, die in Mettlach entwickelt wurden und werden, über Besonderheiten der komplexen Fertigungsprozesse und darüber, wie hoch der Anteil der Handarbeit noch heute ist.

Ein dfinitiv außergewöhnliches, im Sinne der obigen Definition auch wahrhaft luxuriöses Produkt schuf Villeroy & Boch für das Hotel Fonteney in Hamburg. Man lieferte für die Suiten mit Platin beschichtete Waschbecken in limitierter Auflage.

Die Begeisterung für die Möglichkeiten und die Bandbreite eines Materials verbindet Thimo Franke sicherlich mit Hannes Bäuerle den geschäftsführenden Gesellschafter der Raumprobe, der im Anschluss einen kenntnisreichen Impulsvortrag über „Keramik in der Architektur und Badwelt“ hielt.

Parforceritt durch die Keramikgeschichte

Produkte aus Keramik, so wurde schnell klar, sind seit Tausenden von Jahren eng mit der menschlichen Kulturgeschichte verbunden. Man denke nur an das berühmte Ischtar-Tor von Babylon aus farbiger Baukeramik, das heute im Berliner Pergamonmuseum bestaunt werden kann. Die Faszination für hochwertige Baukeramik ist bei Architekten und Innenarchitekten nach wie vor ungebrochen. Bäuerle verwies beispielhaft auf den programmatischen Aufsatz „Über das Bauen mit Ziegeln“ des Stuttgarter Architekturbüros Lederer, Ragnarsdóttir, Oei.

Doch ging es Bäuerle nicht nur um die sinnliche Wahrnehmung des Materials, sondern auch um das Know how, das dahintersteckt. Man denke nur an den Verwendungszweck, seien es Funktionskeramik, technische Keramik oder Sanitärkeramik. So sind dreidimensionale Fassadenfliesen mit keramischem Siebdruck individuell herstellbar und Echtmetalldekore bereits State of the Art.

Bäuerle beendete seinen wahren Parforceritt durch die Welt der Keramik mit einigen Überlegungen „Wohin die Reise geht“. Für ihn ist Keramik „ein Werkstoff mit Zukunft“. Beispielsweise faserverstärkte Keramik (CBPC) oder hochinnovative Keramikprodukte in der Automobil- und Medizintechnik. Für alle, die sich von seiner Begeisterung anstecken ließen, hatte er noch den abschließenden Rat parat: „Besuchen Sie die europäische Keramikstraße.“

Last but not least: Verena Potthoff. Die Kulturwissenschaftlerin und Modedesignerin lehrt an der Hochschule Pforzheim in den Studiengängen Mode- und Accessoiredesign über Materialkonzeption und –entwicklung. Ihr Vortrag stand unter dem Motto: „Luxus im Wandel und was wahrer Luxus heute bedeutet“.

Luxus – Von der Notwendigkeit des Überflüssigen

Was genau lässt eine Sache überhaupt zu Luxus werden und welche Bedeutung hat Luxus für den Einzelnen? „Sind es die hochwertigen Materialien, die aufwändige Verarbeitung, deren mögliche Limitierung oder nur der Preis und das damit verbundene Prestige?“ Mit dieser interessanten Fragestellung ging Verena Potthoff gleich in medias res.

Doch zunächst gab sie einen kulturhistorischen Abriss über die unterschiedliche Bedeutung und Bewertung, die Luxus im Laufe der Jahrhunderte erfahren hat. Wurde Luxus von der Antike an als das Ausschweifende und Zügellose überwiegend verurteilt, fand ab 1700 ein Sinneswandel statt und der Luxus erfuhr eine Aufwertung.

Zunehmend wurde auf dessen „verfeinernde und kultivierende Wirkung“ verwiesen. Doch nichts war von Dauer und erneut setzte sich eine Haltung durch, die eine übertrieben luxuriöse Lebenshaltung als Protz an den Pranger stellte. Gegenwärtig lässt sich eine Hinwendung zu immateriellen Luxusgütern beobachten.

„Wer alles hat, sehnt sich nach dem Nichts“, zitiert Potthoff aus einem Essay von Reinhard Knoll in der Süddeutschen Zeitung. Damit verlagert sich zugleich der Schwerpunkt von der Außen- auf die Innenperspektive. Es geht nicht mehr um Luxus in seiner demonstrativen Form, als Protz oder Präsentation des sozialen Status, sondern um die ganz persönliche Erfahrung, die mit dem „Besitz von Luxus“ verbunden ist. Unter den veränderten modernen Bedingungen rücken insbesondere Aspekte wie Erlebnisqualität, aber auch Authentizität und Individualität verstärkt in den Fokus.

„Im Hinblick auf die zunehmende Digitalisierung und Virtualisierung des Erlebens gewinnt möglicherweise auch die sinnliche Erfahrbarkeit des Materials selbst eine neue Bedeutung“, schloss Verena Potthoff ihren Vortrag. Einen sinnlichen Genuss erfuhren alle Anwesenden zum Abschluss des Abends bei einer kultivierten Weinprobe, kurzweilig moderiert von Christian Dautel vom Weingut Dautel in Bönnigheim.

Autor Alexander Kuckuk

www.raumprobe.de

www.villeroy-boch.de

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