Wahrscheinlich denken viele zuerst an Los Angeles, wenn es um Mid-Century-Architektur in den USA geht. Doch Palm Springs – rund zwei Autostunden östlich der Megametropole gelegen – ist beinahe flächendeckend mit Häusern aus dieser Zeit bebaut.
Das hat seinen Grund: Hollywood-Stars entdeckten die Stadt bereits in den 1940er-Jahren. Aufgrund der strengen Verträge der Filmstudios durften sich die Schauspieler nur ineinem gewissen Radius um Los Angeles bewegen, um notfalls schnell wieder zum Dreh zurück zu sein.
Stars wie Frank Sinatra, Elizabeth Taylor und Kirk Douglas wollten in Palm Springs wohnen und heuerten Architekten für den Bau ihrer Häuser an – darunter John Lautner, Richard Neutra und Donald Wexler.
Vergnügungsarchitektur
Nachdem die Stadt in den 1970er- und 8oer-Jahren ein wenig von ihrem Glanz verloren hatte und vor allem die „Snowbirds“ genannten Rentner aus anderen US-Staaten zum Überwintern kamen, ist es aktuell wieder ziemlich en vogue, in Palm Springs zu sein. Egal ob für einen Urlaub, ein Wochenende im Ferienhaus oder gleich für immer.
Diese Nachfrage entsteht unter anderem deshalb, weil der Mid-Century-Style seit einigen Jahren angesagt ist – angeheizt zum Beispiel durch amerikanische TV-Serien wie Mad Men. Das Interesse ist aber auch deshalb geweckt, weil die Gebäude so gut zur Stadt und der sie umgebenden Landschaft passen.
Mid-Century-Architektur im Mittelpunkt
Die meist einstöckigen Häuser nehmen sich zurück. Sie wirken von außen kleiner als sie in Wirklichkeit sind. Spektakulär die Formen und Farben: additiv aneinandergereihte Kuben, gleißend weiße Fassaden, Fensterbänder für überraschende Ausblicke, Türen in Knallbonbonfarben, wild gemusterte Schlackenbetonsteine, sogenannte „Breeze Blocks“ sowie Pools in Nierenform.
Häuser besitzen hier beispielsweise der Schauspieler Leonardo DiCaprio (‚Dina Shore Residence‘ von Donald Wexler aus dem Jahr 1964) oder Moschino-Designer Jeremy Scott (‚Elrod House‘ von John Lautner aus dem Jahr 1968).
Wer nicht zu den Glücklichen zählt, kann dennoch das Ambiente der 1950er- und 60er-Jahre inhalieren, etwa in einem der zahlreichen Hotels aus dieser Zeitspanne.
Im Zentrum steht der Pool
Eines der berühmtesten Hotels der Stadt ist das ‚Del Marcos‘, ein Entwurf von William F. Cody aus den späten 1940er-Jahren. Es fällt durch eine asymmetrische (Naturstein-)Fassade auf. Dagegen ist die Anordnung der Zimmer um einen Pool herum typisch für diese Zeit. Gefragt ist auch das ‚Avalon‘, ein luxuriöses Boutiquehotel mit einem Interiordesign von Kelly Wearstler, das aus lauter kleinen Häuschen besteht.
Wer sich für die Architekturikonen von Palm Springs interessiert, kommt am besten zur „Modernism Week“ im Februar hierher oder im Oktober, wenn es eine kleinere, aber charmantere Preview gibt. Dann quillt die 45 000-Einwohner-Stadt geradezu über vor Veranstaltungen, Ausstellungen und Vorträgen rund um das Thema Architektur und Design.
Architekturikonen
Das schönste daran: Viele der Häuser können auch von innen besichtigt werden – Architekturikonen wie das ‚Frey House II‘ (von Albert Frey, 1963) und die ‚Frank Sinatra Residence‘ (von E. Stewart Williams, 1955) ebenso wie die vielen Wohnsiedlungen der amerikanischen Mittelschicht.
Wer denkt, die Siedlungen wären weniger interessant, der irrt. Hier wird auf kleinerem Grundriss das gesamte technische und ästhetische Architekturvokabular der Ära des Mid-Century-Architektur durchdekliniert.
Ebenfalls interessante Beispiele für die Architektur dieser Zeit in Palm Springs sind der Flughafen, Tankstellen, Golfclubs und Schulen.
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