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Dutch Design Week 2023: Neue Perspektiven

Dutch Design Week 2023
Auf der Suche nach neuen Perspektiven

Neun Tage lang, vom 21. bis zum 29. Oktober, verwandelte sich die niederländische Stadt Eindhoven in einen Ort des kreativen Austauschs. Internationale Zukunftsdenker aus unterschiedlichen Designdisziplinen präsentierten während der Dutch Design Week 2023 ihre neuen Forschungsansätze, Konzepte, Systeme, Materialien und Produkte.

Autorin: Annie Kuschel

Das Thema „Picture this“ ist laut den Organisatoren der Dutch Design Foundation (DDF) als dringender Aufruf zu verstehen, „den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen zu begegnen und neue Blickwinkel auszuprobieren“. Diesem Appell folgten rund 2600 Aussteller sowie 350 000 Besucher. Dem wechselhaften Wetter trotzend, strömten Designenthusiasten durch Straßen, Gebäude und insgesamt zehn definierte Stadtgebiete.

Dutch Design Week 2023

Dieses Jahr neu: Statt jährlich bekannte Designpersönlichkeiten zu Designbotschaftern zu küren, wählte die Dutch Design Week 2023 (DDW) erstmalig drei renommierte Designvorbilder, sogenannte „Beacons“ aus. Unter ihnen das niederländische Büro Muzus Design mit den Social-Designerinnen Neele und Sanne Kistemaker, den britischen Gestalter Yinka Ilori sowie den deutschen Industriedesigner Stefan Diez. Ihre Aufgabe ist es nun, über einen längeren Zeitraum der Designcommunity Halt in dieser schnelllebigen unruhigen Zeit zu bieten und mit der nachkommenden Generation in Austausch zu treten.

Die überwältigende Vielfalt an Ausstellungen sortierte die Dutch Design Week 2023 in fünf übergeordnete Kategorien beziehungsweise „Missionen“ ein: Erreichen einer gleichberechtigten Gesellschaft, die digitale Zukunft herausfordern, Gestaltung von Lebensraum, unseren Planeten gedeihen lassen sowie die Steigerung von Gesundheit und Wohlergehen.

In ihrer Abschlussarbeit „Slavic Phantasmagoria. Orphanage of Meanings“ interpretiert Sonia Górecka slawische Folklore und Symbole. Ihr Ziel ist es, aus der Designperspektive heraus auf die Instabilität dieser Region aufmerksam machen. Foto: Femke Reijerman

Erreichen einer gleichberechtigten Gesellschaft

„Hierfür müssen wir Menschen Systeme und Beziehungen schaffen oder reaktivieren, die für alle einen Wert haben“, so die Veranstalter der Dutch Design Week 2023. Auffällig war in dieser Ausgabe eine starke Auseinandersetzung junger Gestalter mit ihrer Identität, Herkunft sowie dem Thema der Gleichwertigkeit. Hierzu präsentierten mehrere Bachelor- und Masterabsolventen der Design Academy Eindhoven in einigen leer stehenden Geschäften des Heuvel Kaufhauses ihre Arbeiten.

Etwa die multimediale Installation von Sonia Górecka. Mit „Slavic Phantasmagoria. Orphanage of Meanings“ kreierte sie einen Wandteppich mithilfe moderner und traditioneller Techniken. Davor platzierte Górecka Backsteine mit eingravierten Motiven aus antiken Folklorebüchern. Gemeinsam mit slavischer Chormusik lädt die Installation dazu ein, „das Zusammenspiel von Tradition und Moderne zu beobachten sowie den Wert kultureller Symbole im Kontext einer globalisierten gleichwohl sich rasant verändernden Welt aus einer neuen Perspektive zu betrachten“, so Górecka.

Der Showroom des Leuchtenherstellers Aptum befindet sich im Designgebiet Canal und stellte eine Auswahl an Kollaborationen mit unterschiedlichen Designbüros aus. Foto: Nick Bookelaar

Die digitale Zukunft herausfordern

„Diese Kategorie beinhaltet die Erkundung virtueller Welten, KI, globale Plattformen sowie individuelle Erfahrungen im digitalen Raum.“ Im Designareal Canal hat die Leuchtenfirma Aptum ihren Showroom. Regelmäßig kooperiert sie mit Kreativen anderer Designdisziplinen. Mit dem Niederländer Damon van Drimmelen von Postnew, einer Agentur für Animationsdesign, entstand eine Wandleuchte. Ziel hierbei war es, das Farbenspiel von Postnews Animation mithilfe dichromatischer Materialien in ein physisches Leuchtobjekt zu übersetzen. Mit „Adapted Reality“ ist es ihnen gelungen. So gilt es laut Tineke Beunders und Nathan Wierink von Aptum, nun die Frage zu beantworten: „Hat sich die Realität der digitalen Welt angepasst oder umgekehrt?“.

Innenansicht: BRIC steht für „Biobased Renewable Innovative Constructions“. Die Architektin Snehal Hannurkar entwickelte den Pavillon in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Eindhoven. Im Rahmen der Ausstellung „Drivers of Change“ präsentierte Hannurkar alternative Materialien, um somit biobasiertes Bauen bekannter zu machen. Foto: Snehal Hannurkar

 Gestaltung von Lebensraum

„Materialien spielen eine große Rolle dabei, unseren Lebensraum qualitativ hochwertig und nachhaltig zu gestalten.“ Ein Beispiel hierzu konnten Besucher auf dem Platz Ketelhuisplein, dem Herzstück der DDW, finden: den BRIC Biobased Pavillion, ein transportables Projekt der TU/e Eindhoven, gestaltet von Architektin Snehal Hannurkar. Der Pavillon ist so konzipiert, dass er in einem Tag auf- und wieder abgebaut werden kann. Ideal, um an unterschiedlichen Orten das Wissen über umweltbewusstes Bauen weiterzugeben. Alle verwendeten Materialien sind nachhaltige Verbundstoffe, wie etwa die Zeltplane aus Kork oder die Stützkonstruktionen aus Flachs, Hanf und Holzabfällen.

Auf dieser Ausstellungsfläche präsentierten sechs niederländische Firmen ihr Dilemma zum Thema zirkuläre Produktion. Ihr Vorhaben ist es, gemeinsam Transparenz in die Möbelbranche zu bringen und die Besucher gleichzeitig zum Diskutieren anzuregen. Foto: Max Kneefel

Unseren Planeten gedeihen lassen

„Für einen gesunden Planeten muss Design die Kraft der Natur fördern. Ihr mindestens jedoch nicht im Wege stehen“, so die Erläuterung dieser Kategorie. Diese Mission lässt sich nicht im Alleingang meistern. Daher schlossen sich sechs niederländische Möbelfirmen zusammen, um gemeinsam die Zukunft des Wohnens zirkulär auszurichten. Unter ihnen die Teppichmanufaktur CS Rugs, Polstermöbelspezialist Gelderland sowie die Möbelhersteller Arco, Label van den Berg, Lande Family und Leolux.

Die ersten Anregungen präsentierten sie mit dem Titel „Future Factory Furniture“ in einer der Hallen des Klokgebouw, einem ehemaligen Fabrikgebäude des Elektronikkonzerns Philips. Mit dieser Ausstellung legen die Firmen offen dar, welche Materialien sie verwenden. Dafür zerlegten sie im Vorfeld etwa Sessel in ihre Einzelteile und stellten alle verwendeten Komponenten zur Schau. Ziel ist es, Gespräche mit Fachbesuchern anzuregen und Interessierte über ihre Vorhaben, wie etwa Garantie und Verifizierung der Materialien oder den verantwortungsvollen Umgang mit Energie, zu informieren.

Der Stand der German Design Graduates im Klokgebouw. Amelie Klein und Jana Scholze kuratierten die Ausstellung „Making Noise. Suggestions for a Complex World“. Foto: Ilco Kemere

Steigerung von Gesundheit und Wohlergehen

„Diese Mission umfasst Designs mit dem Ziel, Gesundheits- und Lebensqualität zu verbessern.“ Jan Lindstedt hat für seine Bachelorarbeit „Green Shade“ ein System zur Fassadenbegrünung im urbanen Raum entwickelt. Der Deutsche Rat für Formgebung stellte dieses neben vierundzwanzig weiteren Projekten im Rahmen der Initiative „German Design Graduates“ (GDG) ebenfalls im Klokgebouw aus. Lindstedt entwickelte ein kosteneffizientes und nachrüstbares Konzept für vertikale Gärten in Form von schiebbaren Fensterläden. Sein Ziel ist es, die steigende Temperaturkurve in Städten wieder abzuflachen sowie Gebäude zu kühlen. Die Pflanzen bieten zudem ein natürliches Habitat für Insekten und Vögel. „Green Shade“ entstand in Zusammenarbeit mit dem deutschen Aluminium-Fensterladenhersteller Ehret.

Das Projekt „Designed to Die“ von Janek Beau bietet die Möglichkeit für Trauergäste einer Urnenbeisetzung, ein neues Ritual zu implementieren. Foto: Janek Beau

Fünf Missionen

Eine weitere Bachelorarbeit im Rahmen der GDG-Ausstellung mit dem Namen „Making Noise. Suggestions for a Complex World“ kam von Janek Beau. Sein Design gilt der Schaffung eines neuen Rituals für Urnenbestattungen. „Designed to Die“ beschäftigt sich sowohl mit der ästhetischen Seite der Trauerbewältigung als auch mit der Zeremonie selbst. Hierfür kreierte Beau einen Kerzenkranz aus biologisch abbaubarem Sojawachs. Die vorher mit diesem Wachs beschichtete Urne steht in der Mitte. Die Trauergäste schmücken den Kranz, zünden die Kerzen an und platzieren ihn über dem Grab. Nach ca. 45 Minuten fällt die Urne durch das Hinwegschmelzen des Materials ins Grab. „Das gibt den Hinterbliebenen Zeit und Gelegenheit, das Leben zu zelebrieren“, so der Designer.

Mit diesen fünf „Missionen“ will die DDW unterstreichen, dass Design eine wichtige Rolle einnimmt, um die Zukunft der Menschen und des Planeten mitzugestalten und zeitgleich neue Sichtweisen zu generieren. Rückblickend fasst Miriam Lubbe, Kreativleitung der Dutch Design Week 2023 die Edition zusammen: „Ich bin dieses Jahr sehr von der Dringlichkeit und Relevanz der Projekte beeindruckt. Wir werden nachkommenden Generationen und Designtalenten weiterhin Raum bieten. Es liegt an uns, diese Mission fortzuführen.“

Die nächste DDW findet 2024 vom 19. bis 27. Oktober statt. Das ist eine erfreuliche Perspektive!

Webseite der Designmesse

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