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Dorothee Maier

Im Gespräch mit der Innenarchitektin
Dorothee Maier

Gute Gestaltung umfasst für die Innenarchitektin mehr als passende Materialien und Farben. Dorothee Maier will alle Sinne ansprechen – wie bei der Chiemseebäckerei: „Ein gut gestalteter Raum verfügt über große Strahlkraft.“

Autorin Katharina Feuer

Alle Sinne spricht die neue Innenraumgestaltung der Hauptfiliale Stumhofer an. Die Bäckerei ist ein seit 1792 geführter Familienbetrieb am Chiemsee. Das Haupthaus – es gibt zwei weitere Filialen – war in die Jahre gekommen. Das Logo hatte Dorothee Maier mit ihrem Büro Meierei bereits 2007 entworfen. Nun sollte das Interior zeitgemäß gestaltet werden. „Wir haben uns sehr gefreut, als wir diesen Auftrag erhalten haben. Ein Umbau bedeutet eine riesige Investition. Und natürlich fragt sich der Bauherr, ob diese sich lohnt.“

Sie hat sich gelohnt. Seitdem die Energie- und Rohstoffpreise gestiegen sind – Zucker weist eine Preissteigerung von 100 % auf – gibt es kleinere Rückgänge in den Filialen, nicht aber im Haupthaus. Hier bleibt der Umsatz konstant.

Nur noch Online? Hat der Laden eine Chance?

„Ich bin mir sicher, dass das auch an der Gestaltung liegt. Der Kunde erhält nicht nur sein Brot, sondern auch ein sinnliches Kauferlebnis. Die ganze Ausstattung strahlt eine hohe Qualität und Wertschätzung aus. Wertschätzung für die Produkte, die verkauft werden, aber auch Wertschätzung für die Kunden“, davon zeigt sich die Innenarchitektin überzeugt.

„Wir fragen uns, warum Menschen online oder beim Discounter einkaufen. Ist es Bequemlichkeit? Ist es der Preis?“ Dorothee Maier ist überzeugt, dass sich das Konsumverhalten ändern muss: weg von schnell, wertlos, billig. Hin zu bewusst, wenig, lang.

„Ein Laden muss um Produkte herum Geschichten erzählen, Werte vermitteln und sinnliche Erlebnisse erzeugen, damit wir in Zukunft sorgsamer und persönlicher einkaufen. Ein brauner Pappkarton von Zalando oder Amazon liefert das alles nicht.“

Gestaltung hat Strahlkraft

Die Bauherren hatten Vertrauen. Das Briefing war kurz: Macht was Tolles! Das Ergebnis versinnbildlicht eine Kombination bayrischer Gemütlichkeit und italienischen Flairs.

„Wir wollten auf keinen Fall die typisch rustikale bayrische Landbäckerei entwerfen. Zwar schon lokales Holz verwenden, also Eiche, aber in clean. Dazu suchten wir etwas, das alles auflockert. Diese Differenzierung übernehmen die Relieffliesen – made in Germany – und die Terrazzofliesen aus Italien.“ Die Meierei steht für feine, kleine und individuelle Entwürfe. Einzigartige Orte. Dorothee Maier ist überzeugt: „Richtig gut gemachte Gestaltung hat Strahlkraft. Diese Gestaltung kostet aber auch etwas. Und es ist mir völlig klar, dass sich das nicht jeder leisten kann.“

Die Herausforderung des Entwurfs lag in den räumlichen Zwängen. Obwohl das Team viele Varianten andachte, ließ die Raumstruktur nur eine Position für den raumdominierenden Verkaufstresen zu. Die Theke verbindet jetzt den Verkaufsraum mit dem Café. Diese waren zuvor getrennt.

„Es gibt keine Tür, keine Hürde, keine optische Trennung mehr. Diese räumliche Lösung hatte zuvor niemand auf dem Schirm.“ Die Akustik im Glaspavillon war bisher problematisch. Volumen und Material lautet die Antwort. Dorothee Maiers Begeisterung für die Lösung ist ansteckend: „Wir lieben Textilien, weil sie so viel mehr sind als nur Deko und Sichtschutz. Sie haben eine tolle Haptik, verbessern die Akustik, sind vielschichtig, sinnlich und bringen Farbe in den Raum.“

Italienisches Straßencafé

Eine umlaufende Sitzbank mit gepolsterten Rückenlehnen fasst das Café im Innenraum. Im Außenbereich läuft sie analog rund um den Pavillon. Im Sommer sitzen hier die Gäste wie im italienischen Straßencafé und verfolgen das lebendige Geschehen am Platz.

„Mein heimliches Highlight sind unsere Toiletten“, gibt Dorothee Maier preis. Auch hier ließ der Kunde den Gestaltern freie Hand. Bunte Tapeten, wertige Materialien, ausgesuchte Farben. Alles harmoniert miteinander und passt zusammen. „Für mich ist das immer die Nagelprobe, ob jemand das Thema Gestaltung wirklich ernst nimmt. Wenn ich irgendwo in durchdesignten Räumen bin – im Restaurant, in einem Laden, in einer Bar –, dann schaue ich immer nach den Toiletten. Das ist manchmal wie ein Überraschungsei“, lacht die Innenarchitektin. Das sei oft ein Extra, an dem sie sich erfreue.


Dorothee Maier

Die Innenarchitektin (Jg. 1967) ist gelernte Bekleidungsschneiderin. Während ihres Studiums der Innenarchitektur an der Fachhochschule Rosenheim (1992–1997) verbrachte sie ihr Praxissemester und zwei folgende Jahre bei Schmidhuber + Partner in München. 2000 folgte die Arbeit in Mailand im Studio Matteo Thun, bevor sie den Schritt in die Selbstständigkeit ging. 2002 gründete sie ihr Büro Meierei Innenarchitektur | Design zusammen mit Andreas Utzmeier.

www.meierei.org

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