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Andrea Wisk: Der Berufsweg der Innenarchitektin

Der Berufsweg der Innenarchitektin
Andrea Wisk

So vielfältig wie die Menschen sind, die Innenarchitektur studieren, so vielfältig sind auch ihre Berufswege. In dieser Serie stellen wir verschiedene Spezialisierungen vor. Andrea Wisk ist Aufsichtsratsmitglied bei der Sedus Stoll AG und bringt auch gestalterische Aspekte mit ein.

Interview Katharina Feuer

Ich falle gleich mit der Tür ins Haus, Frau Wisk: Wie sind Sie Aufsichtsratsmitglied geworden?

Andrea Wisk: Dazu muss ich ausholen. Meine Freundin Renate Bröcker hatte in jungen Jahren die Gesika Büromöbelwerk GmbH von ihrem Vater übernommen. Leider ist sie mit 33 Jahren früh gestorben. In ihrem Testament hatte sie damals genau vermerkt, was in diesem Fall geschehen soll. Sie hatte vier weitere Personen und mich als Beiräte für die 1999 gegründete Karl Bröcker Stiftung in Lippstadt definiert, der das Unternehmen zu 100 % gehört.

Und wann kam Sedus ins Spiel?

Andrea Wisk: Das folgte danach: 2002 schlossen sich Sedus und das Gesika Büromöbelwerk zusammen. Das hatte zwei Dinge zur Folge. Erstens entstand so ein Komplettanbieter ganzheitlicher Büroeinrichtungen. Zweitens wurde die Karl Bröcker Stiftung zum zweiten Hauptaktionär von Sedus. So bin ich mit beiden Unternehmen schon länger vertraut. Seit der letzten Wahl des Aufsichtsrats der Sedus Stoll AG im Juni 2023 bin ich dessen Mitglied und freue mich auf die nächsten fünf Jahre und die Aufgaben.

Wie sehen diese aus?

Andrea Wisk: Durch meinen gestalterischen Hintergrund als Innenarchitektin bringe ich neue Aspekte in den Aufsichtsrat ein. Ich habe eine gute Marktübersicht und kann überblicken, was die Branche gerade braucht und in welche Richtung sich der Markt weiterentwickelt. Ich denke, dass das ein Gewinn für alle ist.

Wie viel Zeit nimmt diese Aufgabe in Anspruch? Müssen Sie Ihr Innenarchitekturbüro deswegen schließen?

Andrea Wisk: Nein, so weit kommt es nicht. Ich habe ein kleines Büro mit zwei Mitarbeiterinnen und einer studentischen Aushilfskraft. Das läuft weiter. Es war mein persönlicher Wunsch, mich im Aufsichtsrat einzubringen. Wir treffen uns viermal im Jahr und es gibt eine Hauptversammlung, bei der die Aktionäre die Ergebnisse bestätigen müssen. Darüber hinaus bekommen wir wöchentliche Meldungen aus dem Unternehmen und es passieren Dinge zwischendurch. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, besonders nach Corona kürzer zu treten und weniger zu machen. Ich kann aber nur schlecht nein sagen (lacht).

Aus welchem Grund engagieren Sie sich schon seit über 20 Jahren in der Karl Bröcker Stiftung?

Andrea Wisk: Der soziale Aspekt der Stiftung – sie engagiert sich in Kinder- und Jugendprojekten – erdet mich sehr. Ich habe dadurch nicht nur mit schönen Dingen zu tun. Das finde ich wichtig und richtig als Gegengewicht zu meinem Berufsleben.

Sie haben schon früh Verantwortung getragen, bereits als junge Frau den väterlichen Betrieb mit Planung und Innenausbau übernommen und mehr als 16 Mitarbeiter geführt.

Andrea Wisk: Ursprünglich wollte ich das nicht und habe in meinem Heimatort eine Ausbildung in einem führenden Modehaus als Bürokauffrau angefangen. Irgendwas fehlte mir aber. Also habe ich mich zeitgleich um einen Studienplatz für Innenarchitektur bemüht. Dafür absolvierte ich zudem eine Tischlerlehre. Als mein Vater aus gesundheitlichen Gründen Anfang der 1990er-Jahre nicht mehr alles bewältigen konnte, bin ich eingestiegen und habe alsbald alles allein gestemmt.

Warum haben Sie den Betrieb 2006 geschlossen?

Andrea Wisk: Nach der Erkrankung meines Vaters habe ich noch eine Zeit lang alle Bälle in der Luft halten können: die Innenarchitektur, die Planung, die Leitung des Betriebs und meine drei Kinder. Irgendwann war es aber zu viel. Ich bin spät Mutter geworden und eins war mir von Anfang an klar: Die Kinder werden nicht zu kurz kommen. Eigentlich wollte ein Meister, der über zehn Jahre im Betrieb war, die Firma übernehmen. Das hat sich aber leider zerschlagen und ich musste schweren Herzens den Betrieb schließen.

Das war sicherlich keine einfache Entscheidung …

Andrea Wisk: In dem Augenblick fiel es mir wahnsinnig schwer, das stimmt. Aber vielleicht ist das der rote Faden in meinem Leben: Egal, was war, ich habe mich nie vor Veränderungen, neuen Herausforderungen und schwierigen Aufgaben gescheut.

Auch deswegen gründeten Sie direkt danach Ihr Planungsbüro Wisk Innenarchitektur. Den Planungspart konnten Sie direkt integrieren.

Andrea Wisk: Ich konnte quasi alles mitnehmen: die langjährige Erfahrung, was ich bis dato gemacht hatte, die handwerklichen Tätigkeiten, das unternehmerische Wissen – einfach alles, was ich von der Pike auf gelernt habe.

Mit Mitte zwanzig haben Sie in den USA gelebt und gearbeitet. Wie hat Sie dieses Jahr geprägt?

Andrea Wisk: Als ich im Flieger saß, dachte ich nur: „Wer ist auf diese bescheuerte Idee gekommen?“ Aber es ergab sich die Chance, als Innenarchitektin in den USA zu arbeiten und davon leben zu können. Also habe ich es gemacht. Als ich zurückkam war es ein unglaublicher Türöffner. Und dann hatte ich das Gefühl: Ich kann alles schaffen. Ihr könnt mich überall hinschicken. Daher gab es sicherlich auch keine Berührungsängste, in den Aufsichtsrat zu Sedus zu gehen.


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Foto: privat

Andrea Wisk (Jg. 1962) absolvierte eine Ausbildung zur Bürokauffrau in einem Modeunternehmen. Um die Zeit bis zu ihrem Innenarchitekturstudium in Detmold (1984–1989) zu überbrücken, lernte sie zudem Tischlerin. Nach einem Auslandsjahr in San Francisco/Berkeley hatte sie als angestellte Innenarchitektin gearbeitet, bevor sie 1993 in den väterlichen Betrieb für Innenausbau und Planung einstieg. 2007 gründete Wisk ihr Büro Wisk Innenarchitektur.

Webseite des Büros

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