Mit ‚Più di Pegoretti‘ setzte die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart einen Glanzpunkt während des diesjährigen Salone del Mobile im alteingesessenen Fahrradgeschäft Rossignoli.
Daniel von Bernstorff
Auf dem Corso Garibaldi herrscht reges Treiben. Vor dem Fahrradladen Rossignoli, einer Mailänder Institution, hat sich eine Menschentraube gebildet, die immer wieder von Kunden des Ladens durchbrochen wird, die ihr Fahrrad zur Reparatur bringen oder die Reifen aufpumpen lassen. Der normale Betrieb läuft und erst auf den zweiten Blick entdeckt man in den Schaufenstern die sorgfältig inszenierten Entwürfe der Stuttgarter Studenten. In der Menschentraube, umringt von Passanten, erläutern die federführenden Professoren Uwe Fischer (Industrial Design) und Peter Pospischil (Grafikdesign) und die in weißen T-Shirts gekleideten Studenten Projekt und Arbeiten. Eine zwanglose und angenehme Atmosphäre inmitten des Messe-Wahnsinns. Nicht eine Galerie, ein Museum oder ein steriler Showroom ist hier Schauplatz, sondern eine Institution des ganz normalen Mailänder Lebens.
Dieser Eindruck setzt sich auch bei tieferer Beschäftigung mit dem Projekt fort. In Zusammenarbeit mit dem legendären Fahrradrahmenbauer Dino Pegoretti, der seinerseits überhaupt nicht aus der Designwelt kommt, haben die Stuttgarter Studenten insgesamt 15 Produkte rund um das Rennrad entwickelt, die durch gestalterische wie funktionale und innovative Qualitäten verblüffen. Sei es ein Sattel mit einzigartiger Sitzschalenkonstruktion, ein richtig cooler Fahrradhelm (ja, Helme können cool sein) mit speziellem Anpassungsmechanismus, ein in den Rahmen integriertes Schloss-System für den kurzen Halt auf der Strecke oder ein ebenso leicht und praktisches wie auffälliges Regencape; hier sind wunderbare Entwürfe entstanden – teils visionär und utopisch, teils sofort umsetzbar.
Ein Lehrstück in Sachen internationaler, studentischer und interdisziplinärer Zusammenarbeit, der Bündelung kreativer Ideen und nicht zuletzt der wunderbar bescheidenen und gerade dadurch so großartigen Umsetzung. Einer der kleinen großen Stars des diesjährigen Salone.
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