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Planungsbüro sbp – Kim Marc Bobsin

Die Digitalisierung und die jüngere Generation
Planungsbüro sbp – Kim Marc Bobsin

Der Hamburger Innenarchitekt Kim Marc Bobsin kreiert mit seinem Geschäftspartner Gunnar Seel emotionale Räume. Ein Gespräch über den Wandel des Berufs Innenarchitekt, die Digitalisierung und die jüngere Generation.

Autorin Katharina Feuer

Ob nun jugendlicher Leichtsinn, schiere Verzweiflung oder eine gehörige Portion Pragmatismus der Grund war, kurz nach dem Studium ein eigenes Planungsbüro in Hamburg zu gründen – ganz genau weiß es Kim Marc Bobsin auch nicht mehr. Fakt ist, dass er und sein Geschäftspartner Gunnar Seel zu diesem Zeitpunkt noch keine Referenzen, außer Diplom und Studienarbeiten, vorweisen konnten und nicht einmal einen Auftrag in der Tasche hatten.

„Unser erstes Projekt ergab sich, weil wir mit unserem Planungsbüro Seel Bobsin Partner (sbp) auf der Suche nach einer Büro-Immobilie auf unseren ersten Kunden gestoßen sind. Wir gestalteten die Fläche der Unternehmensberatung als Open Space, was zur damaligen Zeit noch eher unüblich war. Aber wir hatten das Glück, dass der Kunde offen für Neues war, ein kreatives Umfeld suchte, sodass wir bis ins kleinste Detail gestalten konnten“, blickt Bobsin zurück.

Seither sind 21 Jahre vergangen und die Liste der realisierten Projekte ist lang. Offensichtlich hatten die beiden neben dem notwendigen Quentchen Glück auch den Willen zum Erfolg.

„Über die Jahre haben wir uns ein umfangreiches Wissen in verschiedenen Disziplinen erarbeitet. Das klappt am besten im Dialog mit dem Kunden, der in seiner Profession der tatsächliche Experte ist – damit sind wir immer offen umgegangen, das war besonders am Anfang wichtig“, erklärt Bobsin seine Sicht auf den Auftraggeber.

Auch bei der Entwicklung und Umsetzung der Flächen von TUI in Hannover war man ständig mit der Führungsebene im Austausch. Dem voran ging eine intensive Mitarbeiter- und Organisationsbefragung.

Planungsbüro sbp
Abtauchen in die Welt von TUI in Hannover. Die Räume sollen motivierend und identitätsstiftend auf die Mitarbeiter wirken. Foto: Karsten Knocke © Seel Bobsin Partner

„Es ist eine Herausforderung, für alle Mitarbeiter eine inspirierende und motivierende Arbeitsumgebung zu schaffen. Man kann es nie allen recht machen“, weiß der Innenarchitekt.

„Abhängig vom jeweiligen Kunden probieren wir gern Neues aus, um emotionale Welten zu schaffen. Dabei gehen wir zunehmend differenzierter vor und polarisieren stärker. Wichtig ist, dass am Ende jeder Mitarbeiter seine „Hood“ findet“, fasst der Hamburger die Gestaltungsphilosophie von Seel Bobsin Partner zusammen.

Das Planungsbüro sbp steht für den Dialog mit dem Kunden

Mit einem After-Care-Paket stellt das Planungsbüro sbp nach Projektabschluss sicher, dass eventuelle Mängel und Kinderkrankheiten sofort beseitigt werden. Man bleibt im Dialog und lernt aus Fehlern. Das sehen die beiden Partner konstruktiv.

Auch der Beruf des Innenarchitekten hat sich durch die Digitalisierung stark verändert. Das fängt mit der Recherche an, die fast ausschließlich über das Internet stattfindet. Bobsin sieht das teils kritisch: „Gerade bei Materialien finde ich es unverzichtbar, zu wissen, wie sie sich anfühlen, wie sie verarbeitet werden und wie ihre tatsächliche Raumwirkung ist. Das geht bei der jüngeren Generation ein wenig verloren. Ich sehe da Nachholbedarf!“

„Copy und Paste funktioniert nicht, man muss Ideen immer auf die Bedürfnisse des Kunden übersetzen.“

Auch als Inspirations- und Informationsquelle sieht Bobsin das Internet differenziert: „Natürlich muss man wissen, was da draußen passiert. Im Netz, auf Instagram und Pinterest findet man unendlich viele, teils wunderbare, teils sehr plakative Projekte. Trotzdem muss man sich noch einmal schütteln und fragen ‚was braucht der Kunde wirklich?‘ Copy und Paste funktioniert nicht, man muss Ideen immer auf die Bedürfnisse des Kunden übersetzen.“

Planungsbüro sbp
Farb- und Materialkonzept sind sorgfältig gewählt. Foto: Karsten Knocke © Seel Bobsin Partner

Mit dieser pragmatischen Herangehensweise scheinen sich die Hamburger recht viel überflüssige Arbeit vom Hals zu halten. „Die Digitalisierung hilft uns einerseits, effizienter zu arbeiten – Stichwort CAD, 3D-Visualisierung und Kommunikation. Auf der anderen Seite müssen wir lernen, hilfreiche Tools von Zeitfressern zu unterscheiden.“

In diesem Kontext nennt Kim Bobsin auch BIM. „Noch arbeiten wir nicht damit, aber ich bin mir sicher, dass wir es in den nächsten Jahren anwenden werden.“ Man kann es wohl so zusammenfassen: Die Digitalisierung ist Fluch und Segen zugleich.

„Erste Ideen und Entwürfe werden schon noch auf Papier gescribbelt. Das passiert intern, aber da geht nichts mehr zum Kunden raus. Wir gehen relativ schnell in die Dreidimensionalität, um zu prüfen, ob die Idee oder die Konstruktion auch funktioniert. Dennoch sind wir in unserem Planungsbüro sbp vom perfekten Rendering weggekommen. Innenarchitektur ist ein laufendender Prozess. Man kann gar nicht von Anbeginn alles bis ins kleinste Detail ausformulieren. Aber man wird daran gemessen. Jetzt überzeichnen wir gern und geben eine Grundtendenz an“, gibt der 50-jährige zu bedenken.

Eine Weile lang arbeitete Bobsin wie die befreundete Innenarchitektin Sabine Krumrey als Dozent an der AMD Hamburg.

„Kritische Fragen werden oft als persönlicher Angriff missverstanden.“

Zurzeit pausiert er und fasst seine bisherigen Erfahrungen mit den Studenten so zusammen. „Die jüngere Generation verfügt über ein erstaunlich überbordendes Selbstbewusstsein, ist aber wenig kritikfähig. Kritische Fragen werden oft als persönlicher Angriff missverstanden. Dabei helfen sie, tragbare Ideen von Oberflächlichem zu unterscheiden.“

Bobsin konstatiert zudem, dass ihm manchmal Neugierde, Begeisterung und Antrieb bei den Jüngeren fehlt. Dabei zeigt er sich überzeugt, dass man nur mit Mut, Leidenschaft und Intensität in dem Beruf Erfolg haben kann. „Sonst fährt man einfach nur mit, sitzt am Rand oder geht gar über Bord.“

Und wie sieht es bei einem Innenarchitekten zuhause aus? Alles von Vitra? „Nein“, lacht Bobsin, „ich habe zwar zwei, drei Vitra-Klassiker, aber es herrscht eine gesunde Mischung aus Alt, Neu, Geerbtem und Eigenentwürfen. Meine vier Wände müssen nur mir und meiner Familie gefallen und nicht den Zeitschriften lesenden Damen und Herren beim Friseur.“


Kim Marc Bobsin (Jg. 1969, re.) und sein Geschäftspartner Gunnar Seel (Jg. 1966) lernten sich während des Studiums der Innenarchitektur in Hannover kennen. Mit ihrem 1998 gegründeten Hamburger Planungsbüro sbp realisieren sie ‚emotional spaces‘. Beide sind Mitglied des bdia. Zu ihren Kunden zählen TUI, Otto, DB, Tesa, Zalando, Schwarzkopf und Drees & Sommer.

www.sbpdesign.de

Ein weiteres Projekt des Innenarchitekturbüros finden Sie hier

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