Autorin Katharina Dienes
Die Büro- und Arbeitswelt ändert sich seit der Coronapandemie enorm. Zum wichtigsten Grundsatz geriet Social Distancing. Von heute auf morgen waren Arbeitnehmer und Arbeitgeber gezwungen, räumlich verteilt zu arbeiten und sich im Homeoffice neu zu organisieren. Trotz teils großer Anfangsschwierigkeiten aufgrund mangelnder digitaler Infrastruktur und kultureller Herausforderungen zeigen Untersuchungen auch positive Effekte des Remote Workings, beispielsweise aufgrund einer besseren Vereinbarkeit von Arbeits- und Privatleben. Für die Gestaltung empfiehlt sich eine Checkliste Büro.
Flexibler Arbeitsstil
Zusätzlich wirkt sich das räumlich verteilte Arbeiten kaum negativ auf die Qualität aus. Einer Umfrage des Fraunhofer IAO im Mai 2020 zufolge blieben sowohl der Informations- als auch der Work- und Kreativitätsflow auf einem konstant hohen Niveau. 60 % der Befragten stimmten der Aussage zu, dass ihr Arbeitsstil auch zukünftig in räumlicher und zeitlicher Weise flexibler wird.
Angenommen der Homeoffice-Anteil bleibt in einer Post-Corona-Arbeitswelt hoch, dann stellt sich die Frage, welche Rolle das Bürogebäude noch spielen wird oder kann. Wenn sich das eigene Zuhause oder Alternativen wie Coworking Spaces als gleichwertige Arbeitsorte etablieren, wird jeder Bürobesuch auf einer bewusst getroffenen Entscheidung basieren.
Deshalb sollte das Design der Bürostrukturen eine maßgebliche Rolle spielen und auf allen Ebenen betrachtet werden. Zur Entwicklung eines Umfelds, das sich positiv auf das Wohlbefinden der Nutzer sowie auf die Produktivität und Kreativität auswirkt, sind Arbeitsplatzausführung, Ausstattungsmerkmale und die allgemeinen Raumbedingungen, beispielsweise klimatische Aspekte, von großer Bedeutung. Eine Checkliste Büro kann bei der Planung unterstützen.
Vielfältige Landschaften
Bereits heute lassen sich die Einflüsse der veränderten Arbeitsweisen in der Gestaltung der Raumstrukturen auf Büroflächen ablesen. Vielfältige Landschaften mit einer Mischung aus offenen und geschlossenen Elementen ersetzen dann monotone Einzel- und Zweierbürostrukturen. Ziel ist die Bereitstellung einer Umgebung, die je nach Tätigkeit unterschiedlich genutzt werden kann – im Sinne eines aktivitätsbasierten Arbeitens.
Die Bürolandschaft zeichnet sich vor allem durch ein erweitertes Angebot an Kommunikations- und Begegnungsplattformen aus, um den informellen, spontanen Austausch zu unterstützen. Mit dieser Raumentwicklung reagiert man auf die hohe Bedeutung des spontanen Begegnens – nicht nur zur Stärkung der Teamzugehörigkeit, sondern auch zur Entwicklung neuer Ideen und Lösungen.
Eine umweltpsychologische Studie von Stephanie Wackernagel und Christine Kohlert von 2018 identifiziert drei Faktoren der Bürogestaltung, die einen positiven Einfluss auf die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Zufriedenheit der Nutzer haben: positive Stimulation durch den Raum (Stimulation) und Stimmigkeit des Raums (Stimmigkeit). Zudem soll der Raum Kontrolle gewährleisten (Kontrolle).
Drei Faktoren der Bürogestaltung
Erzielen lässt sich die Stimulation durch die Vielfältigkeit der Raumstrukturen und Zusatzbereiche zum regulären Arbeitsplatz. Das gilt überdies für interessante, teils funktionsfremde Möblierungen, etwa Kaffeehausbestuhlung oder robuste werkstattähnliche Oberflächen. Interessante Bodenbeläge, farbige Objekte und außergewöhnliche Wandformen oder -elemente können die Stimulation deutlich verstärken. Auch hier lässt sich eine Checkliste Büro nutzen.
Um eine Stimmigkeit der Umgebung zu erzielen, sollten Räumlichkeiten und Arbeitsbereiche definiert werden und voneinander unterscheidbar sein. Damit stellt man Mitarbeitern ein Umfeld zur Verfügung, das eine klare Ablesbarkeit der Nutzung der vorhandenen technischen und räumlichen Infrastruktur aufzeigt, Das kann unter anderem durch den Einsatz bereichsspezifischer Materialien und Farbkonzepte gelingen.
Als dritter Faktor beschreibt die Kontrolle das Erleben von Sicherheit und Geschütztsein. Um das Sicherheitsbedürfnis zu unterstützen, sollten Arbeitsplätze einen angemessenen Abstand voneinander aufweisen. Dafür eignen sich Pflanzenelemente oder verschiebbare Trennwände. Das reduziert die Einsehbarkeit des Bildschirms und steigert die Intimität.
Somit gelten Stimulation, Stimmigkeit und Kontrolle als wichtige Parameter für die Gestaltung des Arbeitsumfelds im Sinne des Wohlbefindens. Sie tragen wesentlich zu einer gesundheitsfördernden Umgebung bei – ein Aspekt, der für Arbeitnehmer und Unternehmen immer relevanter wird.
Seitdem die Coronapandemie den Alltag prägt, erlebt das Gesundheitsbewusstsein einen neuen Stellenwert. Präventive Maßnahmen zum Schutz des mentalen und körperlichen Wohlbefindens werden auch künftig immer wichtiger. Sie beeinflussen nicht nur die Arbeitsweise und die allgemeine Gestaltung des Arbeitsalltags, sondern auch die Büroinfrastrukturen.
Präventive Maßnahmen
Dabei entsteht Gesundheitsförderung nicht nur durch ergonomische, höhenverstellbare Tische, sondern auch durch angemessene Raumbedingungen wie ein optimales Raumklima, passende Akustikmaßnahmen und ein umfassendes Beleuchtungskonzept. Weitere Parameter finden sich in der nachfolgenden Checkliste Büro.
Zusätzlich bedarf die Gestaltung eines nachhaltig gesunden Umfelds auch einer neuen Beziehung von Innenraum und Natur. Die Erfahrungen des Homeoffice verdeutlichten die hohe Relevanz von Naherholungsgebieten und grünen Oasen in Quartieren.
Diese Sehnsucht nach einer grüneren, natürlicheren Umgebung zeigt sich auch in der Entwicklung von Bürokonzepten: Die Natur ist im Büro willkommen respektive schon angekommen. Pflanzenelemente an Decken, Wänden oder als Einzelkomponenten sind bereits heute fester Bestandteil der Bürogestaltung.
Ganzheitliche Ansätze der Innenraumbegrünung
Allerdings geht das grüne Konzept über das Platzieren von Topfpflanzen hinaus: Gefragt sind ganzheitliche Ansätze der Innenraumbegrünung, um einen positiven Effekt auf das Raumklima und das Wohlbefinden zu erreichen. Dass Pflanzen mehr sein können als Dekoration und Verbesserer des Raumklimas, verdeutlichen Konzepte, die ungenutzte Dachflächen oder Bürofassaden konsequent zu Anbauflächen für Nutzpflanzen transformieren.
Damit kommt der Außenraum dem Innenraum immer näher und es entstehen neue Symbiosen. In gleicher Weise gewinnen Arbeitsorte im Außenraum zunehmend an Bedeutung. Arbeiten im Grünen, beispielsweise für Walk-and-Talk-Meetings, sind gefragt, da sie die Gesundheit fördern und einen Beitrag zu einem neuen, bewussten Umgang mit der Umwelt leisten.
Konzepte wie diese braucht es, um eine Büroumgebung zu entwickeln, die alte Strukturen kritisch hinterfragt und mutig neue Wege geht. Mit dem Fokus auf die Bereitstellung einer Infrastruktur, die nachhaltig begeistert ohne Ressourcen zu strapazieren, sondern ganz im Gegenteil den Menschen und die Umwelt in den Mittelpunkt rückt.
Checkliste Büro
Raumstruktur
■ Gestaltung einer vielfältigen Bürolandschaft mit einer Mischung aus offenen und geschlossenen Zonen
■ Hoher Flexibilitätsgrad der Raumstruktur, zum Beispiel durch die Nutzung von Raum-in-Raum-Lösungen
■ Förderung der optischen Stimulation durch vielseitige Farb- und Materialkonzepte
■ Entwicklung von informellen Kommunikationsplattformen wie offene Kaffee- und Loungebereiche. Optimal ist das Platzieren an Schnittstellen, beispielsweise an Haupterschließungsachsen
■ Integration von akustisch isolierten Räumen zur Durchführung virtueller und hybrider Meetings oder zur konzentrierten Einzelarbeit
■ Klare Definition der Funktionsbereiche zur besseren Orientierung
■ Festlegung von Teamzonen
Arbeitsplatzausstattung
■ Berücksichtigung des Schutzbedürfnisses der Nutzer durch angemessene Abstände der Standardarbeitsplätze
■ Möglichkeiten der beidseitigen Abschirmung durch flexible oder statische Trennwände
■ Standardarbeitsplätze mit ergonomischer Ausstattung, etwa mit höhenverstellbarem Tisch und individueller Beleuchtung
■ Großzügige Tischfläche mit hochwertiger technischer Ausstattung. Optimal sind zwei Zusatzmonitore
Raumkonditionierung
■ Berücksichtigung der klimatischen Bedingungen auf Basis der Arbeitsaktivitäten: wärmere Temperaturen bei Kreativaufgaben, kältere Temperaturen bei Fokusaufgaben
■ Erreichen einer optimalen Luftfeuchtigkeit zur Unterstützung der Gesundheit und des Wohlbefindens
■ Nutzung von akustisch wirksamen Materialien in Form von Trennwänden, Decken- oder Wandelementen etc. zur Reduzierung der Lärmbelastung, vor allem auf offenen Flächen
■ Steigerung der natürlichen Belichtung, insbesondere in unmittelbarer Nähe der Standardarbeitsplätze
Natur und Büro
■ Entwicklung eines ganzheitlichen Pflanzenkonzepts im Innenraum
■ Benennen von Pflegeverantwortlichen oder Integration eines intelligenten Bewässerungssystems
■ Transformation von ungenutzten Fassaden- oder Dachflächen und anderen Außenbereichen zur Begrünung oder der Gestaltung von grünen Arbeitsorten
■ Steigerung des Bewusstseins für Natur und Umwelt durch die Entwicklung von Symbiosen zwischen Innen- und Außenraum
■ Förderung eines ökologischen, ressourcenschonenden Verhaltens mithilfe von Nudging-Elementen im Innenraum, um Gewohnheiten zu verändern. Die Nudges dienen als subtile „Anstupser“, etwa in Form von Übersichten zur Anzahl der gedruckten Seiten pro Tag, Woche, Monat oder Jahr.
Hier geht’s zum Workspace Innovation Lab des IAO
Artikel von Jörg Bakschas über Kollaborationszonen und Resilienz