Die Digitalisierung triggert die Arbeit der Zukunft. Folglich muss sich die Büroplanung grundlegend ändern. Eines der zentralen Zauberworte lautet „Flexibilität“. Das drückt sich im Büro vor allem in einer neuen Wahlfreiheit aus – der Wahl des konkreten Arbeitsplatzes und dessen Konfiguration sowie der Wahl der Tools, mit denen man arbeitet. Umgesetzt hat diese Idee der räumlichen Optionen die Werbeagentur Herren der Schöpfung (HDS) bei ihren kürzlich bezogenen Büroräumen in Frankfurt am Main.
Das Projektmotto: Flexibilität
Die neue Adresse von HDS befindet sich in einem historischen Industriegebäude in der Hanauer Landstraße, im Bereich des Osthafens im Union Areal. Den baulichen Bestand mit hohen Räumen, großen Fensterflächen und historischem Industriecharme galt es für ein modernes und junges Team zu bespielen.
Die Einrichtung kam von Vitra. Gleichwohl ging die Zusammenarbeit bei der Büroplanung über die klassische Bauherr-Lieferanten-Beziehung hinaus. Es entstand eine richtige Planungspartnerschaft. Aus gutem Grund: Vitra verfügte zwar über die Hardware für eine hochwertige Büroausstattung, doch das Unternehmen wollte neue Erfahrungen in Bezug auf moderne Planungs- und Kommunikationsprozesse und digitale Methoden machen.
Planungspartnerschaft mit Vitra
HDS wiederum ging es darum, von Vitras Expertise in der Büroplanung zu lernen. So entstand die Idee, mit der jungen Mannschaft von Herren der Schöpfung intensiv zusammenzuarbeiten. Beide Unternehmen sollten sich gegenseitig befruchten und auf Augenhöhe kooperieren.
Den Planungsprozess stellten Herren der Schöpfung und Vitra unter das Motto „Partizipation meets Kollaboration“. Im konkreten Projekt bedeutete das zunächst, alle Mitarbeiter nach ihren Wünschen für den neuen Arbeitsplatz zu fragen. Dafür legten die Projektpartner auf der Projektmanagement-Plattform Trello entsprechende Karten an, die dann die basisdemokratische Grundlage für einen zweitägigen Design-Thinking-Workshop bei Vitra bildeten. In diesem Prozess der Büroplanung entstanden zunächst Zonen, später gezielt Räume, Möbel und Materialien.
Büroplanung: Partizipation meets Kollaboration
Im Mittelpunkt der gemeinsamen Planung standen Agilität, Flexibilität und Selbstbestimmtheit. Alle Projektteilnehmer konnten sämtliche Arbeits- und Denkprozesse einsehen. Die selbstorganisierten Teams von Vitra und Herren der Schöpfung saßen verteilt in Frankfurt am Main, Weil am Rhein, Hamburg und Berlin.
Sie arbeiteten sowohl mithilfe eines klassischen Projektfahrplans als auch mittels eines agilen Kanban-Projektmanagements – einer Methode der Prozesssteuerung, die der japanische Automobilhersteller Toyota in den 50er-Jahren entwickelte. Sie visualisiert den Arbeitsfluss durch Signalkarten, japanisch „Kanban“.
Die Mischung aus verschiedenen Tools führte schließlich zu einem hohen Maß an Agilität und Flexibilität in allen Bereichen der Büroplanung.
Working Space mit Wahlmöglichkeiten
In den zehn Monaten von der ersten Idee bis zum Einzug entstand ein Working Space, der sich in verschiedene Bereiche unterteilt: Die jeweils in Sechsergruppen organisierten Einzelarbeitsplätze sind in zurückhaltendem Schwarz gehalten. Einbauten mit Kork- oder Filzoberfläche und grün lackiertem MDF fungieren als Telefonzelle, offener Besprechungsraum, DJ-Pult oder schlicht als Regal und schallschluckender Raumtrenner.
Die zentrale, rund 50 m² große Küche teilt die Fläche in zwei offene Bereiche und bildet das Herz des Büros. Hier kochen und diskutieren die Mitarbeiter miteinander. Sonderzonen wie das Lab, der War Room oder der Meeting Room sind durch eine Glastrennwand und bei Bedarf zusätzlich durch einen Vorhang separiert.
So funktioniert die Arbeit in Zukunft
Die „Keimzelle der Schöpfung“ in verschiedenen Konfigurationen entlang der Mittelachse dient als Kommunikations- und Rückzugsort für die Beschäftigten. Ein Pflanzen-Grid an der Decke verbindet die Keimzelle über die Küche hinweg optisch und soll den kreativen Arbeitsprozess spürbar machen. Der Event Space mit frei verschiebbaren, temporären Arbeitsplätzen soll künftig für öffentliche Veranstaltungen zur Verfügung stehen.
Somit lässt die neue Bürofläche von Herren der Schöpfung alle Optionen für ein agiles und flexibles Arbeiten offen und zeigt auf, wie Arbeiten in Zukunft funktionieren kann – und wie man einen Magneten für potenzielle neue Mitarbeiter erschafft.
Factsheet
Projekt: Büroplanung der Räume von Herren der Schöpfung
Standort:
Bauherr: Herren der Schöpfung GmbH
Büroplanung: gemeinsam mit der Vitra International AG, Birsfelden, CH
Fläche: 640 m², 120 m² Dachterrasse
Mitarbeiter: 30
Arbeitsplätze: bis zu 50
Meetingräume: 1 großer Konferenzraum, 1 kleiner Konferenzraum, 1 Lab mit Stand-up-Table, 1 Meeting-Sitzecke, 1 Bistro/Küche
Planungs- und Bauzeit: 10 Monate
Einzug: Dezember 2018
Möblierung (Auswahl): ‚ID Chair‘, ‚Hack‘, ‚Joyn Workbench‘, ‚Tyde Meeting‘, ‚Workit‘, ‚Allstar‘, .04 Counter‘, ‚Softshell Chair‘, ‚Stool Tool‘, ‚Cork Family‘, ‚Hang it all‘, ‚EM Table‘, ‚HAL Tube‘, ‚Standard SP‘, ‚Eames Plastic Chair‘, ‚Akari 10A‘, ‚Fauteuil de Salon‘, ‚Kado Regal‘ von Vitra; ‚Kiki Bench‘, ‚Kaari Wall Shelf‘, ‚Mademoiselle Rocking Chair‘, ‚Wall Shelf 112B‘ von Artek
Lesen Sie dazu das Interview mit dem Vitra-Trendscout Raphael Gielgen über die Zukunft der Arbeit
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