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Alexander Fehre

Der Innenarchitekt über Arbeitswelten, Abwechslung und Querdenken
Alexander Fehre

Lange Einzelkämpfer und gut im Geschäft: Alexander Fehre realisiert Arbeitswelten, die überraschen. Der Innenarchitekt will sich nicht auf ein Thema beschränken. Er liebt die Abwechslung. Wiederholungen langweilen ihn.

Autorin Katharina Feuer

Per WhatsApp im Urlaub erreichte Alexander Fehre 2017 die Anfrage von Bosch, ob er Interesse hätte, für das Unternehmen zu arbeiten. Überrascht ging der junge Innenarchitekt davon aus, dass nur Wandfarben und einige Stühle definiert werden müssten. Er sollte sich irren. Was dann folgte, bedurfte vieler Qualitäten, die Fehre in sich vereint:

Mut, ein so großes Projekt mit über 3 200 m² Fläche anzunehmen – ohne Mitarbeiter zum damaligen Zeitpunkt. Neugierde, um herauszuarbeiten, was konkret gewünscht wird. Fleiß, Beharrlichkeit und ein gutes Netzwerk, um die Neue Arbeitswelt 205 in Schwäbisch Gmünd zu realisieren. Kreativität, um den Kunden zufriedenzustellen.

Alexander Fehre
Die Zentrale von Bosch Automotive Steering in Schwäbisch Gmünd forderte den Innenarchitekten mit einem organischen Grundriss. Foto: Zooey Braun

Das Runde in die Ecke

Und Bosch war zufrieden. Mittlerweile ist das zweite Projekt für das schwäbische Unternehmen fertiggestellt worden, die neue Zentrale von Bosch Automotive Steering. Dort musste das Runde in die Ecke.

„Klassische Grundrissarbeit war hier gefragt. So sind wir auf die Raumkapseln gekommen, denn der Ruf nach Besprechungsräumen und Rückzugsbereichen im Open Space war groß. Es ist ein multifunktionales Raum-im-Raum-Prinzip, das die Offenheit des Grundrisses bewahrt, akustisch wirkt und eine flache Hierarchie unterstützt“, erklärt der 38jährige die Raumgliederung.

Alexander Fehre
Raumkapseln bieten Rückzugsmöglichkeiten in einer sonst offenen Etage. Foto: Zooey Braun

„Jedes Projekt ist anders. Jeder Mensch ist anders. Ich erarbeite die Anforderungen mit dem Kunden zusammen und muss dabei vor allen Dingen gut zuhören. Es reicht nicht, nur mit dem Vorstand zu sprechen.“

Alexander Fehre gibt zu bedenken: „Meist wissen die Auftraggeber zu Beginn selbst nicht genau, was sie wollen, geschweige denn, dass sie es formulieren könnten. Meine Aufgabe ist es, den Kern herauszuschälen: Worum geht es hier wirklich? Welche Anforderungen und Möglichkeiten gibt es?“

Alexander Fehre
Die fünf Vorstände baten darum, keine Sonderbehandlung zu erhalten. Foto: Zooey Braun

Alexander Fehre holt das Maximum raus

Seine Entwürfe zeichnen sich durch überraschende Details aus. Der Innenarchitekt versucht das Maximum herauszuholen – auch bei kleinem Budget. Wenig Geld bedeutet nicht gleichzeitig, dass es billig aussieht. Viele Möbel entstehen als Sonderanfertigung. Fehre hat keine Angst vor Farben, Materialien oder Formen.

„Das habe ich aus den Jahren bei Ippolito Fleitz mitgenommen: nicht in einer vorgefertigten Richtung zu denken, sondern standardisierte Denkmuster zu durchbrechen. Unkonventionelles zu wagen. Querdenken. Vermeintlich dumme Fragen zu stellen, um Potenziale zu erkennen.“

Alexander Fehre
Sitznischen an der Rückseite der Raumkapseln und vor der Fensterfront haben zwei Funktionen: sie gliedern den Raum und sind ein temporärer Arbeitsplatz mit Blick ins Grüne. Foto: Zooey Braun

Bereits während seines Studiums hatte er ein Praxissemester in dem Stuttgarter Büro absolviert, das damals mit weniger als zehn Personen noch überschaubar groß war. Der Vorteil dieser Größe: „Man erhielt früh viel Verantwortung und konnte sich ausprobieren. Das hat mir gefallen.“

Verschiedene Heimatbezüge

Keines seiner Projekte gleicht dem anderen. „Wiederholungen langweilen mich schnell.“ Nachdenklich, tiefgründig und selbstkritisch, so beschreibt sich Alexander Fehre selbst. Der gebürtige Sachse aus Meißen lebte vor 1989 einige Jahre in Karlsruhe. „Meine Eltern hatten einen Ausreiseantrag gestellt. Der wurde genehmigt und so sind wir nach einigen Tagen im Flüchtlingslager in Karlsruhe gelandet. Nach der Wende zogen wir zurück. Ich habe somit verschiedene Heimatbezüge.“

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Grundriss 1. OG. Plan: Studio Alexander Fehre

Auch damit begründet der Wahlstuttgarter seine Fähigkeit, zuhören zu können, sich als Gestalter zurückzunehmen, nicht sein Ego durchzusetzen. Seine Geschichte hat ihn gelehrt, sich auf neue Situationen einzustellen. Sich nicht beirren zu lassen. Das gestalterische Ziel im Blick zu behalten, denn das meint er, sei oft schwierig: „Den Kurs zu halten.“ Fehre erzählt das alles unaufgeregt, eher feststellend.

Qualität vor Quantität

Die Erfahrungen, die seine Eltern gemacht haben, als sie nach der Wende ein Unternehmen gegründet hatten, helfen ihm heute bei seinem eigenen Büro im Stuttgarter Süden mit zehn Mitarbeitern „Davon profitiere ich sehr“. Anfang 2016 war er wohlgemerkt noch allein. Wachstum war nicht das primäre Ziel. „Mir ist die Qualität der Ergebnisse wichtiger.“

Alexander Fehre
Am zentralen Tresen werden Gäste in Empfang genommen. Foto: Zooey Braun

Obwohl sein Vater Tischlermeister ist, war es für Alexander Fehre keine Option, das Handwerk in Vorbereitung auf sein Studium zu erlernen. „Ich empfand drei Jahre Ausbildungszeit als zu lang und irgendwie ist es auch unfair, wenn Abiturienten Realschülern die Lehrstellen „wegnehmen“ und dann studieren gehen. Die Handwerker fehlen doch“, bekräftigt er.

Seine Aufträge erhält der vielfach ausgezeichnete Innenarchitekt meist durch direkte Anfragen. Dabei hilft ihm seine Internetpräsenz.

Anfrage per WhatsApp

Seine Gestaltung spricht unterschiedliche Auftraggeber an. Neben den Office-Arbeitswelten gehört eine Luxusvilla genauso wie ein Projekt für den Einzelhändler Breuninger zum Portfolio. Man kann also gespannt sein, wann die nächste Anfrage per WhatsApp erfolgt.

Weitere Innenarchitekten im Portrait finden Sie hier

Ein weiteres Projekt des Innenarchitekten finden Sie hier


Foto: Studio Alexander Fehre

Der gebürtige Sachse Alexander Fehre (Jg. 1981) erhielt sein Diplom der Innenarchitektur 2007 an der Hochschule Wismar. Sein Praxissemester bei Ippolito Fleitz brachte ihn nach Stuttgart, wo er 2009 sein eigenes Studio gründete.

www.alexanderfehre.de

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