Wie beeinflusst die Digitalisierung das Berufsbild des Planers und Gestalters? Diese Frage drängte sich im Gespräch mit Stephan Pöppelmann förmlich auf. Der 42-Jährige ist seit über 20 Jahren als Berater tätig mit dem Schwerpunkt ‚Raumkonzept Bad‘. Seine Entwürfe und handgezeichneten Skizzen weisen eine hohe grafische Qualität auf.
„Wie hast Du das hinbekommen, mit welchem Programm hast Du gearbeitet, dass der Grundriss aussieht wie handkoloriert?“ Diese Frage erhalte er von Innenarchitekten aus aller Welt auf seinem erfolgreichen Instagram-Kanal (mit über 23 000 Followern). Sie zeigt, wo die Problematik liegt; sie zeigt, wie sich die Zeiten ändern!
Was vor einigen Jahren noch selbstverständlich war, dass ein Gestalter gut zeichnen konnte, selbstredend auch perspektivisch, ist heute schlicht nicht mehr notwendig.
CAD-Zeichenprogramme und zahlreiche Optimierungstools ermöglichen es, effektvolle Darstellungen zu produzieren, die so täuschend echt sind, dass man offensichtlich nicht mehr unterscheiden kann, ob Mensch oder Maschine am Werk war. Stephan Pöppelmann sieht das sehr kritisch.
Der Autodidakt zeichnet weiterhin leidenschaftlich gern und hat über die Jahre seinen eigenen Stil entwickelt. Es ist sein Alleinstellungsmerkmal.
„Dafür braucht man Zeit und Ruhe. Die gibt es oft nicht mehr. Ob das immer gut ist für die Gestaltung, wage ich zu bezweifeln.“
Bäder, die klein sind, reizen ihn besonders. „Groß kann jeder! Aber jeden Winkel optimal auszunutzen und einem kleinen Raum viele Funktionen und Schönheit zu entlocken, das ist die eigentliche Herausforderung.“
Die Badgestaltung für eine junge italienische Familie, die in Neapel eine Klosterruine aus dem 14. Jahrhundert zu ihrem Zuhause umbaute, war eine schöne Abwechslung. Es galt, eine zeitgemäße Interpretation für die historischen Gemäuer zu finden.
Die Rundbögen der Fenster des Klosters inspirierten ihn zur Wahl der Kaldewei-Badlösungen aus Stahl-Email. Sie nehmen die runde Form der Fenster auf. Die lebhaft gemusterten Fliesen wählte die Familie selbst aus, teilweise stammen sie aus den Ruinen des alten Gebäudes.
Entwurf und Ausführungsdetails zeichnete Stephan Pöppelmann in Deutschland. Nur wenige Details musste er anpassen, bevor es in Italien zur Ausführung kam.
Dass er heute viele unterschiedlich große Projekte realisiert – dazu gehören Produktdesign, Messebau, Badplanung und Online-Auftritte – ist keine Selbstverständlichkeit. Stephan Pöppelmann fand nie die Zeit für ein Studium. Seit 2001 arbeitete er selbstständig. „Ein Auftrag folgte auf den nächsten. Durch meinen Instagram-Account habe ich zudem viele Projekte im Ausland erhalten und realisieren können. Ich bin viel gereist.“
Die Kehrseite? „Wenig Zeit für die Familie! Ich habe teilweise 14 bis 15 Stunden am Tag gearbeitet, auch am Wochenende. Dafür konnte ich alles allein entscheiden und meine Projekte selbst wählen“, fasst Stephan Pöppelmann die Vor- und Nachteile der Selbstständigkeit zusammen.
Mittlerweile arbeitet er als Angestellter in einem Studio in Münster. „Ich habe endlich auch mal Feierabend. Kann Urlaub machen ohne Gefahr zu laufen, einen Kunden zu verprellen. Im Team kann man Projekte gemeinsam stemmen und sich vertreten. Dennoch kann ich selbstbestimmt arbeiten“, zeigt sich Stephan Pöppelmann begeistert.
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