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Wann sind Räume gesund? Paradigmenwechsel in der Innenarchitektur

Healing Environment oder Wann sind Räume gesund?
Paradigmenwechsel in der Innenarchitektur

Das Entwerfer-Selbstbewusstsein ist von Ästhetik und Technik geprägt. Ein Paradigmenwechsel tut Not. Eine banal erscheinende Frage will nachhaltig wirksame Impulse auslösen: Wann sind Räume gesund?

Eine Bewertung des Gebauten nach ethisch-moralischen Maßstäben scheint notwendiger denn je. Doch anders als bei Gebäuden stellen sich in Räumen weiterführende Fragen: Wie steht es um die spätere Gestaltungsfreiheit für den Einzelnen? Wie lassen sich theoretischer Entwurfsanspruch und die Vielfalt praktischer Nutzererwartungen in Einklang bringen?

Paradigmenwechsel des Raumes

Im Krankenhausbau werden darauf erste Antworten gegeben. Die Autonomie der Patienten und die Gesunderhaltung des Personals stehen an erster Stelle. Der Raum selbst wird als Medizin begriffen.

Was ist da passiert? Evidenzbasiertes Design macht sich mit User-Experience-Design gemein. Statt kategorischer „Entwurfs-Schubladen“ stehen jetzt Phänomene im Fokus.

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‚VDC Interactive Usecase‘ von Solid White für Dormakaba. Collage: Solid White für Dormakaba

Wann sind Räume gesund?

Und ähnlich Ärzten, die nicht mehr allgemein die Frage stellen „Hat der Patient Asthma?“, vielmehr speziell „Bekommt dieser Patient genug Luft?“, tun die Experten für Gestaltung des Innenraums gut daran, neben Energieeffizienz und Dämmwerten auch individuell Phänomenales zu hinterfragen: „Wie können subjektiv Stress, Ärger und Angst im Raum verhindert werden?

Schadensbegrenzung allein reicht nicht. Das subjektive Raum-Wohl muss Kern sein eines jeden Entwurfs. Es geht um Interaktion, individuelle Ausdrucksfreiheit und um die Stärkung persönlicher Bedürfnisse. Versteht man den Raum als Service-Partner, wird er zum Unterstützer und Kommunikator.

Smarte Räume

Wenn der Raum nicht länger die logische Folge architektonischer Entscheidungen eines Entwerfers mit objektivierenden Motiven ist, werden die Rauminterpretationen höchst individuell, äußerst subjektiv und unermesslich. Smarte Räume, mit Menschen sensibel inter- agierend, können positive Wechselwirkung generieren.

Digitale Gesellschaft, behäbige Baubranche

Die Veränderung von der Industriegesellschaft zur digitalen Gesellschaft vollzieht sich in radikalen Umbrüchen. Da verlieren Planer, oft noch im tradierten Baudenken verhaftet, leicht den kreativen Nutzen digitaler Ressourcen aus den Entwurfsaugen. Eine Kollision zwischen einer sich schnell entwickelnden, digitalen Gesellschaft und einer behäbigen Baurealisierung scheint unausweichlich.

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‚Living Table‘ by Vertigo Systems. Abbildung: Vertigo Systems

Designer des eigenen Lebens

Der virtuelle Entwurf dagegen entdeckt Fehler und verhindert Schadensentwicklung, lange bevor geplant und gebaut wird. Die Forderung nach flexiblen Räumen in allen Maßstäben ist kein Manifest für die Ewigkeit – eher ist „Jeder ein Designer des eigenen Lebens im Raum“.

Interaktion schafft humane Räume, wenn ein Knowledge Management den Menschen mittels Informationen ermöglicht, den räumlichen Kontext zu „begehen“ und jede Situation virtuell „bauen“ zu können. Dabei gewährleisten virtuelle Entwürfe die Zugänglichkeit von Innenarchitektur-Devices für Jeden.

Planer verlieren ihre Arbeit ans Netz

Zum Paradigmenwechsel kommt: „Shift“ happens – Internet und zentrale Cloud-Intelligenzen zwingen zur Entscheidung: Es gibt Gestalter, die nach Bildschirminstruktionen arbeiten, und andere, die Computer instruieren. Auch Planer verlieren den „einfachen“ Teil ihrer Arbeit an das Netz. Bleiben werden die „schwierigen“ Teile, die mit „Google“ nicht zu lösen sind.

Entwurfsarbeit wird komplexer, anspruchsvoller und human „herausfordernder“. Die Planer sind nun Experten, Manager und Menschenkenner zugleich. Mit Mittelmäßigkeit lässt sich eine humane Innenarchitektur nicht mehr entwickeln – zu schwierig, zu komplex, zu individuell.

Healing environment

Die entscheidende Frage ist: Entspringt unerschöpflicher Vorstellungskraft entwerfender Menschen so viel mehr, was Computer nicht schaffen? Gewährleistet Digitales ein Mehr an „healing environment“?

Humanes Entwerfen

Was wir brauchen ist ein humanes Entwerfen mit Hang zu Originalität, Humor, ausstrahlender Initiative, konstruktiv freudigem Willen, Gemeinschaftssinn, Vorfreude auf Zukunft, positiver Haltung zur Vielfalt des Lebens und einer liebenden Grundhaltung gegenüber Menschen und Kulturen.

Es wäre in der Lage, Eindrücke zukünftigen Lebens in Räumen zu generieren und Vertrauen zu schaffen.

Weitere Beiträge von Rudolf Schricker finden Sie hier


Rudolf Schricker ist Professor an der Hochschule Coburg, Dipl.-Ing. Innenarchitekt BDIA, Planungsatelier Stuttgart und Coburg, did institut innenarchitektur+ design, Buchautor, Publizist, Gutachter.

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