Experimentierfreude und Beharrungsvermögen, beides charakterisiert die Beleuchtung von Restaurants. Was Leuchtendesign, Lichteffekte und Dramatik angeht, ist die Gastro-Branche kreativ immer ganz vorne. Andererseits hielt man hier besonders lange am Halogenlicht fest, weil Qualitäten wie der warme Farbton mit perfekter Farbwiedergabe, die einfache Dimmbarkeit und die Verfügbarkeit auch extrem engstrahlender Optiken schwer zu ersetzen waren.
Lichtdesign-Preis 2020
Das beim Deutschen Lichtdesign-Preis 2020 ausgezeichnete Konzept von Kardorff Ingenieure für die L’Osteria-Restaurants zeigt, wie sich der Übergang zur LED souverän bewältigen lässt – sowohl im Einzelobjekt wie dem aktuell eröffneten Standort am Dortmunder Europaplatz als auch in Form eines umfassenden Leitfadens zur Planung zukünftiger und Umrüstung älterer Restaurants.
Musterbau in Dortmund
Am Europaplatz im Dortmunder Neubauviertel „Stadtkrone Ost“ baute sich die Restaurantkette einen sogenannten „Freestander“ (Freisteher) nach Plänen von Edgar Benfer vom Büro Architektur/Werk/Stadt.
Der Solitär mit einem kubischen Hauptschiff, einem angebauten Wintergarten und einer großzügigen Terrasse eignet sich ideal als Fallstudie für das neue Lichtkonzept von Kardorff Ingenieure.
Dieses soll sukzessive auf die aktuell rund 120 weiteren Restaurants der Kette ausgerollt werden, die sich überwiegend in bestehenden Räumlichkeiten befinden.
Ein Hauch Mailand
Großstädtische Opulenz herrscht im zwei Stockwerke hohen Hauptraum. Das Interieurdesign mit den typischen Merkmalen der L’Osteria-Restaurants wie Tresenverkleidung, Servicestation und Auftritt der Küche wurde auch für Dortmund von Soda Group entwickelt.
Es dominieren Materialien wie Terrazzo, Marmor, Klinker und Putzflächen in dezenten Farben. Messingdetails untermalen die Qualität des Interieurs, ein warmer Holzton sorgt für eine hohe Aufenthaltsqualität des Gastraums: Ein komplexes visuelles Umfeld, das hohe Anforderungen an die Beleuchtung stellt.
Klassische Rezeptur von Kardorff Ingenieure
Das Grundkonzept der Beleuchtung von Kardorff Ingenieure folgt einem bewährten Rezept in Bars und Restaurants: Die Planer setzen auf eine Kombination aus expressiv gestalteten, dekorativen Leuchten, die den Stil des Interieurs prägen, mit diskret platzierten Strahlern, die präzise Lichtakzente auf Raumzonen, Tische, Tresen und Objekte setzen.
Diese Mischung funktioniert sowohl tagsüber, wenn Tageslicht durch die großzügigen Fensterflächen einströmt, als auch bei Dunkelheit, wenn die Brillanzeffekte auf Marmor, Messing und Glas voll zur Geltung kommen.
Spot an für die Patronin
Der Luftraum des Hauptschiffs erleichtert es, bühnenhafte Effekte zu erzeugen, da die Strahler an der Decke außerhalb des Blickfelds montiert sind.
Aus der Höhe sind ihre engen Lichtkegel auf die Tische ausgerichtet, damit Speisen und Getränke ihre optische Wirkung entfalten können.
Aber auch eine Madonnenfigur an der Wand, die „Schutzpatronin“ des Restaurants, steht perfekt im Spotlight. Lineare Wandleuchten und Uplights betonen die vertikale Gliederung der Fassade.
Variante im Wintergarten
Im Wintergarten setzt sich die Kombination aus akzentuierenden Strahlern an Stromschienen und dekorativen Leuchten nahtlos fort. Weniger engstrahlende Spot-Optiken gleichen den geringeren Abstand aus.
Die in diesem Projekt zum ersten Mal von Kardorff Ingenieure eingesetzte, speziell für die Restaurantkette entwickelte Signature-Schirmleuchte wird hier nicht wie im Hauptraum als Pendelleuchte, sondern als Stehleuchte angewendet.
Gewebe mit faszinierendem Effekt
Die Signature-Leuchten namens ‚Matrix‘ sind eine genauere Betrachtung wert: Ihre übereinander angeordneten, bandförmigen Ringe sind mit einem optischen Textil bespannt.
Das innovative Material weitet das Licht auf, entblendet die eingesetzten LEDs und führt zu einem Lichtverlauf auf der Oberfläche, der sich je nach Blickwinkel ständig verändert.
Für diesen Blickfang erhielten Kardorff Ingenieure als Designer und Peters Leuchten als Hersteller 2019 den Red Dot Design Award.
Retrofit mit Plan
Die extrem engstrahlenden QR111-Halogenlampen mit ihrem Aluminiumreflektor waren jahrzehntelang die Geheimwaffe in der Restaurantbeleuchtung.
Kardorff Ingenieure wählten als Akzentbeleuchtung für L’Osteria LED-Strahler mit vergleichbaren Eigenschaften und spezifizierten darüber hinaus sorgfältig selektierte Retrofit-LED-Leuchtmittel, um die in den Bestandsrestaurants verwendeten QR111-Lampen zu ersetzen.
Die Leuchtmittel zeichnen sich durch eine hervorragende Farbwiedergabe aus und sind mit Farbkorrekturfiltern ausgestattet.
Bilanz an der Bar
Auch für Glühlampen mit E27– und E14-Sockel definierten die Planer von Kardorff Ingenieure Empfehlungen für passenden, hochwertigen LED-Ersatz. An der Bar des Dortmunder Restaurants, unter dem warmgoldenen Licht der ebenfalls von Kardorff entworfenen Pendelleuchten, lässt sich eine positive Bilanz ziehen: Der Wechsel auf LED brachte eine signifikante Energieeinsparung bei exzellenter Lichtqualität in den Gastbereichen.
Insgesamt spart die neue Lichtlösung in einem typischen Restaurant 75% der Energiekosten im Vergleich zum Bestand – bei einer im optimalen Fall verfünffachten Lebensdauer der Leuchtmittel.
Factsheet
Standort: Friedensplatz 8, 44137 Dortmund, und alle europäischen Standorte
Bauherr: FR L’Osteria GmbH & Co.KG
Lichtplanung: Kardorff Ingenieure Lichtplanung GmbH
Innenarchitekten: Soda Group, Bochum (abgebildetes Projekt), Dippold Innenarchitektur
Bauleitung: Edgar Benfer, Architektur/Werk/Stadt, Bochum
Fotos: Linus Lintner
Produkte
Segula, Soraa – LED-Replacements
Prolicht – Strahler für Retrofits
Soraa – Strahler mit integrierter LED
Peters Design – LED-Tonnenleuchte, Pendel- und Standversion; Leuchte über der Bar
Bolichwerke – senkrechte Wandleuchten
Flos – Leuchte neben dem Eingang
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