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Beleuchtung im Bestand sanieren

Beleuchtung im Bestand sanieren
Fokus auf Erhaltung

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Beleuchtung sanieren. Neues LED-Licht kann viel Energie einsparen. Trotzdem gibt es Gründe, Konzepte und Komponenten vorhandener Beleuchtungsanlagen zu erhalten: von wirtschaftlichen über ökologische bis zu denkmalpflegerischen Erwägungen.

Autor Martin Krautter

In Neubauten, bei Grundsanierungen oder radikalen Umbauten ist die Sache klar: Auch die Beleuchtung wird von Grund auf neu geplant – und zwar auf dem Stand der Technik, der seit rund einem Jahrzehnt LED lautet.

Beleuchtung sanieren
Foto: © Simon Menges / Ludwig Mies van der Rohe / VG Bild-Kunst, Bonn 2021

Spektrum von Bestandsbauten

Aber hier soll es nicht um solche Projekte gehen, sondern um das breite Spektrum von Bestandsbauten, deren Beleuchtung aus verschiedensten Gründen als Konzept, in Teilen oder als Ganzes erhalten bleiben soll.

Welche Komponenten einer Beleuchtungsanlage lassen sich überhaupt weiterverwenden, welche Berechtigung haben Retrofit-Lösungen im professionellen Bereich? Lässt sich Lichtsteuerung nachrüsten? Wie viel Aufwand ist gerechtfertigt? Mit solchen Fragen sehen sich Planer in der Praxis konfrontiert. Beispiele aus ganz unterschiedlichen Segmenten zeigen, wie und warum Entscheidungen von Fall zu Fall getroffen wurden.

Kriterien für 1:1-Ersatz

So gibt es immer noch reichlich gut erhaltene und funktionierende Bauten, die kurz vor dem Durchbruch der LED noch mit aufwendigen konventionellen Lichtanlagen ausgestattet wurden. Natürlich fragen sich Nutzer und Betreiber, ob sich ihre hochwertigen Räume nicht auf LED-Beleuchtung umrüsten lassen, und zwar ohne tiefergehende Umbauten oder Neuplanungen.

Steigende Energiekosten sprechen für die Sanierung, hinzu kommen Beschaffungsprobleme bei der Wartung, da immer mehr konventionelle Leuchtmitteltypen schon jetzt oder in absehbarer Frist schlicht nicht mehr lieferbar sind.

Beleuchtung sanieren
Foto: Erco / Thomas Mayer

Um- oder Neuplanung der Beleuchtung

Vor der Investition in einen kompletten 1:1-Ersatz von konventioneller Beleuchtung durch LED sollten die Auftraggeber und Planer den Status quo nochmals ohne Scheuklappen analysieren: Harmonieren Architektur und Licht, sind die Nutzer zufrieden, wirkt das Erscheinungsbild noch zeitgemäß? Falls eine Antwort „Nein“ lautet, sollte man eine Um- oder Neuplanung der Beleuchtung erwägen, die die erweiterten Möglichkeiten der heutigen Lichttechnik berücksichtigt.

Im Museum Ara Pacis in Rom, einem Richard-Meyer-Entwurf aus dem Jahr 2006, war man mit dem Bestandskonzept jedoch nach wie vor im Einklang. Dass die Beleuchtung weitgehend auf Strahlern an Stromschienen basierte, machte die Sanierung denkbar einfach. So tauschten die Techniker die Halogenstrahler gegen vergleichbare LED-Strahler aus und der Energieverbrauch reduzierte sich um rund 75%.

Komplizierter die Sachlage im Ferry-Porsche-Kongresszentrum im österreichischen Zell am See: Das Gebäude von 2007 war mit Deckeneinbauleuchten für Halogen- und kompakte Leuchtstofflampen ausgestattet. Teils fand sich 1:1 passender Ersatz, teils mussten LED-Downlights mit Adapterringen an die existierenden Deckenausschnitte angepasst werden.Die DALI-Infrastruktur der gebäudeweiten Lichtsteuerung sowie die gesamte Verkabelung konnten hingegen weiter genutzt werden.

Auch dieses Relighting erzielte eine Energieeinsparung in ähnlicher Größenordnung wie beim Ara Pacis und qualifizierte sich dadurch für öffentliche Zuschüsse.

Retrofit
 Foto: Philips

Nischenlösung Retrofit

Hätte sich ein vergleichbarer Effekt nicht einfacher durch den Einsatz von Retrofit-LED-Lampen erzielen lassen, die Fassung, Form und Lichtwirkung konventioneller Leuchtmittel quasi „simulieren“? Nein, denn solche Lösungen, die in Privathaushalten gängig sind, haben eine Reihe von Nachteilen, die sie für den professionellen Einsatz bis auf einige Nischen ausschließen.

Das zentrale Problem ist, LED-Elektronik, Optik und Wärmeableitung in der dafür nicht entwickelten konventionellen Lampengestalt unterzubringen, gewissermaßen als „Leuchte in der Leuchte“. Was bei voluminösen, diffus abstrahlenden „Glühbirnen“ noch hinreichend gut funktioniert, wird beim Ersatz von Halogenkapsel- oder Reflektorlampen zum unaufholbaren Handicap.

Ein aktueller, dezidierter LED-Strahler wird stets deutlich leistungsfähiger sein als ein gleich großer konventioneller Strahler mit Retrofit. Erhalten konventionelle Leuchten mit integrierten Trafos oder Betriebsgeräten ein LED-Retrofit, wird außerdem der Strom zur Versorgung gleich zweimal konvertiert – auf Kosten von Effizienz und Zuverlässigkeit.

Eine Rolle spielen Retrofit-Lampen überall dort, wo Designklassiker oder Vintage-Leuchten aus der Glühlampenära weiterverwendet werden sollen.

LED
Foto: Linus Lintner

Bauten der Nachkriegsmoderne

Insbesondere die sogenannten Filament-LEDs ahmen die Erscheinung klassischer Glühlampen so gut nach, dass etwa Kristalllüster wieder funkeln wie neu. Ein weiteres Beispiel für sinnvollen Einsatz von Retrofit-Lampen liefert das Corporate-Lighting-Konzept von Kardorff Ingenieure für die Restaurantkette L’Osteria.

Neubauten bekommen dezidierte LED-Strahler zur Akzentbeleuchtung – nach sorgfältigen Tests empfahlen die Lichtplaner aber einen Retrofit-LED-Lampentyp als optimalen Ersatz für die AR-111-Halogenreflektorlampen, die in den Strahlern der bestehenden Standorte eingesetzt werden.

So lassen sich Energieverbrauch und Wartungskosten sofort senken, während der komplette Leuchtenaustausch bis zum nächsten Investitionszyklus aufgeschoben werden kann. Bei der Sanierung von hochrangigen Baudenkmälern gelten nochmals andere Maßstäbe. Immer öfter sind es Bauten der Nachkriegsmoderne, die unter Schutz gestellt werden – und damit auch ihre Beleuchtung.

Beleuchtung sanieren
Foto: © Simon Menges / Ludwig Mies van der Rohe / VG Bild-Kunst, Bonn 2021

Ein Paradebeispiel: Mies van der Rohes Neue Nationalgalerie in Berlin, durch Chipperfield Architects in den letzten Jahren minutiös saniert, rekonstruiert und zugleich technisch aktualisiert. Gemäß dem Leitsatz der Kreislaufwirtschaft „Reduce, Reuse, Recycle“ ließ das Lichtplanungsteam von Arup Berlin mehrere Tausend Deckeneinbauleuchten bergen.

Nach Analyse des Zustands erhielt eine Spezialfirma den Auftrag, die Leuchten zu restaurieren und mit LED an DALI-Betriebsgeräten auszurüsten. Der sehr hohe Aufwand entsprach der Bedeutung des Projekts: So wurden fehlende oder zerstörte Teile nachgefertigt, unter anderem mit Hightech-Verfahren wie 3D-Druck.

Beleuchtung sanieren
 Foto: Andreas Weiss

Schutzwürdiges Licht

Im Ergebnis verbraucht die neue Beleuchtung der Nationalgalerie jetzt rund 80 % weniger Energie, entspricht dabei im Deckenbild und der Lichtwirkung exakt dem Originalzustand von 1968 und bietet durch die Integration in eine moderne Gebäudesteuerung erheblich größere Flexibilität.

Ähnliche Herausforderungen lösten auch die Lichtplaner des Büros Licht 01 im Hamburger Ernst-Barlach-Haus oder von Tropp Lighting Design im Schauspielhaus Düsseldorf jeweils mithilfe von projektbezogen gefertigten LED-Sonderleuchten.

Beleuchtung sanieren

Auch ohne den strengen Blick der Denkmalpfleger: Unter Planern und Gestaltern wächst das Bewusstsein, dass intelligente Um- und Weiternutzung von Räumen und Technik zur Nachhaltigkeit beiträgt. Während sich Licht-Infrastruktur wie die klassische 3-Phasen-Stromschiene dabei als ausgesprochen flexibel erweist, erfordert der Ersatz von Einbauleuchten oft Eingriffe in die Bausubstanz.

Mit drahtlosen Steuersystemen lassen sich Bestandsanlagen gegebenenfalls nachträglich flexibilisieren und digitalisieren. Ob eine Ertüchtigung der vorhandenen Komponenten wirtschaftlich und ökologisch vorteilhafter ist als neuer Ersatz, kann nur individuell durch eine überschlägige Total-Cost-of-Ownership-Betrachtung entschieden werden.

Was die CO2-Bilanz angeht, dominiert bei elektrischen Verbrauchern der Energieverbrauch über die Nutzungsdauer in der Regel den von Produktion und Entsorgung – wie stark, hängt von Faktoren wie dem Anteil erneuerbarer Energien beim Stromeinkauf ab.

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