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Oberhaag, eine kleine Gemeinde in der Südsteiermark, nur einen Steinwurf von der slowenischen Grenze entfernt. Hier, umgeben von Weingärten und Ostbaumhainen, hat Dietmar Silly ein gutes Dutzend Ferienhäuser errichtet. Das ursprünglichste von allen ist das „Stadl Wuggitz“. Der gelernte Kellermeister hat ein Faible für Architektur, Wohnen und Kulinarik.
Man muss schon ziemlich ambitioniert oder visionär sein, um eine alte Bauruine in ein Ferienhaus verwandeln zu wollen. Als der gebürtige Steirer Dietmar Silly in dem kleinen Örtchen Wuggitz auf einem Grundstück den bereits verfallenen Heustadel entdeckte, verliebte er sich in die Überreste und kaufte sie. Der ambitionierte Ferienhausinvestor ließ die Scheune abtragen und lagerte das alte Holz über zwei Jahre im Freien zum Trocknen. Danach brachte er das Material zu einem Zimmermann, der die beschädigten Elemente sorgsam ausbesserte.
Nachdem die Phase der Revitalisierung abgeschlossen war, ließ der Bauherr das zweigeschossige Gebäude noch in der Werkhalle des Zimmerers originalgetreu rekonstruieren. Er wollte damit ein möglichst realitätsnahes Bild des künftigen Feriendomizils gewinnen. Getreu seiner Maxime: „Ich will jedes Haus so bauen, dass ich selbst gern darin wohnen würde.“ Seine Mitarbeiter aus dem Marketing, der Rezeption, der Gastronomie und dem Housekeeping unterstützten ihn bei der Umsetzung.
Originalgetreues Abbild
Mit fertig formuliertem Plan ließ der Unternehmer den Heuboden wieder abbauen und errichtete ihn an seinem aktuellen Standort neu. Als Fundament diente ein bereits vorhandenes Kellergeschoss eines vorher abgerissenen 70er-Jahre-Hauses. Abgesehen von wenigen Eingriffen in den Baukörper bildet das Ferienhaus heute ein originalgetreues Abbild des ursprünglichen Zustands. Die einzigen architektonischen Ergänzungen, die der steirische Investor vornehmen ließ, beschränken sich auf einen verglasten Windfang, eine großzügige Fensterfront, einen Sitzerker im Erdgeschoss sowie auf einen an drei Seiten verglasten Erker im Obergeschoss. Wo früher die Bauern ihr Heu in die Scheune einbrachten, blickt der Gast nun aus dem gegenüberstehenden Bett in den Himmel.
Das honigfarbene Altholz umgibt ihn wie ein schützender Kokon. Einzig der Boden um den offenen Kamin wurde aus Brandschutzgründen mit großen unbehauenen Feldsteinen aus der Umgebung ausgelegt. Für die Wärmedämmung der Räume verwendete der Bauherr Schafwolle aus der Region. In der kühleren Jahreszeit erzeugen die in die Fußböden und Wände integrierten Heizkörper ein angenehmes, warmes Raumklima.
Großzügiges Bad
Vom offenen Wohn- und Essbereich gelangt man in ein großzügig dimensioniertes Römerbad. Dietmar Silly legte bei der Gestaltung dieses Raums selbst Hand an. Von der Beleuchtung bis zu den historischen Türbeschlägen überließ er nichts dem Zufall. „Im Sanitärbereich wollte ich Tradition und Moderne verbinden“, erläutert Dietmar Silly sein Konzept. Und diese Symbiose ist ihm gelungen. Die Altholzhülle strahlt fast schon Zen-Ruhe aus.
Im Zentrum des Raums mit Blick auf den offenen Kamin steht eine rechteckige Wanne aus mattem Porphyr – eine Steinmetzarbeit, die der Bauherr im Boden versenken ließ. Einen Kontrast zum offenporigen Vulkangestein bildet die Duscharmatur und Handbrause von Hansgrohe in mattem Schwarz. Glaswände separieren den Nassbereich vom übrigen Raum und schützen das Altholz vor Feuchtigkeit. Neben der Wanne befindet sich ein vom Initiator selbst entworfenes und mit schwerem Bauernleinen bezogenes Ruhemöbel. Gegenüber steht ein schmiedeeisernes Regal für verschiedene Badeutensilien.
Möbel sind Sonderanfertigungen
Einrichtung von der Stange sucht man im Stadel vergebens. Sämtliches Interior wie die Ruheliege, das flämisch inspirierte Sofa und das Doppelbett sind Sonderanfertigungen der Neuen Wiener Werkstätten. Die Küche mit Arbeitsplatte und Fronten aus Eisen, den Sitzerker und die Ofenbank im Schlafzimmer ließ Dietmar Silly nach Maß anfertigen. Das weitere Mobiliar – die Waschkommode, den Waschtisch, die Vitrine, den Esstisch mitsamt Stühlen, den Ohrenbackensessel und die kleinen Beistelltische – fand der steirische Bauenthusiast bei Antiquitätenhändlern. Für Wellness-Aktivitäten stehen eine große Terrasse mit Sauna und ein beheizter Pool zur Verfügung.
Rundum-Sorglos-Paket
Der Feriengast muss sich übrigens nicht selbst versorgen. Das Küchenteam von „Silly’s Kuchl“ stellt jeden Morgen einen Frühstückskorb mit frischen Backwaren und Bioprodukten aus eigener Landwirtschaft zusammen und stellt ihn auf die Bank vor dem Haus. Wer Lunchsnacks oder Dinner ordert, bekommt regionale Gerichte mit modernem Twist – vom Koch auf dem Feuer eines alten Holzofens zubereitet – warm geliefert. Was einstmals eine Ruine war, wird durch das liebevolle Einrichtungs- und Versorgungskonzept zum Sehnsuchtsort.
Dietmar Silly
ist Inhaber der Pures Leben GmbH. Das 2008 gegründete Unternehmen hat sich auf die Errichtung von Ferienhäusern spezialisiert. Zum Konzept gehört die kulinarische Versorgung der Gäste. Silly beschäftigt 16 Mitarbeiter.
Fakten
Projekt: Premium-Ferienhaus „Stadl Wuggitz“
Standort: 8455 Oberhaag, Österreich
Bauherr und Initiator: Dietmar Silly
Bauaufgabe: Revitalisierung einer 200 Jahre alten Scheune und Umwandlung in ein Ferienhaus
Fertigstellung: 2019
Grundstücksgröße: 1 000 m²
Nutz-/Wohnfläche: 85 m²
Materialien (Decke, Wand, Boden): Holz, Stein, Glas; Sanitär: Waschbecken von Duravit, Armaturen von Hansgrohe; Möblierung: alle Massivholzmöbel inkl. Küche sind Sonderanfertigungen der Neuen Wiener Werkstätten; Esstisch, Stühle, Sessel, Couchtisch und Beistelltische vom Antikmarkt