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Morq bauen Hotel dei Barbieri in Rom um

Umbau von Morq: Hotel dei Barbieri in Rom/Italien
Raus aus dem Alltag

„Forget the everyday, you are in Rome“ – mit diesem Satz bezieht sich das Architektenteam von Morq auf die eigene Heimatstadt. Aber auch auf das materialbetonte Konzept eines ihrer Projekte: das Hotel dei Barbieri.

Autorin Christiane Sauer

Es ist ein Kleinod: In den Mauern des Palazzo Lazzaroni Cavallerini, erbaut um 1670 für Cardinal Giovan Giacomo Cavallerini und später im Besitz der Familie Lazzaroni, setzte das römische Architektenteam von Morq eine anspruchsvolle Aufgabe um. Es galt, die alte Struktur mit der neuen Nutzung eines Boutiquehotels mit 14 Gästezimmern zusammenzubringen.

Hierbei zogen die Architekten ihre Inspiration aus der ewigen Stadt selbst. So, wie man sich als Besucher fernab gewohnter Realitäten durch die Gassen, Straßen und über Plätze bewegt, so wurden auch die komplexen und verwinkelten Mauern des alten Palazzos übernommen. Was einen in endlosen Variationen spannende Details aus vergangenen Jahrhunderten entdecken lässt, fügt sich zu einem Interior aus mäandernden Pfaden und Raumfolgen, das viel Raum für Überraschendes lässt.

Der Gast als Entdecker

Jeder Raum wurde auf seine spezifischen Gestaltungspotenziale hin untersucht, seine spezifischen Eigenheiten wurden erhalten und nach Möglichkeit durch den Entwurf noch stärker herausgearbeitet. So entstanden ganz und gar individuelle Zimmer, die sich in Grundriss und Schnitt je nach Lage im Haus unterscheiden.

Eine besondere Herausforderung stellte das obere der beiden Stockwerke dar. Denn dort existierte in den Bestandsräumen, die in jeweils zwei beziehungsweise drei Gästezimmer aufgeteilt werden sollten, durchgehende Deckenfresken. Hierzu entwickelten die Architekten eine spannende räumliche Lösung: Sie ließen als oberen Abschluss der Zimmer separate Decken einziehen, die nun mit Aussparungen einzelne Bereiche der Fresken inszenieren.

Wie durch einen räumlichen Rahmen öffnen sich nun an der Decke Aus- und Einblicke in die Geschichte des Hauses. Das Design lässt den Gast zum Entdecker werden. Speziell auch die Badezimmer mit ihren großen Raumhöhen, tiefen Fluchten und polygonalen Raumformen tragen dazu bei, sich an einem ganz ungewöhnlichen Ort zu fühlen, fernab des Alltags.

Textur und Haptik

Das verbindende Material, das sich als naturgetönte Oberflächenbeschichtung durch alle Räume zieht, basiert auf Erde. Genauer gesagt, auf einer Tonmasse, welcher – der Textur und Haptik wegen – spezieller Sand sowie ein kleiner Anteil Zellulose beigemengt ist. So sind Strukturen von fein bis gekörnt möglich. Als Binder wird Öl aus Pflanzensamen zugefügt. Damit besteht die Spachtelmasse vollständig aus Naturmaterialien.

Die Masse wird mit Kellen und/oder Bürsten auf vertikale oder horizontale Flächen appliziert, kann leicht ausgebessert werden, Feuchtigkeit gut absorbieren und ist ungiftig.

Die Farben entstehen ausschließlich durch die Zusammensetzung der verwendeten Erden, es sind keine künstlichen Pigmente zugefügt und die Architekten entschieden sich für drei unterschiedliche Schattierungen.

Rom – Materialität einer Stadt

Die Böden des Eingangsbereiches sind mit gebrannten grau-beigen „Cotto“- Tonziegeln belegt, die traditionell hergestellt werden. Durch die Materialwahl und den subtilen Wechsel der unterschiedlichen Naturtöne entsteht eine Atmosphäre, die mit der urbanen Umgebung – den über die Zeit patinierten Fassaden Roms – im Einklang steht.

Die bestehenden Räume mit all ihren Winkeln sollten nach Aussage der Architekten nicht „geklärt“ sprich geglättet werden. Vielmehr liest und interpretiert der Entwurf den Bestand mit großem Respekt und Sinnlichkeit.

Die Interventionen lassen Ungereimtheiten und Zufälle zu und nehmen sie zum Anlass für Gestaltung. Kein Element spielt sich dabei in den Vordergrund. Auch die minimalistisch gehaltene Möblierung ist speziell für den Ort entworfen. Die Materialien, Farben und Formen passen sich dem Gesamtkonzept an und bilden ein harmonisches Ganzes, das durch die immer neuen Variationen der reduzierten Elemente zugleich Harmonie und Überraschung birgt.

Fokus auf Materialität

Die Architekten von Morq, die ihre internationalen Projekte von Stadtplanung bis Interieur oft mit einem Fokus auf Materialität bearbeiten, haben dazu eine eigene Interpretation ihrer gestalterischen Wurzeln: „Wir stellen uns selbst oft die Frage, warum wir ein so starkes Interesse an naturbelassenen und ehrlichen Materialien haben. Die Antwort ist immer gleich: Rom. Hier erzählen uns alle Materialien von der Geschichte der Stadt, sind sie mit ihr gealtert und von ihr gezeichnet. Es sind Materialien mit natürlichen Oberflächen und Texturen von einer unnachahmlichen Komplexität und Patina. In diesem Kontext bewegen wir uns seit unserer Kindheit. Wir tragen die Vergangenheit unbewusst mit uns und so schlägt sie sich heute in unserer Arbeit nieder.“

Weitere Projekte finden Sie hier

Palazzo Rhinoceros


Factsheet

Projekt: Hotel dei Barbieri

Standort: Via dei Barbieri, 3a, 00186 Rome/I

Fläche: 500 m²

Architektur: Morq, www.morq.it

Auftraggeber: DGS

Eröffnung: März 2017

Materialien: Boden Eingangshalle: Tonfliesen von Fornace Brioni, www.matteobrioni.com

Wände und Decken: 10 mm Beschichtung ‚Terra cruda‘, von Matteo Brioni, www.matteobrioni.com

Boden Zimmer und Flure: Holzdielen

Badausstattung: Ravasini; Waschbecken: Carrara-Marmor, sandgestrahlt; Stahlarbeiten: Metalproject


Autorin Christiane Sauer

Die Architektin und Materialspezialistin lehrt als Professorin für Textil- und Flächendesign an der Weissensee Kunsthochschule Berlin. www.formade.com www.luelingsauer.com


Conversion of Hotel dei Barbieriin Rome/Italy

Escape from everyday life

“Forget the everyday, you are in Rome“, says the Morq studio architects‘ team, and this is not a reference to their own home town, but to the material-based concept underlying one of their topical projects – the Hotel dei Barbieri.

Author: Christiane Sauer

It really is a gem. The Roman architects’ team of Morq implemented a demanding task within the walls of Palazzo Lazzaroni Cavallerini, built about 1670 for Cardinal Giovanni Giacomo Cavallerini and later owned by the Lazzaroni family. They were commissioned to combine the old structure with the new purpose as a boutique hotel with 14 guest rooms. The architects drew their inspiration from the Eternal City itself. Like tourists walking through alleys, streets and piazzas far away from familiar realities, the team accepted the complex and twisted walls of the old palazzo. In this process they discovered endless variations of fascinating details from past centuries, and these details join in an interior of meandering paths and spatial sequences leaving plenty of space for surprising insights.

Visitors as explorers

Each room was analyzed for its specific design potentials. Its special features were preserved and, if possible, even emphasized by the design concept. In this way, completely individual rooms were created that, depending on their location within the house, have different floor plans and shapes.

The upper one of the two levels presented a special challenge. Continuous ceiling frescoes decorated the existing rooms here that were to be divided into two or three guest rooms each. The architects developed an attractive spatial solution for this problem: they had separate ceilings installed as upper edgings of the rooms with openings now enacting some parts of the frescoes.

Like spatial frames these openings on the ceiling reveal glimpses and insights of the building’s history. A design solution that makes the visitor play the role of an explorer. Special mention must be made of the bathrooms with their great heights, deep alignments and polygonal shapes; they contribute to the feeling of staying at a very exceptional place away from daily life.

The connecting material that pervades all spaces as naturally colored surface coating is based on earth. More precisely on a kind of clay to which a special sort of sand and a small quantity of cellulose fiber was added to improve texture and haptic properties. This enables the production of very fine to coarse structures. Oil made of plant seeds is added as a binding agent, so that the filling compound consists only of natural materials.

The compound is applied to vertical and horizontal surfaces with trowels and/or brushes. It can be easily repaired, absorbs moisture well and is completely non-toxic. The colors are created solely by the composition of the used soils. No artificial pigments are added. The architects chose three different shades.

Rome – the materiality of a city

In the entrance area, floors are covered with grey-beige ‘Cotto’ clay bricks manufactured in a traditional process. The choice of material and the subtle change of the different natural shades create an atmosphere consistent with the urban environment – the façades of Rome with their patina acquired in the course of time.

According to the architects, the existing rooms with all their crooks and crannies were not to be straightened out. On the contrary. The design reads and interprets the existing structure with great respect and sensuality. The interventions allow inconsistencies and coincidences and take them as a reason to create a special form. None of the elements are pushed into the foreground. The minimalistic furnishings have also been specially designed for this location. Materials, colors and shapes adapt to the overall concept and form a harmonious entity that, at the same time, embodies both harmony and surprise thanks to ever new variations of the reduced elements.

In their international projects, from urban planning to interior design, Morq architects often focus on materiality, and they have an interpretation of their own regarding their creative roots: “We often ask ourselves why our interest in unadulterated and honest materials is so great. We always arrive at the same answer: Rome. In this city, all materials tell the tale of the city, they have aged with the city and are marked by it. These materials have natural surfaces and textures characterized by a matchless complexity and patina. We have moved in this context from our early childhood. Unconsciously we carry the past with us, and consequently it is reflected in our work today.”

Factsheet

Project: Hotel dei Barbieri

Location: Via dei Barbieri, 3a, 00186 Rome/I

Area: 500 m²

Architecture: Morq, www.morq.it

Client: DGS

Opening: March 2017

Materials:

Entrance hall floor: clay tiles by Fornace Brioni, www.matteobrioni.com

Walls and ceilings: 10 mm ‘Terra cruda’ coating by Matteo Brioni, www.matteobrioni.com

Floors in rooms and corridors: wooden floorboards

Bathroom equipment: Ravasini wash basins: sand-blasted Carrara marble

Steelwork: Metalproject

Lighting: Telmotor

Christiane Sauer

She is an architect and material specialist and teaches as professor of textile and surface design at Weissensee Kunsthochschule Berlin. www.formade.com www.luelingsauer.com


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