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Hotelplanung à la Gesa Rohwedder

Interview über Hospitality-Trends mit Hotelentwicklerin
Hotelplanung à la Gesa Rohwedder

Gesa Rohwedder entwickelt als Head of Hospitality beim internationalen Projektmanagement- und Beratungsunternehmen Drees & Sommer SE Hotelprojekte in ganz Europa. Ein Gespräch über Hotelleidenschaft(en) und warum manchmal ein weiterer Aufzug Sinn macht.

Interview Claudia Simone Hoff

Sie sind Ihr ganzes Berufsleben im Hotel-Business tätig. Was fasziniert Sie daran?

Gesa Rohwedder: Als ich noch im operativen Hotel-Business gearbeitet habe, hat mich das Arbeiten mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturen am meisten begeistert. Jahrelang war ich für Intercontinental Hotels im gehobenen Hotelsegment tätig und habe mir irgendwann überlegt, was jenseits der 40 noch kommen könnte. Ich wollte unbedingt in der Branche bleiben und das Thema Hotelentwicklung und Hotelplanung hat mich schon immer begeistert. So kam ich zu Drees & Sommer.

Was machen Sie dort?

Gesa Rohwedder: Ich begleite und berate Investoren und Entwickler, aber auch Hotelbetreiber bei der Planung, Gestaltung und Realisierung von Hotelprojekten – von der grünen Wiese bis hin zu operativen Themen. Es geht beispielsweise darum, ob ein 5-Sterne-Hotel an einem bestimmten Standort Sinn macht – wir prüfen die Nachfrage, den Standort, das Potenzial, das Konzept und geben dann Handlungsempfehlungen. Drees & Sommer unterscheidet die Beratungstätigkeit rund um die Konzeptfindung und Finanzierung, die Bau- sowie die Betriebsphase – wir bieten alles aus einer Hand.

Suchen Sie auch nach geeigneten Architekten für die Hotelprojekte?

Gesa Rohwedder: Ja. Wir werden oft von Bauherren und Investoren gefragt, ob wir einen bestimmten Architekten empfehlen können – das betrifft sowohl die Hochbau- als auch die Innenarchitektur. Wir verstehen uns aber als neutrale Berater und schlagen deshalb meist mehrere Architekten vor. Natürlich kennen wir Büros, mit denen man gut zusammenarbeiten kann, die auf bestimmte Hoteltypen oder Standorte spezialisiert sind.

Sie empfehlen also vorrangig Architekturbüros, die auf Hotelbauten spezialisiert sind?

Gesa Rohwedder: Ja, denn es ist etwas anderes, ein Hotel zu planen und zu bauen als ein Bürogebäude oder ein Shoppingcenter.

 

„Wer ein Hotel plant, muss wissen, wie es funktioniert.“

 

Was ist die spezielle Herausforderung beim Hotelbau?

Gesa Rohwedder: Das Nutzerspezifische – wenn ein Architekt plant, muss er verstehen, wie ein Hotel funktioniert. Er muss sich auskennen mit dem operativen Geschäft, damit die Logistik funktioniert. Wenn ein Architekt noch nie ein Hotel gebaut hat, dann weiß er zum Beispiel nicht, wie viel Lagerflächen für welche Bereiche vorgesehen werden sollten und wie diese mit den operativen Abteilungen des Hotels zu erschließen sind. Natürlich kann er sich nach den Baunormen und -vorgaben richten, aber dort steht nicht, wie ein Hotel betrieblich effizient funktioniert.

Können Sie ein Beispiel geben?

Gesa Rohwedder: Letztes Jahr haben wir einen Bauherrn beraten, der für ein 230-Zimmer-Hotel zwei Gästeaufzüge vorgesehen hatte, aber keinen Aufzug für den Service – und das Restaurant sollte im Obergeschoss des Gebäudes liegen. Das ist schwierig, denn wenn das gesamte Küchenpersonal und die Zimmermädchen den Aufzug der Gäste benutzen, dann kommt es zu ungewollten Kollisionen. Also haben wir dem Bauherrn geraten, einen dritten Aufzug zu bauen. An solche operativen Details denken Architekten, die keine Hotelerfahrung haben, oftmals nicht.

 

„Es gibt in Innenstädten wieder mehr Conversions, also Hotels in Bestandsgebäuden.“

 

Gibt es in der Hotelarchitektur eine gestalterische Richtung, die gerade en vogue ist?

Gesa Rohwedder: Beim Hochbau ist es so, dass es durch den zunehmenden Platzmangel in den Städten zunehmend mehr Hotels in Bestandsgebäuden gibt, sogenannte Conversions.

Noch vor zehn Jahren hatten die Hotelgesellschaften eine genaue Vorstellung davon, wie groß ein Zimmer sein und welchen Grundriss es haben sollte. Das funktioniert heute nicht mehr flächendeckend, denn wenn man nach einer guten Innenstadtlage sucht, dann findet man häufig Bestandsgebäude, sodass man flexibel mit der Architektur umgehen muss. Dadurch, dass es immer mehr Umnutzungen gibt, entwickeln sich neue Raum- und Nutzungskonzepte.

Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Noch vor einigen Jahren war es fast undenkbar, dass sich die Hotellobby nicht im Erdgeschoss, sondern stattdessen in den oberen Geschossen befand. Das hat sich geändert – auch, weil es zunehmend Mischnutzungen gibt. Denn wenn es im Erdgeschoss eine Retailfläche oder einen Einzelhändler gibt, kann man die Gebäudenutzung auch wirtschaftlich optimieren.

 

„Neue, fließende Raumkonzepte ermöglichen, betrieblich effizienter zu sein.“

 

Können Sie etwas genauer auf neue Raumkonzepte eingehen?

Gesa Rohwedder: Wenn man in einer vorgegebenen Architektur baut, dann entwickeln sich beispielsweise im Zimmerbereich ganz andere, flexible Raumgrößen und -layouts als bisher. Da gibt es dann schon mal Ecken, die etwas unpraktisch sein können. Wenn der Empfangsbereich nicht mehr im Erdgeschoss liegt, wandert er eventuell sogar in eine der oberen Etagen.

Im Interiordesign gibt es den Trend zu offenen Räumen. So gehen Rezeption, Bar und Restaurant inzwischen oft ineinander über. Diese fließenden Konzepte haben auch damit zu tun, dass man betrieblich effizienter werden will. Denn wenn man beispielsweise ein Rezeptions-Desk hat, das in einen Bartresen übergeht, kann ein einziger Mitarbeiter beide Bereiche abdecken.

 

„Auch für konservative Hotelmarken wird innovatives Design immer wichtiger.“

 

Ich glaube auch, dass das Strenge und Formelle von den Gästen nicht mehr so geschätzt wird. Auch deshalb sind Lifestyle-Konzepte wie 25hours oder Ruby so erfolgreich und drängen verstärkt in die Märkte. Auch für eher konservative Hotelmarken wird innovatives Design immer wichtiger.

Geht der Trend auch im Hotel in Richtung Digitalisierung?

Gesa Rohwedder: Die Branche ist im Wandel. Und gerade beim Check-in wird uns die Digitalisierung schnell einholen, so wie es in der Luftfahrt bereits gang und gäbe ist. Ich glaube aber, dass die Rezeption ein zentraler Anlaufpunkt für Gäste bleiben wird – nur wird sie in Zukunft multifunktional genutzt werden. Die Abläufe im Hotel müssen effizienter werden, denn die Kosten für Personal werden höher, während die Zimmerpreise nicht analog steigen.

In welchem Hotel schlafen Sie eigentlich am liebsten?

Gesa Rohwedder: Ich habe mich im QO Hotel in Amsterdam sehr wohlgefühlt. Dort wurden viele Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt, ohne dass man denkt, in einem Bio-Hotel zu sein. Auch Komfort, Service und Design sind zeitgemäß: leicht und locker.

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Gesa Rohwedder

ist im Hotelbusiness tätig, seit sie denken kann. Nach einer Lehre als Hotelfachfrau arbeitete sie jahrelang bei Intercontinental. Seit 2014 entwickelt Rohwedder als Head of Hospitality bei Drees & Sommer Hotels und Hotelkonzepte.

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