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Das Gute so fern

Hotel Healing Stay Kosmos in Ulleungdo, Südkorea
Das Gute so fern

Ein Hotel mitten im Japanischen Meer kann nur florieren, wenn es an einem besonderen Ort steht oder selbst etwas Besonderes ist. Für das Hotel Healing Stay Kosmos, einen Entwurf des Büros The_System Lab, treffen beide Annahmen zu.

Autor Rolf Mauer

Der logistische Aufwand, das Hotel mit dem schönen Namen Healing Stay Kosmos auf Ulleungdo zu besuchen, ist groß. Das südkoreanische Eiland liegt im Japanischen Meer, etwa 120 km vom Festland der Koreanischen Halbinsel entfernt. Von Seoul aus fährt man drei Stunden mit dem Luftkissenboot, bis man die vulkanisch geprägte, etwa 2,5 Mio. Jahre alte Insel erreicht.

Man benötigt eine zuverlässige wirtschaftliche Planung, um ein Hotel auf einer kleinen isolierten Insel im Japanischen Meer zu bauen.

Die Architekten vom südkoreanischen Architekturbüro The_System Lab um ihren Chef Changjoong Kim konnten ihren Bauherrn, einen großen Konzern, der mit den Geschäftsbereichen Mode, Freizeit, Bau, Material, Gesundheit und Lifestyle sein Geld verdient, überzeugen, dass der hier betriebene Aufwand lohnenswert ist.

Healing Stay Kosmos, eine ruhige Enklave

Die Planer bauten ein Hotel, das als ruhige Enklave fungiert und gleichzeitig den Luxus und die gestalterische Raffinesse eines High-End-Resorts bietet. Changjoong Kim zielte darauf ab, einen Ort zu schaffen, an dem der Besucher dem Geist des „Chi“ begegnen kann. Innerhalb der Feng Shui Lehre ist das „Chi“ die alles vereinende und umfassende Energie und sowohl für die Welt als auch für unsere Existenz der wichtigste Faktor. Die Architekten erklärten uns, dass das Resort als Ort der Beobachtung konzipiert ist, hier sollen die Menschen den „Geist“ des Himmels und der Erde beobachten und schätzen lernen.

Healing Stay Kosmos
Zentrales Element: der Eichentisch des lokalen Designers Jeongsup Lee mit Blick auf die „Eispickelspitze“.
Foto: Kim Yong Kwan

The_System Lab bemühen konsequent die metaphysische Ebene, um den Ort und ihren Entwurf zu erläutern: Die felsige, steile Insel ist der Gipfel eines großen Stratovulkans, der aus dem Meeresboden ragt.

Laut den Planern ist bekannt, dass Ulleungdo eine heilige Insel ist, auf der sich die reichhaltigen Energien des Landes und die klaren Energien des Himmels treffen und wo sich Yin und Yang verbinden. Folglich ist das Hotel in zwei Hälften geteilt, die Villa Kosmos und die Villa Terre. Die Villa Kosmos enthält vier Hotelzimmer, die Villa Terre ingesamt acht Zimmer für Gäste.

Beim Bau des Gebäudes mit UHPC (Ultra High Performance Concrete), aus dem die äußere tragende Konstruktion des Gebäudes betoniert wurde, war die Zusammenarbeit der beiden einzigen kleinen Betonunternehmen auf der Insel erforderlich. Die beiden Unternehmen hatten schon sehr lange eine starke Rivalität und kamen nicht gut miteinander aus.

Durch dieses Projekt, so schildern es die Mitarbeiter des Architekturbüros, waren sie jedoch in der Lage, Missverständnisse der Vergangenheit zu lösen und wurden schließlich Freunde.

Diesen Umstand sah Changjoong Kim als Erkenntnis, dass Architektur viel mehr ist als das Bauen in einer physischen Umgebung; Architektur kann Veränderungen bewirken, die erhebliche Auswirkungen auf die Gemeinschaft haben können.

Erde und Kosmos werden eins

Der Grundriss der Villa Kosmos spiegelt die Form eines Wirbels wider. Bereits in der Frühphase der Planung wurde die Bewegung von Sonne und Mond, die nach Aussage der Planer von astronomischen und meteorologischen Observatorien gesammelt wurde, auf die Form des Gebäudes übertragen. Aus den sechs Armen dieses Wirbels werden in der gebauten Realität vier vermietbare Räume. So will man den Hotelgästen helfen, mit den Wundern der Natur rund um das Hotel zu interagieren.

Unterschiedlich thematisierte Räume helfen den Menschen, die hier logieren, sich mit der Natur durch den Geist des „Chi“ zu verbinden.

Jeder der vier Räume ist anders gestaltet und eingerichtet. Die Sitzmöbel wurden passend zu den verschiedenen Einrichtungsthemen Mars (Feuer), Merkur (Wasser), Wacholder (Holz) und Venus (Gold) ausgewählt. Die Räume sind mit markanten Sitzmöbeln ausgestattet. Dazu zählen Einzelstücke von Hyun-Jeong Lee, der Glasstuhl ‚Ghost‘ von Cini Boeri, der Schichtholzsessel ‚GJ Bow Chair‘ von Grete Jalk und der Sessel ‚Alaska‘ von Emilio Nanni.

Healing Stay Kosmos
Jeder der vier Räume ist anders gestaltet. Foto: Kim Yong Kwan

Der erste Stock der Villa Kosmos, der sich um das Zentrum des Wirbels wickelt, soll den Geist des Mondes, der über der nahen Songgot-Bong (Eispickelspitze) hängt, nach innen einladen. Die Lounge ist so konzipiert, dass man den Blick auf den sogenannten Elefantenfels genießen kann, während sich die Nutzer auf einem bequemen Sofa ausruhen und die Unterhaltung mit anderen Gästen in ihrer Gruppe genießen.

Im Speisesaal finden zehn Personen Platz, die um einen maßgeschneiderten Eichentisch des lokalen Designers Jeongsup Lee herum sitzen. Der Raum bietet einen herrlichen Blick auf die sehenswerte „Eispickelspitze“. Die Bar wiederum hat einen Boden aus Vulkangestein, der nach Ansicht des Architekten den Ursprung des Vulkanbergs um das Grundstück herum widerspiegelt. Es gibt zwei Saunen, die den Mond (Yin) bzw. die Sonne (Yang) symbolisieren und symbolisch für deren Vereinigung stehen.

Metaphysik und Technologie

Die Hotelzimmer selbst werden in der Villa Kosmos stark durch die Wirbelform und die Überhöhe der Räume dominiert. In der Villa Terre hingegen sind normale Hotelräume entstanden, die sich nur wenig von anderen Hotelausstattungen in aller Welt unterscheiden. Es sind ausschließlich die Sonderräume, wie zum Beispiel die Saunen, die die hohen gestalterischen Qualitäten der Fassaden auch im Inneren fortsetzen.

Die fernöstliche Metaphysik hält sich nicht mit dem klassischen abendländischen Erklärungsanspruch auf, Beweise durch empirische Einzeluntersuchungen zu erlangen.

Halten wir es daher mit Kant, der metaphysische Erklärungsversuche als auf natürliche Weise im Menschen angelegt betrachtet. Die Planer erklären, dass das Projekt für innovatives Design und modernste Technologie steht. Der Architekt Changjoong Kim hofft, dass sich das Hotel Healing Stay Kosmos durch die Interaktion mit Landschaft und mystischer Energie mit der Zeit zu einem Teil der Insel entwickeln wird.

Weniger metaphysisch sieht Changjoong Kim die Rolle der Architekten. Sie sind seiner Meinung nach keine Künstler, sondern lösen schlicht ein Problem des Bauherrn. Ist das eine allzu schlichte Schilderung des Spannungsverhältnisses von Architekt und Bauherrn und der gemeinsamen Aufgabe, gebaute Kultur zu schaffen?

Ein Interview mit dem Architekten finden Sie hier


Architekt Changjoong Kim

Büro: The_System Lab. Zu den Arbeitsgebieten gehören Wohngebäude, Büros, Shop- und Ausstellungsdesign sowie Stadtplanung.


Factsheet

Projekt: Healing Stay Kosmos

Standort: Ulleungdo, Südkorea

Bauherr: Kolon Global Corporation

Bauaufgabe: Hotel

Baubeginn: 2016

Fertigstellung: 2018

Geschosse: 2

Nutzfläche: 1 658 m²

Möblierung: individuelle Eigenanfertigungen, Klassiker von Cattelan Italia, Fiam, Lange Production, Outdoormöbel von Kettal


Hotel in Ulleungdo, South Korea

So good, yet so far away

A hotel right in the middle of the Sea of Japan can only be successful if it has been built in a very special place or when the hotel itself is something special. Both these assumptions apply to the Healing Stay Kosmos Hotel, a design by The_System Lab.

Author: Rolf Mauer

It is a great logistical challenge to visit this hotel, beautifully named Healing Stay Kosmos, on the Isle of Ulleungdo. The South Korean island is located in the Sea of Japan, around 120 kilometers off the coast of the Korean peninsula. The trip to get there involves a three-hour crossing by hovercraft before visitors can set foot on the volcanic island, created around 2.5 million years ago. It takes reliable budgeting to build a hotel on a tiny, isolated island in the Sea of Japan.

South Korean architects The_System Lab, headed up by Changjoong Kim, were able to convince their client, a large group dealing in fashion, leisure time activities, construction, material, health care and lifestyle items, that running a hotel here would be profitable.

Tranquil enclave

Planners built a hotel that acts as a tranquil enclave while simultaneously offering the luxury and design-related sophistication of a high-end resort. Changjoong Kim aimed at creating a place at which visitors can encounter the spirit of “chi“. At the core of feng shui lies the assumption that „chi“ is the one energy that unites everything and represents the most important factor of our world and our own existence. The architects explained to us that the resort had been designed as a place to observe. This is where people are intended to observe and learn to appreciate the spirit of the sky and the earth.

The_System Lab consistently deal with describing the metaphysical level on site and in their design: The rocky, steep island is the tip of a large stratovolcano rising up from the bottom of the sea.

According to planners, Ulleungdo is a holy island where the rich energy of the earth meets the clear energy of the sky, and yin and yang come together. Consequently, the hotel has been split up into two halves, Villa Kosmos and Villa Terre. Villa Kosmos features four hotel rooms while Villa Terre provides a total of eight rooms for guests.

Building the design with an outer, load-bearing frame made of UHPC (Ultra High Performance Concrete) involved collaborating with the island‘s only two small concrete processing companies. Both companies had been in competition with each other for a long time and there was quite a rivalry going on with the result that the two teams didn‘t really groove with each other.

However, according to the employees at the architects‘ office this project gave them the opportunity to sort out the misunderstandings of the past and ultimately become friends.

Changjoong Kim realized then that architecture is much more than building in a physical environment – architecture can trigger changes that may have a massive impact on the community.

Earth and cosmos become one

Villa Kosmos‘ footprint reflects in the shape of a vortex. Planners transferred the movements of sun and moon, which used to be recorded on the island in astronomical and meteorological observatories, to the shape of the building at a very early project stage. In this building the six arms of the vortex make up the four rooms for hotel guests. The aim is to help visitors interact with the natural wonders surrounding the hotel.

Rooms with different themes help guests link up with nature thanks to the spirit of the “chi“.

Each of the four rooms has been designed and furnished differently. The furniture was selected to match the different furnishing themes: mars (fire), mercury (water), juniper (wood) and venus (gold). The furniture selected for the rooms is so striking and includes a stool designed by Hyun-Jeong Lee, Cini Boeri‘s “Ghost“ glass chair, the “GJ Bow Chair“ plywood chair by Grete Jalk and Emilio Nanni‘s “Alaska“ armchair.

The second floor of Villa Kosmos, winding around the center of the vortex is intended to invite in the spirit of the moon hanging over nearby Songgot-Bong (translates to: tip of an ice pick). The lounge has been designed so visitors can enjoy a view of the so-called Elephant‘s Rock while relaxing on a comfortable sofa and enjoying conversations with other fellow travelers.

The dining room provides space for ten people around a customized oak table made by local designer Jeongsup Lee. The room gives away a great view of the “tip of an ice pick“, a sight genuinely worth seeing. As a contrast, the bar features volcanic stone flooring which, according to architects, reflects the origin of the volcanic mountain surrounding the property. There are two sauna rooms symbolizing the moon (yin) and the sun (yang) as well as their coming together.

Metaphysics and technology

Hotel rooms in Villa Kosmos are strongly dominated by the vortex shape and high ceilings. However, Villa Terre features normal hotel rooms that are very similar to other hotel equipment found around the globe. Exclusively these special-purpose facilities, such as the saunas, transport the facades‘ high design quality from the outside to the inside.

Far-Eastern metaphysics are incompatible with the traditional, Western need for context on the basis of proof in empirical individual analyses.

For this reason, I suggest we let Kant inspire us as he discussed explanations of metaphysical phenomena as a natural occurrence within humans. Planners explained that the project represents innovative design and cutting-edge technology. Architect Changjoong Kim hopes the Healing Stay Kosmos Hotel will develop as an integral part of the future thanks to the interaction with the environment and mystical energy.

However, Changjoong Kim considers architects‘ roles to be less metaphysical. In his opinion, architects are not artists, they merely solve clients‘ issues. Maybe that‘s a very simple way of describing the relation between architects and clients as part of their shared aim of building a cultural heritage?

Architect Changjoong Kim

Studio: The_System Lab. Work areas are housing, offices, shop and exhibition design, plus urban planning.

www.thesystemlab.com

FACT SHEET

Project: Healing Stay Kosmos

Location: Ulleungdo, South Korea

Client: Kolon Global Corporation

Building task: hotel

Start of construction: 2016

Completion: 2018

Levels: 2

Usable area: 1,658 m²

Furnishings: individual custom-made pieces, classics by Cattelan Italia, Fiam, Lange Production, outdoor furniture: Kettal


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