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Zurück zur Avantgarde

Sanierung Pool-House in Toronto
Zurück zur Avantgarde

Wenn ein Bauherr einen kleinen 1960er-Jahre Pavillon sanieren lassen will und vom Architekten eine eierlegende Wollmilchsau erwartet, gilt es auf der Hut zu sein. Viele Wünsche auf knapp 90 Quadratmetern zu verwirklichen kann nur schief gehen. Oder vielleicht doch nicht?

Text: Rolf Mauer Fotos: Colin Faulkner über v2com

Der kleine eingeschossige Pavillon aus den 1960er-Jahren gehörte bereits als Neubau zur Avantgarde und hätte man ihn über all die Jahrzehnte unberührt gelassen, würde er heute, von allen Gebrauchsspuren mal abgesehen, ohne Abstriche in unsere Zeit passen. Leider jedoch fühlte sich jeder der vorherigen Besitzer bemüßigt, dem Gebäude einen neuen Stempel aufzudrücken.
Es war also an der Zeit, die alten Qualitäten freizulegen und das Gebäude in einen annähernden Ursprungszustand zurückzusanieren. Der Wunsch des Bauherrn nach einem multifunktionalen und universellen Raum machte die Planung für das Team nicht leichter. “Das wahre Potenzial des Gebäudes lag unter den verschiedenen baulichen Veränderungen begraben. Ich wollte seine Modernität neu definieren und gleichzeitig einen Ort schaffen, der begeistert und voller Leichtigkeit ist”, beschreibt Architekt John Tong die an ihn gestellte Bauaufgabe.
Tongs Erfahrungen in der Entwicklung von Luxussuiten und vielfach nutzbaren Räumen in Hotelprojekten wie dem ‚W Hotel‘ in New Jersey und dem ‚Drake Hotel‘ in Toronto inspirierten den Planer zu seinen Raumideen und Möbelentwürfen. Der Innenraum wurde so flexibel geplant, dass er mit dem angrenzenden Schwimmbecken als Pool-Haus mit Dusche und Sanitärräumen genutzt werden kann, aber auch temporär als vollwertiges Gästehaus zur Verfügung steht.
Ein universeller Raum
Der Pavillon wird innen von einem großen, freistehenden schwarzen Monolithen unterteilt, der einen öffentlichen und einen privaten Bereich entstehen lässt. Auf der öffentlichen Seite nimmt das imposante Möbel Fernseher und Entertainment-Geräte auf, während die Rückseite elementare sanitäre Anlagen integriert. Der im öffentlichen Bereich mittig und gleichzeitig raumgreifend platzierte und von Tong entworfene Tisch mit seinen geometrisch angeordneten Stahlfüßen wurde aus einem Holzstamm geschnitten, den man, so heißt es, aus dem Panamakanal gezogen hat. Der niedrige Couchtisch kann durch einen Mechanismus leicht angehoben werden, um ihn bei größeren Veranstaltungen als Esstisch oder alternativ auch als Arbeitstisch zu nutzen.
Eine helle, orangefarbene Wand zieht sich parallel zum erwähnten Tisch durch das ganze Gebäude und verbindet den öffentlichen Wohnraum farblich mit dem privaten Sanitär- und Schlafbereich. Gleichzeitig ist sie auch Galeriewand für die Kunstsammlung des Bauherrn. Dort, wo sich bereits in den 1960er-Jahren die sanitären Anlagen befanden, installierte Tong, in moderner Interpretation, Dusche und WC als Raummöbel. Die Toilette bietet durch eine Glasscheibe vollen Ausblick und erweitert dadurch optisch den kleinen Raum. Die mitunter wünschenswerte absolute Privatheit ermöglicht ein motorgesteuertes blickdichtes Verdunklungsrollo …
Dieser private Bereich versteckt ein sogenanntes “Queen-Murphy”-Bett. Das auf den ersten Blick verwirrende Wort “Queen” im Zusammenhang mit einem Männernamen ist allerdings kein Adelsrang, sondern schlicht als Größenbezeichnung zu verstehen. Ein “Queen-Murphy”-Bett ist folglich ein großes Bett, das nach der Nutzung wieder im Wandschrank verschwindet. Im gleichen Schrank versteckt, ergänzen Minibar, Mikrowelle und Kaffeemaschine die Appartementqualitäten des Pavillons.
Der Innenraum mit seinen direkt unter der Decke liegenden, für die 1960er-Jahre typischen schmalen Fensterformaten leugnet das halbe Jahrhundert nicht, das seit dem Bau vergangen ist. Der Architekt spielt mit den Zitaten aus dieser Zeit und betont ihre Qualitäten, indem er sie durch moderne Einbauten und eine zeitgenössische Technik sensibel und selbstbewusst ergänzt. Der Raum ist offen, wirkt leicht und bei jedem der zahlreichen Details, wie beispielsweise bei der Beleuchtung, steht die Frage im Raum: Ist das original oder neu?
“Ich meine”, resümiert John Tong, “dass moderne Architektur zu jeder Zeit seine eigene Bedeutung formuliert und immer wieder ist darin Optimismus und der Glaube an die Zukunft zu finden. Dieses Gebäude lässt dem Nutzer viel Raum für seine eigenen Reflektionen und seine Kreativität.”
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