Von vorne betrachtet eine unscheinbare Hütte – doch die andere Seite des Gebäudes verrät, dass das Architektenteam von Mjölk etwas Außergewöhnliches gestaltet hat.
Hinter dem Vorhang der ursprünglichen Hütte ist ein Glasanbau entstanden. Seit über hundert Jahren steht die Hütte auf einer Wiese im Isergebirge. Die Welt um sie herum hat sich verändert, seit sie aus dem Holz und Granit der umliegenden Wälder entstand. Die Welt ist schneller und vernetzter geworden, aber einige Dinge sind gleich geblieben.
Erhaltung der Substanz
Die Morgenstunden hier sind wunderschön. Tautropfen glitzern auf den Spinnweben auf der Lichtung vor den Fenstern und der kalte Küchenboden begrüßt die frühen Vögel im Wohnzimmer. Holz knistert im Feuer, Tee brüht auf dem Herd. Mjölk haben das Haus mit Blick auf die Zukunft renoviert. Gleichzeitig erhielten sie viele vermeintlich sperrige Aspekte. Der Hütte sollte der Duft des Holzes und die strenge Kühle der Granitblöcke erhalten bleiben. Jan Mach und Jan Vondrák, Gründer und Partner von Mjölk, haben behalten, was sie konnten. Was übrig blieb, haben die Architekten durch eine neue Qualität ergänzt, die nicht versucht, mit der Vergangenheit zu konkurrieren.
Herzstück der Hütteneinrichtung
Der Ofen und der Herd im Wohnzimmer wurden zum Herzstück der Hütteneinrichtung. Wenn man um den Schornstein herumgeht, ist es, als würde man eine Zeitmaschine zwischen der Vergangenheit und der Zukunft hin und her bewegen. Es dauert nur eine Sekunde, um ein Jahrhundert zu durchlaufen. Quert man das alte Wohnzimmer, passiert die Treppe zum ersten Stock und schlägt die Tür zu, befindet man sich im Wohnraum. Er steht an der Stelle, wo ursprünglich ein Schuppen stand.
Eine leichte, transparente Glasstruktur definiert den leicht versenkten, geräumigen Wohnraum, der eine moderne Küche und viel Freiraum vereint. Das eher ungewöhnliche Layout besticht durch eine Vielzahl von Stimmungen und Atmosphären. Die glänzende, mit Messing verkleidete Decke spiegelt jede Veränderung des Außenambientes wider. Von der Küche aus erreicht man über ein paar Stufen die altbekannte Iserlohner Hütte.
Die untere Etage ist mit dem Nötigsten ausgestattet, was zu einer Hütte gehört. Das steinerne Badezimmer, das zwischen die ursprünglichen Wände gebaut wurde, ist eine „Reinigungsmaschine“. Das Wasser aus den Duschen trifft auf die Betoninseln und verschwindet unter dem perforierten Bodengitter.
Unerwartete Durchblicke
Mjölk erschließen über den Eingangskorridor und eine Stahltreppe den ersten Stock, vorbei an einem runden Oberlicht, das den gesamten Raum erhellt. Die alten Balken riechen nach Geschichte. Das ursprüngliche Strohdach konnten die Architekten bewahren. Es vermittelt einen Eindruck davon, wie das Haus aussah. Wo die Dielen des ursprünglichen Fußbodens nicht mehr zu retten waren, liegt jetzt ein Glasboden. Die verglasten Elemente, die das verrottete Holz ersetzen, verbinden den Innenraum zu einem überraschenden Ensemble und ermöglichen unerwartete Durchblicke.
Das Obergeschoss ist den vier Schlafzimmern gewidmet. Das gläserne Elternschlafzimmer verfügt über ein rundes Oberlicht. Das große Kinderzimmer ist gleichzeitig ein Spielzimmer, in das alle Aktivitäten der Kinder verlegt werden können, wenn das Wetter draußen ungemütlich wird. Für die beiden anderen Schlafzimmer wurden die klassischen Räume der Berghütte neu interpretiert.
Originalmöbel und Accessoires
Mjölk Architekten haben das Innere auf subtile Weise eingerichtet. Darin spiegelt sich die Gesamtphilosophie ihres Ansatzes bei der Renovierung wider. Sie wollten das Haus nicht zwanghaft mit Stücken des globalen Designs ausstatten. Der Großteil der neuen Ausstattung besteht aus Originalmöbeln und Accessoires, die sie selbst entworfen haben. Diese spiegeln die Qualität der Arbeit der Handwerker aus dem Isergebirge wider, die hier noch leben und arbeiten. Ergänzt werden die neuen Stücke durch alte Möbel, die vom Bauherrn selbst liebevoll ausgewählt wurden. Unweit der Hütte wurde eine Sauna eingebaut.
Fakten
Projekt: Rekonstruktion eines 130 Jahre alten Landhauses, Bauen im Bestand
Standort: Polubný, Kořenov, Liberecký kraj, Tschechien
Fertigstellung: 2020
Bauherr: privat
Architektur und Innenarchitektur: Mjölk s.r.o., Webseite des Büros
Produkte/Hersteller: Ofen von DTILE, www.dtile.info; Möbel von Sollus nábytek, www.sollus.cz
Fotos: Boys Play Nice, www.boysplaynice.com
Mjölk Architekten
Die beiden Architekten von Mjölk wollen Zusammenhänge erforschen, die Qualitäten von Orten entdecken, die tiefsten Sehnsüchte ihrer Kunden erfüllen und dabei Spaß haben. Mjölk, das sind Jan Mach (*1981, Mělník) und Jan Vondrák (*1981, Příbram). Sie wollen, dass diese Freude an Freiheit und Kreativität in ihren Projekten und im Leben ihrer Kunden spürbar wird.
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