Autorin: Elena Schauwecker
Der Blick in den Garten lässt viel Tageslicht hineinströmen. Das Licht sollte bei der Umgestaltung maximiert werden. Der Wunsch des Kunden war die Öffnung zum Garten hin, auch wenn dies eine Veränderung der Fassade zur Folge hatte. Durch eine seitliche Verlängerung des Raumes gelang es den Architekten Lea Grange und Thomas Feary vom Studio 163 die schmale Pantryküche zu einem freundlichen Raum zu konzipieren, der einladend und hell wirkt.
Durch die räumliche Veränderung und den gewonnenen Platz war es möglich, die Aufteilung der Küche völlig neu zu definieren. Zuvor waren Küche und Essbereich zwei voneinander getrennte Zimmer – die Küche schmal und dunkel, der Essbereich klein. Nun besticht sie besonders durch die freundliche und helle Atmosphäre und die Sitzgelegenheit zum Garten wurde zum Lieblingsplatz.
Küche als Herz des Hauses
„Besonders die Flexibilität des Raumes war uns wichtig. Da die Kunden zwei kleine Kinder haben wollten wir den Platz so gestalten, dass viele unterschiedliche Funktionen darin möglich sind. Die Küche selbst muss den Grundanforderungen zum Kochen selbstverständlich genügen, doch durch die jetzige Aufteilung bietet sie wesentlich mehr als das“, sagt Architektin Lea Grange zum Konzept.
So lässt die jetzige Anordnung zu, dass die Kinder auch mal ihre Hausaufgaben in der Küche machen können. Zudem sorgt der reichlich vorhandene Stauraum dafür, dass hier nicht nur gekocht und gegessen, sondern auch gelebt und gespielt werden kann. In den Schränken lassen sich neben den Küchenutensilien nämlich auch Bücher oder Spielsachen verstauen und das Erscheinungsbild nach außen wirkt mit wenigen Handgriffen trotzdem schnell wieder sauber und aufgeräumt.
Auch für eine gemütliche Pause bietet die Küche durch die Sitzbank am Fenster eine wunderbare Gelegenheit zum Entspannen. So lässt sich mit einer Tasse Kaffee oder Kakao den offenen Blick in den Garten genießen oder mit etwas Ruhe ein Buch oder die Tageszeitung lesen. Denn durch die gelungene Arbeit der Schreiner erweckt der Rahmen den Eindruck, bereits im Garten zu sein und die Grenze zwischen Innen und Außen verwischt.
Herausforderung Weinkeller
Beim Anfangsgespräch nahm sich Projektleiterin und Architektin Lea Grange viel Zeit, um die Wünsche ihrer Auftraggeber genaustens rauszuhören: „Es war ein wirklich interessantes Gespräch, da sie offen dafür waren, Neues auszuprobieren. Aber es musste praktisch und geeignet gegenüber dem Alltag und den Kindern sein. Der Auftrag war einfach, sie wollten mehr Platz und mehr Licht. Den Rest schlugen wir vor und zum Glück hat es den Kunden gefallen“, erzählt Lea und fährt fort:
„Das Thema Wein war für die beiden als Halb-Franzosen wichtig. Da alles in der Küche seinen Platz hatte und dieser begrenzt war, lag die Wahl nahe, einen unterirdischen Weinkeller einzubauen. Trotzdem war der Weinkeller schwierig zu bauen. Wir mussten uns präzise an den Plan halten und der Platz dafür war doch ziemlich eng. Denn durch das Gewicht der Insel konnte der Keller nicht direkt darunter, sondern nur daneben eingebaut werden. Über drei Tonnen Zement wurden beim Bau des Kellers verarbeitet und der Aushub war enorm.“ Doch das Ergebnis spricht für sich.
Materialwahl durch Studio 163
„Wir wollten die Material-Palette ziemlich ungezwungen und leicht halten, um das Gefühl von Raum und natürlichem Licht zu erhöhen. Doch sollte es auch verspielt und langlebig dabei sein. Zu Anfang schlagen wir verschiedene Optionen vor, um den Kunden dazu zu ermutigen, sich den Raum auf verschiedene Arten vorzustellen. Dann kann er das wählen, was ihm am besten gefällt.
Ursprünglich hatten wir polierten Beton für den Boden vorgeschlagen, aber wir haben ihn gegen Linoleumboden ausgetauscht, der wie Beton aussieht, da er sich besser für die Kinder eignet, wenn sie barfuß herumlaufen. Außerdem ist es auch ein sehr nachhaltiges Material.“
Bei den Mineralwerkstoffen fiel die Wahl auf Hi-Macs: „Die Hausbesitzer kannten den Hersteller bereits von anderen Projekten und waren von dem Material dermaßen begeistert, dass sie es auch zu Hause einsetzen wollten“, so Lea. Durch die helle Farbpalette tragen sie dazu bei, dass der Raum größer und heller wirkt. Für die Oberflächen der Kücheninsel und das Spülbecken spielen außerdem die Strapazierfähigkeit und Robustheit der Oberflächen eine erhebliche Rolle.
„Das verwendete Holz ist Sperrholz. Wir haben dafür zwei verschiedene Quellen verwendet, da das Holz in der Küche von einer Firma hergestellt wurde und das eingesetzte Holz bei dem Fenstereinbau von der Schreinerei stammt, mit der wir gerne zusammenarbeiten. Beide waren von ähnlicher Qualität und wurden vor dem Einbau entsprechend behandelt. Auf dem Hochschrank wurde Sperrholz verwendet, das mit Formica verkleidet war. In den letzten Jahren wurde viel Sperrholz in der Küche verwendet, da es ein wirtschaftliches und dennoch langlebiges Material ist. Für uns passt die Materialwahl sowohl zum Design wie auch zu den Anforderungen für die Küche der jungen Familie“, sagt Lea vom Studio 163.
Studio 163
Normalerweise trennen Lea Grange und Thomas Feary vom Studio 163 ihre Projekte, um eine noch direktere Beziehung zum Kunden aufzubauen. Doch setzen sich die beiden Architekten einmal die Woche zusammen, geben sich Feedback und prüfen ihre Entscheidungen und Konzepte als Team.
Fakten
Projekt: The Nook House
Standort: Denmark Hill, London, UK
Fertigstellung: 2020
Bauaufgabe: Hintere und seitliche Erweiterung einer bestehenden Küche
Bauherr: privat
Innenarchitektur: Studio 163, Lea Grange & Thomas Feary, Webseite des Studios
Materialien/Hersteller: Arbeitsoberflächen von Hi-Macs ‚Arctic White‘, www.himacs.eu/de; Polsterung in der Sitznische von Kvadrat ‚Basel‘, www.kvadrat.dk; Boden von Forbo ‚Eternal deLuxe Vinyl Sheet Light Concrete‘, www.forbo.com; Leuchten von Flos ‚IC Lights Suspension 1‘, www.flos.com
Fotos: Emanuelis Stasaitis für Himacs, www.emanuelisphoto.com