Die Inhaber des Büros TOOP architectuur, Jens Theuwen und Laurent Temmerman, benötigten größere Arbeitsplätze und wollten sich darüber hinaus auf zwei verschiedene Standorte verteilen. Die Belgier schufen die geforderten Quadratmeter mit zwei Containerbüros.
Ein gutes Beispiel dafür, dass des Architekten liebster Bauherr er selbst ist. Nichts fördert die Kreativität mehr als Einschränkungen des Raums und ein kleiner Etat.
Theuwen und Temmerman beschäftigten sich mit folgenden Fragen: Können wir interessante bewegliche Büros schaffen, die auf diverse Orte innerhalb eines Konzepts unterschiedliche Antworten geben? Wie sollte sich ein flexibles Büro in seiner Umgebung verhalten? Wie exponieren wir uns als Architekten gegenüber unseren Bauherren?
Formale Identität der Containerbüros
Damit ist das Stichwort gefallen: Containerbüros. Die ursprünglichen Transportbehälter bieten nämlich Stehhöhe, sind statisch sehr stabil und auf dem Gebrauchtmarkt recht günstig zu haben. Was liegt also näher, als zwei einfache Schiffscontainer zu erwerben, die transportabel sind und leicht überall aufgestellt werden können?
Weiter erläutern Temmerman und Theuwen: „Container weisen eine starke formale Identität durch die erkennbaren Dimensionen auf. Sie sind wegen ihrer diversen Größen flexibel; sie können eine Antwort auf die unterschiedlichen Anforderungen an unseren beiden Standorten bieten.“
Die Behälter lassen sich leicht umwandeln, zum Beispiel indem man Öffnungen an verschiedenen Stellen anbringt, ohne dabei die Festigkeit des Rahmens zu stören.
Die Architekten sehen die aufgestellten Containerbüros als Teil eines Diptychons, dessen beide Elemente anders auf ihre Umgebung reagieren und einwirken. Während einer der Pavillons für ein typisches Reihenhausgrundstück im Stadtzentrum konzipiert ist, steht der zweite auf einem ländlichen Grundstück inmitten einer hügeligen Landschaft.
Die Intentionen der beiden Architekten variieren zumal mit den Standorten. Das im städtischen Garten von Lokeren platzierte Containerbüro mit dem Projektnamen ‚Colok‘ reflektiert durch sein großes Schiebefenster die davor liegende Natur.
Der Raum öffnet sich in die Grünfläche, während er mit der anderen Seite direkt an der Grundstücksgrenze steht und zur Straße eine geschlossene Front zeigt. Der Innenraum vermittelt bei aller Offenheit eine kontemplative Wirkung.
Reflektierende Materialien
Der Pavillon ‚Cowes‘ im ruralen Außenraum von Westouter will durch reflektierende Materialien mit der Landschaft verschmelzen. Theuwen und Temmerman versuchten ein Büro zu schaffen, das so unsichtbar wie möglich ist und die Landschaft sprechen lässt.
Durch die Verkleidung der äußeren Haut mit spiegelnden Aluminiumpaneelen wird der Außenraum aus jedem Winkel reflektiert und das Büro übernimmt die Farbe der Umgebung. Präzise gewählte Öffnungen dienen der optischen Verbindung zur Landschaft. Eine ist auf einen nahegelegenen Hügel ausgerichtet, die andere rahmt einen kleinen Wald am Ende des Grundstücks ein. Die Außenverkleidung mit den spiegelnden Aluminiumpaneelen reflektiert die Umgebung aus jedem Winkel.
Lösung und Trend
Die beiden Belgier glauben, dass diese Containerbüros eine Lösung und ein Trend sein könnten, wie ihn derzeit die sogenannten Tiny Houses setzen. „Unsere Mitarbeiter arbeiten gerne in einem Raum, der kompakt ist, aber viel Überblick über das Geschehen um das Gebäude herum bietet“, lautet ihre Überzeugung.
In der Innenarchitektur fokussieren sich die beiden Planer auf eine starke visuelle Identität, die sowohl für eine städtische wie auch eine ländliche Umgebung funktioniert. Sie erklären dazu: „Das Innere ist warm und raffiniert, aber einfach. Nichts wird den Nutzer von der Arbeit oder der Umgebung ablenken.“
Die Modularität des Innenraums ermögliche es weiter, das gesamte Interieur leicht zu verändern, ohne viele Dinge auseinandernehmen zu müssen.
TOOP architectuur haben sich für Sperrholz entschieden, das meist als Baumaterial und selten als visuelles Element für Oberflächen zum Einsatz kommt. Durch die Verwendung dieser preisgünstigen, gleichwohl schönen Alternative wollen die Architekten zeigen, welche Möglichkeiten preisgünstige Materialien bieten.
Die Abmessungen der Sperrholzplatten werden auch als Modul verwendet. Die Modulmaße bilden die Grundlage für die Breite der Schreibtische und der Bücherregale. In den Regalen werden sie zwischen unbehandelte Stahlbände gelegt, die als vertikale Elemente der Bücherregale dienen.
Nichts muss ausserdem verschraubt werden. Dadurch ist es möglich, die Bücherregale leicht zu zerlegen und die Materialien wiederzuverwenden.
Natürlich sind die Containerbüros entstandenen Räume prinzipiell klein und eng. Aber diese Enge kaschieren die Architekten geschickt durch großflächige Öffnungen, die in Abhängigkeit vom Außenraum komponiert sind. Wer würde in den aktuellen Krisenzeiten nicht in solch reizvoller Umgebung arbeiten wollen?
Zur Website von TOOP architectuur
Ein weiteres Büroprojekt auf www.md-mag.com