Nach neun Jahren Planung, Bau und Renovierung ist das Bürgenstock Hotels & Resort Lake Lucerne ein gewachsener Mix aus historischen und zeitgenössischen Architekturen. Es bietet vier Hotels in den Kategorien 3 bis 5 Sterne Superior, 385 Zimmer, ein Health & Medical Center, 12 Restaurants und Bars und 67 Residence Suites.
Als wesentliches Herzstück gilt das neue, rund 7.000 m² große „Alpine Spa“, das die Berliner Architekten Dierks & Sachs zusammen mit Plus4930 Architektur und den Innenarchitekten von MKV Design planten.
Hochwertige Materialien wie Lipica-Naturstein, Eichenholz, Kalkstein, Glas und Bronze prägen die Atmosphäre. Dadurch entsteht ein wohlig-warmes Ambiente, gepaart mit einer reduzierten Formensprache und einer räumlichen Großzügigkeit – was durchaus als Kontrast zur mitunter schroffen Natur draußen zu sehen ist.
Vom Indoorpool mit Tageslichtzugang, dem eigentlichen Mittelpunkt des Spa-Bereichs, gewähren großzügige Glasfronten den freien Blick in die Natur. Ein L-förmiger Infinitypool, der sich um das Gebäude schmiegt, ergänzt den Wellnessbereich.
Drei Lichtszenarien
In der auf drei Stockwerke verteilten Spa-Zone haben die Architekten darauf geachtet, dass der Raumcharakter vom Rhythmus des Tageslichts bestimmt wird. Sie sahen Fensteröffnungen vor, die das Licht gezielt ins Innere hineinlassen. Eine eigene Lichtstimmung entsteht bei Dämmerung oder Dunkelheit. Dann werden die Räume in die Kunstlicht-Szenerien des Expertenteams von Licht Kunst Licht aus Bonn und Berlin getaucht.
Der Indoorpool stand im Zentrum der Planung von Martina Weiss, die das Projekt bei Licht Kunst Licht verantwortete. „In den Abendstunden und bei Nacht sorgen vor allem die seitlich eingebauten Unterwasserleuchten dafür, dass die Wasseroberfläche zur schimmernden Lichtquelle wird“, hebt die Planerin das Charakteristikum des Beleuchtungsszenarios hervor.
Um den Entwurf am stets präsenten Wetter zu orientieren und den tageszeitabhängigen Ansprüchen an das Licht gerecht zu werden, wurden drei Lichtszenen generiert – Tag, Dämmerung und Abendstunden, wobei die Beleuchtung abends stark gedimmt wird und dadurch eher zoniert. Sie erzeugt eine intime Anmutung.
Ohne direktes Licht
Wandleuchten an den Stahlstützen und den massiven Steinwänden betonen die Höhe des Raums und sorgen als Streiflicht für eine lebendige Textur. Um für die Gäste eine entspannende Umgebung zu schaffen, gibt es kein direktes Licht.
Als übergeordnete Beleuchtungsgestaltung im Spa-Bereich erlebt man ein sanftes, warmtoniges Licht, das für eine harmonische und beruhigende Kulisse sorgt. Das wird vor allem dadurch erreicht, dass es keine Allgemeinbeleuchtung im klassischen Sinne gibt. Vielmehr setzten die Planer einzelne Lichtpunkte und -linien gezielt, um bestimmte Stellen und Bereiche zu betonen oder um Wege rhythmisch zu markieren.
Die formale Reduktion der Architektur wird in der Reduktion der Beleuchtung fortgeführt. „Licht ist eines der wichtigsten Tools, um eine angenehme und zugleich stimmungsvolle Atmosphäre in der gesamten Spa-Zone zu kreieren“, erläutert Martina Weiss. „Vor allem im Bereich der Saunen soll eine indirekte Beleuchtung über Lichtvouten und integrierte Lichtelemente den Gästen großen Komfort bieten.“ So wird etwa die plätschernde Wasserwand über eng strahlende Aufbauleuchten reizvoll in Szene gesetzt.
Eine fast unsichtbare Besonderheit verbirgt sich in verschiedenen Becken: Hierfür hat das Planungsteam ein zurückhaltendes, aber technisch aufwendiges Stufen-Licht-Detail mit integrierter Beleuchtung entwickelt, bei dem vor allem die Dichtheit und die Chlorwasser-Resistenz eine große Herausforderung darstellten.
Tunnel zum Spa-Bereich
Interessant ist auch der Weg zum Spa-Bereich, ein tief in den Berg gegrabener Tunnel, der in einer Wechselausstellung die Historie des Resorts und des Bürgenstocks zeigt, vornehmlich in Form von hinterleuchteten Fotografien, die für die Grundausleuchtung des Felsengangs sorgen. Lichtpunkte auf dem Boden rhythmisieren den durch die vielen, in unregelmäßigen Abständen aufgestellten Holzbalkentore gegliederten Weg zusätzlich.
Das Zusammenspiel von Architektur und Lichtplanung im Bürgenstock Alpine Spa ließ einen Ort entstehen, der hoch oben über dem Vierwaldstättersee für einen atemberaubenden Blick gepaart mit höchster Entspannung sorgt. Gleichzeitig erzeugt er die Geborgenheit einer luxuriös ausgestatteten Felsenhöhle.
Ein wenig mag man sich dabei an die Felsenthermen in Vals erinnern, bei denen der Architekt Peter Zumthor vielleicht noch konsequenter mit der Schroffheit der umgebenden Natur arbeitete. Für das Bürgenstock Resort, das seit seinem Start vor 100 Jahren für hohen Komfort und Luxus steht, wäre eine ähnlich radikale Reduktion unpassend gewesen.
Gleichwohl ist den Architekten und Lichtplanern eine wirkungs- und stimmungsvolle Verknüpfung von Natur und Luxus gelungen.
Lichtplaner Andreas Schulz von Licht Kunst Licht gründete 1991 in Bonn und Berlin Licht Kunst Licht. Das Büro arbeitete an über 800 Projekten mit. Schulz beschäftigt 26 Mitarbeiter.
Factsheet
Projekt: Alpine Spa im Bürgenstock Resort, Lake Lucerne, Obbürgen, Schweiz
Bauherr: Katara Hospitality, Doha, Qatar
Architektur: Patrik Dierks/Norbert Sachs Architekten, Berlin;
Plus4930 Architektur, Berlin
Innenarchitektur: MKV Design, London, Großbritannien
Lichtplanung: Licht Kunst Licht AG, Bonn/Berlin; Projekt- und Teamleitung: Martina Weiss
Fertigstellung: 2017
Fläche: 7 000 m²; (mit technischen Bereichen: 10 000 m²)
Leuchten (Auswahl):
Downlights ‚Rastaf 86‘ von Artemide
Innenpool/Innenbecken: Wandleuchten ‚66516‘ von Bega und Unterwasser-Wandeinbauleuchten ‚4.0199‘ von Wibre
Aufbaustrahler Treppen: ‚Gin.o 2‘ von Hoffmeister
Wandeinbauleuchten Felsduschen: ‚ISL-2-ALED‘ von Lucifer Lighting
Wandleuchten Tunnel: ‚Yori Wall‘ von Reggiani
Vorhang-Beleuchtung Ruheraum: ‚Jane Ceiling LED‘ von XAL
Lineare Einbauleuchten Fitnessraum: ‚M36‘ von Selux
Vitrinen-Beleuchtung Tunnel, Haar- und Nagelbereich: ‚Nano Turn‘ von XAL
Weitere Projekte auf md-mag.com
Interview mit Planerin Martina Weiss von Licht Kunst Licht
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