Die monumentale Kraft und die spirituelle Dimension eines alten Klosters wiederentdecken und sie zu einer faszinierenden Hotelstruktur machen: Dies war das Ziel von noa* bei seinem Renovierungsprojekt für das Monastero delle Serve di Maria Addolorata im Zentrum von Arco, am nördlichen Ende des Gardasees. Der imposante Komplex, aus der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts ist von einer hohen Mauer umgeben und in einen großen Garten eingebettet. Der Umbau, der nur den Südflügel des Gebäudes betraf – der verbleibende Teil beherbergt noch eine Kirche und einen Klausurbereich – wurde ab 2020 in enger Zusammenarbeit mit dem Amt für Denkmalpflege von Trient durchgeführt, dessen Auflagen das Projekt unterlag.
Zeitloser Charakter der Räume
„Die Erhabenheit und Strenge der Architektur, die langen Gänge, die gewölbten Decken – all das trägt zum zeitlosen Charakter dieser Räumlichkeiten bei“, erklärt Francesco Padovan, Architekt bei noa*, der das Architekturprojekt betreute.
Das Projekt von noa* kann in zwei große Eingriffe unterteilt werden: Die Renovierung und der Umbau des Klosters mit seinen Innenräumen für die Nutzung als Hotel, mit Gemeinschaftsbereichen Rezeption, Lobby, Frühstücksraum, Bar und Küche im Erdgeschoss und hauptsächlich im Erd- und Dachgeschoss verteilten Zimmern. Und die Realisierung eines Wellnessbereichs mit Blick auf den Garten: 500 Quadratmeter mit Entspannungsbereichen, Behandlungsräumen, Saunen und Wellnesspfad mit Dampfbad.
Drei Ebenen
Das Kloster erstreckt sich im Inneren auf drei Ebenen. „Es überrascht, wie unterschiedlich die Räumlichkeiten auf jeder Ebene sind“, bemerkt Architekt Padovan von noa*. „Von konzentrischen Räumen im Erdgeschoss über einen majestätischen Korridor im ersten Stock bis hin zu dem mit Holzbalken verkleideten Dachgeschosses. Darauf aufbauend entstanden verschiedene Designlösungen, die Charme und Originalität verstärken“.
Entlang der zentralen Achse im Erdgeschoss befinden sich die Rezeption, der Frühstücksraum und ein Lesezimmer bzw. eine Lounge, allesamt mit Kreuzgewölben und durch einen langen Korridor verbunden und umschlossen. Im Erdgeschoss liegen außerdem die Bar und die Küche. Zudem entstand hier eine Suite mit direktem Blick auf einen privaten Garten.
Deckenbalken dominieren Korridor
Im ersten Geschoss gibt es einen Szenenwechsel: Ein zentraler Korridor öffnet sich über eine Länge von fast 50 m, hervorgehoben von seinen bestehenden Deckenbalken. Die ehemaligen, an den Seiten angeordneten Klosterzellen führten noa* paarweise zusammen, um Räume mit einer großzügigeren Fläche von 22 bis 30 Quadratmetern zu schaffen. In jedem Zimmer beherbergt also eine „Zelle“ den Schlafbereich, während die zweite als Badezimmer dient. Die alten Türen aus hellem Holz zum Korridor hin blieben erhalten, um die Szenografie des langen, von Eingängen durchbrochenen Korridors beizubehalten.
Eindrucksvoller Dachstuhl
Von dieser Ebene aus erreicht man auch eine der Suiten, sie liegt dort, wo sich ursprünglich die Waschküche und die Badezimmer befanden. Auch das zweite Geschoss fällt durch seine Monumentalität ins Auge: ein großer Dachboden mit eindrucksvollen Dachstühlen, in dem zwei Zimmerreihen entstanden sind, die sich zu einem langen zentralen Korridor hin öffnen. Die restaurierten Dachstühle blieben in Erinnerung an ihre frühere Funktion erhalten. Am Dachfirst entlang verläuft eine Verglasung die nicht nur den Korridor, sondern dank Oberlichter auch die Zimmer mit Licht durchflutet.
noa* erhalten Typologie des Klosters
Die klassische Typologie des Klosters wollten die Gestaler von noa* beibehalten, ebenso die ursprüngliche Anlage der Innenräume und die geometrische Strenge. Dabei erhielten Materialien und Farben eine große Aufmerksamkeit. In den öffentlichen Räumen im Erdgeschoss wurden Gipsdecken und -dekorationen erhalten und restauriert. Weiß, Grau und Schwarz – die alten Farben des Klosters – dominieren. Die Fußböden wurden nach dem Vorbild der Original-Terrazzoböden verwirklicht. Nur in dem vom Haupteingang zum Innengarten führenden Korridor blieb der ursprüngliche, sorgfältig restaurierte Cottoboden erhalten. Wände und Gewölbe wurden nach den Restaurierungs- und Konsolidierungsarbeiten mit Rauputz versehen, welcher die antiken Verputz-Techniken aufgreift.
Bauen im Bestand heißt dezenter Farbeinsatz
Der Empfangsbereich verfügt über einen großen, mit Granit verkleideten Steintresen, der von reduzierten Hängelampen beleuchtet wird. Rundherum nur eine leichte Präsenz von schmiedeeisernen Sesseln. Der große Frühstücksraum ist ebenso klar gehalten, dominiert von einem langen zentralen Tisch, der an ein altes Refektorium erinnert, während kleinere Tische entlang der Wände positioniert sind. Im Bar- und Buffetbereich wurden ein alter Brunnen und ein restaurierter Kamin als Buffetinsel umfunktioniert. Der majestätische Mittelflur im ersten Geschoss wurde bewusst unmöbiliert gelassen, nach dem Vorbild des ursprünglich vorhandenen Cottobodens welcher neu gestaltet wurde.
Strenges Design in den Zimmern
Alle Zimmer haben ein sehr strenges Design, auch in der Materialwahl: handgehobelte Eichenböden im Schlafbereich und Fliesen mit Natureffekt im Badezimmer. Für die Einrichtung – auch im Bad – wurde Schwarz gewählt, als Kontrast zu den Grautönen der Räume. Alles ist maßgefertigt, auch die Betten mit Metallbaldachin und Einsätzen aus Schwarz-Eiche. Die Zimmer im Dachgeschoss sind im gleichen Stil gehalten, jedoch mit modernen Akzenten: zartere Farbtöne, Polsterbetten für akustischen Komfort und Keramiklampen.
Neubau im Klostergarten
Im Klostergarten wurden sieben leichte Körper aus Glas und Metall entlang einer steinernen Säulenreihe von Grund auf neu gebaut. Das Wechselspiel von gläsernen Körpern und begrünten Innenhöfen erzeugt stimmungsvolle Effekte von vorrückenden und zurückweichenden Volumen. „Bei der Gestaltung dieses Bereichs wollten wir uns nicht so sehr auf das Kloster beziehen, das als architektonische Referenz zu ‚wichtig‘ ist, sondern auf die umliegende ländliche Bebauung“, erklärt Architekt Padovan. „Darum wurden sehr einfache Elemente verwendet, mit einer starken strukturellen Klarheit: die leichten, mit Pfosten und Riegeln versehenen Metallrahmen sind von den Zitronengewächshäusern inspiriert, die für die Landschaft am Gardasee charakteristisch sind.“ Das zentrale Verbindungsrückgrat – bestehend aus einer Reihe von mit Vicenza-Stein verkleideten Säulen, deren Farben an die der bereits bestehenden Gebäude erinnern, und einem horizontalen Architrav aus vorgefertigtem, sandgestrahltem Beton – erinnert an die steinerne Pilasterreihe des erhöhten Kanals an der Ostseite des Klosters.
Wellnessbereich
Der Wellnessbereich umfasst einen ersten Entspannungsbereich mit Liegen, einen Behandlungsbereich, einen zweiten Relaxbereich mit Blick auf den ‚Biolago‘ (Biosee), einen natürlichen Wasserspiegel mit dunkelblauen Reflexen. Es folgen ein dritter offener überdachter Ruhebereich mit Blick auf die begrünten Höfe, die Saunen (eine BioSauna und eine finnische Sauna) und ein Wellnessparcour um einen großen beheizten, dunklen Stein.
Wärme und Ruhe erhalten die Räume im Wellnessbereich durch die gewählten Materialien und Einrichtungsgegenstände in warmen Farben von gebleichter Eiche, Stoffen mit Leinen-Effekt und Baumwolle. Im Spa ist alles auf Entspannung und Ruhe ausgelegt: von den gefrästen Holzpaneelen, die das stilisierte Design des Granatapfels, Symbol des Klosters, aufnehmen, über die wie Schaukeln hängenden Liegebetten, bis hin zu den zur Meditation einladenden Bänken der Biosauna. „In Hochachtung vor dem Bestehenden wurde die Inneneinrichtung entwickelt. Das Design wurde mit maßgeschneiderten Lösungen an die strengen Klosterräume angepasst, ohne dabei auf Komfort, Funktionalität und zeitgemäße Ästhetik zu verzichten“, erklärt Innenarchitekt Niccolò Panzani von noa*, der das Inneneinrichtungsprojekt leitete.
Fakten
Projekt: Hotel & Wellness Monastero Arx Vivendi, www.monastero-arxvivendi.com
Standort: Arco, Trentino, Italien
Bauherr: Stephanie Happacher & Manuel Mutschlechner
Fertigstellung: 2021
Architektur/Innenarchitektur: noa* network of architecture, Webseite des Büros
Fläche: 520 m2 (Wellness), 3780 m2 (Monastero)
Fotos: Alex Filz, (Drohne): Andrea Dal Negro