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Vorhangfassade und Tragwerk blieben erhalten

HPP Architekten verwandeln Bürogebäude in Hotel
Zweites Leben

Wie aus einer Bank ein Hotel entstehen kann, lässt sich an einem ehemaligen Commerzbank-Hochhaus in Düsseldorf ablesen. HPP Architekten setzten an die Stelle des ersten deutschen Drive-in-Bankschalters zudem einen öffentlichen Gastraum.

Autorin Gabriele Benitz

Dazu baute das HPP Architekten das zentral in Düsseldorf gelegene, ehemalige Commerzbank-Hochhaus bis auf den Rohbau zurück, sanierten es und machten es für die Nutzung als Hotel zukunftsfähig. Im Auftrag des Projektentwicklers Hines entstanden für die Hotelgruppe Ruby auf 13 Geschossen 206 Zimmer, ein Foyer- und Bar-Bereich im Erdgeschoss sowie eine großzügige Dachterrasse.

Das Anfang der 1960er-Jahre vom Düsseldorfer Architekten Paul Schneider-Esleben erbaute 13-geschossige Punkthochhaus ergänzte seinerzeit den Deutschland-Hauptsitz der Commerzbank in Düsseldorf. Mit dem auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindlichen Stammsitz wurde es über eine heute noch bestehende gläserne Brücke verbunden. Modern für die damalige Zeit war zudem der Drive-In-Schalter im Erdgeschoss, das als Verkehrsfläche diente: Bankgeschäfte konnten mit dem Personal im Sockelgeschoss direkt aus dem Auto abgewickelt werden.

Gebäude unter Denkmalschutz

Im Jahr 1998 wurde das Gebäude wegen seiner stilprägenden Konstruktion und insbesondere aufgrund seiner Vorhangfassade unter Denkmalschutz gestellt. Sie gilt als die erste elementierte Hochhausfassade in Deutschland. Die vorgefertigten, eloxierten Aluminiumpaneele der Fassade zeichnen sich durch die markant gerundeten Fensteröffnungen aus.

Punkthochhaus in der Düsseldorfer Kasernenstraße
Das 13-geschossige Punkthochhaus befindet sich Düsseldorf in der linearen Straßenflucht der zentralen Kasernenstraße. Foto: Ralph Richter / HPP Architekten

Im Zuge der Sanierung demontierten HPP Architekten die bauzeitlichen Alumini­umtafeln, arbeiteten sie auf und bauten sie in neue Fassadenelemente eint. Unter modernen Standards an Energieeffizienz und Nutzerkomfort konnte die Fassade in ihrer histori­schen Erscheinung erhalten bleiben. Neben der feingliedrigen Fassade wirkt das Gebäude vor allem durch das kraftvolle Sichtbeton-Tragwerk über dem Erdgeschoss. Auf ihm scheinen die Obergeschosse nahezu zu schweben.

Seit 2005 stand das Bürogebäude leer. Aufgrund der Struktur des Hauses und den damit verbundenen architektonischen und tragwerkstechnischen Gegebenheiten genügte es den heutigen Ansprüchen moderner Büros nicht mehr. „Eine Hotelnutzung war dagegen sehr gut umsetzbar“, blickt Senior Partner Volker Weuthen von HPP Architekten zurück.

Die Offenheit des Erdgeschosses bleibt auch nach der Sanierung ein zentrales Element. Stadträumlich entsteht durch die vollverglaste, transparente Fassade des Erdgeschosses eine Tiefe, die in der sonst dicht bebauten Straßenflucht für den Ort besonders ist.

Vollverglaste Außenhülle der Hotellobby

Durch die hinzugefügte, vollverglaste Außenhülle der Hotellobby lässt sich die Konstruktion von außen nachvollziehen und bis in den Umraum erleben. Vitrinenartig setzt die hochtransparente Hülle das offene Foyer in Szene, das die Besucher mit einem modernen Barkonzept empfängt. 

„Die vormals als Verkehrsfläche dienenden Bereiche unterhalb des Turms wurden durch die leichte Glasfassade in das Nutzungskonzept des Hotels eingebunden. Der Vorplatz setzt sich so visuell in die Hotellobby fort“, erklärt Weuthen eine weitere Funktion.

Durch die Führung der Lüftungstraßen entlang der innenliegenden Fassade entstanden Gästezimmer in hoher Qualität. Um die Betriebskosten zu verringern und gleichzeitig den Nutzerkomfort zu erhöhen, lassen sich die Gästefenster öffnen. Ein Luftwechsel erfolgt selbstständig.

Sichtbare Decken und Stützen in den Zmmern
In den Zimmern konnte die Designidee, die denkmalgeschützte Rohkonstruktion mit Decken und Stützen möglichst sichtbar zu lassen und auch wieder freizulegen, umgesetzt werden. Foto: Ralph Richter / HPP Architekten

HPP Architekten erhalten Grundgerüst

Die denkmalgeschützte Rohkonstruktion mit ihren Decken und Stützen ist sichtbar. Sämtliche erforderlichen technischen Anlagen sind zudem so platziert und in den Bau integriert, dass es zu keiner Beeinträchtigung der Gebäudegestalt kommt.

Die optische Wirkung ist aber nicht alles. Ein modernes Hotelkonzept muss auch technische Features aufweisen. Dazu zählen das selbstständige, automatisierte Ein- und Auschecken der Gäste, zusätzliche Ruf- und Notrufstellen in allen Geschossen und Treppenhäusern, barrierefreie Gästezimmer im Erdgeschoss – in Nachbarschaft zur Rezeption für mögliche Notfälle – und der Einbau einer Vorbereitungsküche für schnelle Getränke- und Speisenausgabe.

Inzwischen hat sich das Hotel von HPP Architekten zu einem Ankerpunkt im Viertel entwickelt, stellt Weuthen fest. „Durch den Betrieb und die Gastronomie konnte auch das Düsseldorfer Büroquartier entlang der Kasernenstraße mit einer neuen Nutzung belebt werden.“

Die Ruby-Hotelkette beteiligte sich an den Innenraumgestaltung

Bei der innenarchitektonischen Gestaltung wirkte der Mieter Ruby mit. Gemeinsam mit HPP Architekten wählten die Verantwortlichen die gewünschten technischen Ausführungen, Produkte, Materialien und Oberflächen aus, um eine optimale, langjährige Gebäudeunterhaltung sicherzustellen. Vom Beginn der Planung an bis zur Übergabe an Ruby auditierte die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) sämtliche Prozesse mit Blick auf Nachhaltigkeit und Ökologie. Sie bewertete die Baumaterialien hinsichtlich möglicher Emissionen und gab sie zum Einbau frei. Es erfolgte DGNB Gold.

Hotelbar- und Lobby
Noch gut zu erkennen: die Betonkonstruktion des ehemaligen Drive-In-Schalters. Foto: Ralph Richter / HPP Architekten

Zudem wurde das Gebäude mit einer Kraft-Wärme-Kopplung an das Fernwärmenetz der Stadt Düsseldorf angeschlossen. Hierdurch konnte die selbstgesetzte Einhaltung des Primär-Energie-Faktors auf 0,3 erreicht und gleichzeitig der CO2-Ausstoß reduziert werden. Die elektrische Versorgung erfolgt über städtische Trafoanlagen. Anschlüsse für Ökostrom-Anbieter sind vorbereitet.

Fakten

Projekt: Umnutzung des ehemaligen Commerzbank-Hochhauses in Düsseldorf
Standort: Kasernenstr. 39, 40213 Düsseldorf
Bauherr: Kondus Erste Immobilienbesitz GmbH & Co KG
Architekt: HPP Architekten GmbH, Düsseldorf
Tragwerksplanung: Bollinger & Grohmann, Frankfurt
Technische Ausrüstung: HTW Düsseldorf
Brandschutz: Corall Ingenieure Meerbusch
Bauphysik: Graner & Partner
Grundstücksfläche: 1.361 m²
Bruttogeschossfläche (BGF) gesamt: 8.743 m²
Hauptnutzfläche (HNF) gesamt: 6.453 m²
Bruttorauminhalt (BRI) gesamt: 26.164 m³
Geschosszahl oberirdisch: 12
Geschosszahl unterirdisch: 1
Fertigstellung: 04/2021
Ausstattung (Auswahl): Sonnen- und Blendschutz von Warema, Teppichböden von Ege Carpets, Holzdielen/Parkett von Bauwerk, Sanitärelemente von Tece, Duravit, Hangrohe, Geberit, Beleuchtung von XAL, Vintagemöbel in Bar und Lobby durch Ruby.

Website der Architekten

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