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Im Boden verwurzelt

Kellereigebäude in Bolgheri/Italien
Im Boden verwurzelt

Italiens prestigeträchtigster Merlot hat ein Zuhause bekommen. Die Winzerdynastie Frescobaldi wollte ihren Kunden neben dem Geschmackserlebnis eine adäquate Raumerfahrung bieten. Das Architekturbüro Zito Mori fand eine überraschende Lösung für das Kellereigebäude.

Autorin Cecilia Fabiani

Bislang wurde der Masseto, einer der Topweine Italiens, immer im Keller von Ornellaia, einem weiteren Weingut der Familie Frescobaldi vinifiziert. Nachdem er seit zwei Jahren als eigene Marke geführt wird, erhielt der Masseto nun auch ein eigenes Heim.

Das gesamte Volumen für das  neuen Kellereigebäude wurde in den Boden unterhalb des Weingartens eingegraben, sodass auf den ersten Blick gar keine große Veränderung wahrnehmbar ist. Das mit dem Entwurf betraute italo-japanische Architektenduo Zito Mori, beruflich wie privat ein Paar, machte sich Gedanken, welche Rolle die Architektur für ein Weingut spielen kann.

Hommage an den Ort

„Das Kellereigebäude soll die Philosophie des Winzers widerspiegeln und die Identität der Marke stärken“, meint Maurizio Zito. Die Bauaufgabe als solche ist für das Büro keine neue. Doch jeder Auftrag geht von anderen Voraussetzungen aus und stellt unterschiedliche Anforderungen. „Jedes Gebiet und jeder Wein hat seine eigene Geschichte“, so die Philosophie von Zito Mori.

Kellereigebäude
Blick auf das sanierte Bestandsgebäude und den Eingangsbereich des unterirdischen Weinkellers. Foto: Andrea Martiradonna

Ihr erster Entwurf 2004 für Feudi di San Gregorio in Sorbo Persico, eine knappe Autostunde von Neapel entfernt, zeugt von extremer Modernität. 2007 folgte ein kleineres Projekt für die Azienda Agricola Bisceglia in der Region Basilicata.

Dabei ging es um die Sanierung und Erweiterung eines vorhandenen Baus und um die Einbindung archäologischer Funde im Außenraum. Mit dem Bau der Cantina Masseto wurde 2016 begonnen, doch der eigentliche Start des Projekts liegt länger zurück. Bereits 2012 gewann das Mailänder Büro den geladenen Wettbewerb.

Architektur fügt sich in die Landschaft ein

Die Planung für das Kellereigebäude nahm zwei Jahre in Anspruch, ein weiteres Jahr verging bis alle Zeichnungen fertiggestellt waren. Der neue Weinkeller sollte eine greifbare Hommage an den Ort und die Geschichte Massetos sein: die rasante Entwicklung vom Gespür für das im Verborgenen schlummernde Potenzial dieser Weinbergslage bis hin zum international hochgelobten Wein. Wir befinden uns in Bolgheri, einem Ortsteil von Castagneto Carducci, der Provinz Livorno zugehörig.

Die Hügellandschaft ist reich an Metallvorkommen. Das Klima ist durch die Nähe des Meeres besonders mild. Im Sommer sind die Temperaturen nicht allzu hoch, ideal für den Reifeprozess der Reben.

Die sieben ha, die für den Masseto bewirtschaftet werden, sind 120 m über dem Meeresspiegel gelegen. „Beim Kellereigebäude der Cantina Masseto gab es zwei Herausforderungen“, erklärt Hikaru Mori. „Zum einen sollte die Landschaft erhalten bleiben und dabei der Weinberg und die vorhandene Architektur eingegliedert werden.

Zum anderen wurde der Komplex für eine Weinerzeugung mithilfe des Gravitätsprinzips konzipiert, sodass ein Pumpen des Weins überflüssig wird.“ Die beiden Architekten bezeichnen ihr Entwurfskonzept als „The Quarry“.

Als Inspiration diente also das Bild eines Steinbruchs. „Um die Anstrengungen deutlich werden zu lassen, die erforderlich sind, um diesen Wein herzustellen, haben wir nicht durch Konstruktion, sondern durch Extraktion aus der monolithischen Masse des Hügels eine Reihe von Räumen geschaffen.“

Kellereigebäude: Unter Tage

„Die sehr unterschiedlichen Volumina, Höhen und Ebenen im Inneren des Gebäudes erinnern an eine Goldmine, wo ein wertvolles Material gewonnen wird. Hier unter dem Hügel entsteht und reift der Wein, geborgen wie ein Kind im Leib seiner Mutter“, meint die in Japan geborene Architektin Hikaru Mori. Oberirdisch sichtbar sind nur das renovierte, unter Denkmalschutz stehende Gutshaus sowie der Bereich der Traubenanlieferung.

Über eine minimalistisch anmutende Rampe gelangt man zu den beiden unterirdischen Ebenen. Zunächst blickt man von oben über 12 Gärbottiche aus Beton. Sie haben eine skulpturale Anmutung und wurden anhand von Zeichnungen der Architekten von der Firma Nico Vela im Veneto individuell gefertigt.

Auf derselben Ebene befinden sich Büros, Lager und ein Verkostungsraum. Über eine Treppe und einen Steg, der über ein Wasserbecken führt, geht es weiter nach unten zu drei Räumen, in denen die Barriquefässer lagern.

Kellereigebäude
Perfekt in Szene gesetzt wurden die Barriquefässer, in denen der Kultwein Masseto reift. Foto: Andrea Martiradonna

Drei sind es deshalb, weil der Wein drei Jahre reift, ehe er auf Flasche gezogen wird. Für die architektonische Grundstruktur des Kellereigebäudes wurde vor Ort gegossener Beton verwendet, der unterschiedliche Oberflächen und Texturen aufweist. Hier lässt sich das eingangs erwähnte Konzept des Steinbruchs auf sinnliche Weise begreifen.

Höhepunkt und Herzstück des Ganzen ist die Schatzkammer, „Masseto Caveau“ genannt. Unter perfekten Lagerbedingungen werden hier die Flaschen aller Jahrgänge aufbewahrt.

Kellereigebäude
Die Schatzkammer mit den Jahrgängen seit 1986. Foto: Andrea Martiradonna

Jede einzelne Flasche hat ihren Platz in einer monumentalen Stahlgitter-Struktur. Das Büro Zito Mori konnte mit der Cantina Masseto einen besonderen Entwurf realisieren. Das Konzept der „Goldmine“ mit den Höhenunterschieden, Verschachtelungen sowie der starken Materialität garantiert ein unvergleichliches Raumerlebnis.


Zito Mori

ist das von Hikaru Mori und Maurizio Zito 1996 gegründete Architektur- und Designbüro mit Sitz in Mailand und Avellino.

www.zitomori.com

Ein Interview mit den Architekten über das Kellereigebäude finden Sie hier


Factsheet

Projekt: Cantina Masseto

Standort: Castagneto Carducci (LI)/IT

Bauherr: Ornellaia e Masseto Società Agricola srl

Bauaufgabe: Kellereigebäude

Fertigstellung: 2019

Grundstück: 7 000 m²

Geschosse: 1 und 2

Nutzfläche: 2 530 m²

Materialien (Decke, Wand, Boden): Vor Ort gegossener Beton

Möblierung: Einzelanfertigungen, Vibieffe, Riva 1920

Leuchten: iGuzzini, Evo, Deltalight (Außenraum) Erco, Zumtobel, iGuzzini, Vibia, Xal, Lucitalia, Nemo (Innenraum)

Sanitärausstattung: Flaminia, Piba Marmi, Hansgrohe, Franke, Grohe


Winery building in Bolgheri, Italy

Rooted in the ground

Italy‘s most prestigious Merlot now has a home. In addition to a taste sensation wine grower dynasty Frescobaldi wanted to offer its customers a suitable indoor experience. Zito Mori architects found a surprising solution.

Author: Cecilia Fabiani

Up to now the Masseto had always matured in the cellars at Ornellaia, yet another of the Frecobaldi family‘s top-of-the-range vineyards. Now that it has been sold under its own brand for two years the Masseto was now also given its own home. The new cellar‘s entire space has been excavated below the vineyard‘s ground so that it is hard to spot any major changes at first glance. Italo-Japanese architects Zito Mori, a couple that shares both private and professional lives, had been commissioned for the work. They have both been thinking about architects‘ roles at a vineyard for a long time.

“The building must reflect the wine maker‘s philosophy and strengthen the brand‘s identity” Maurizio Zito, explains. This architects‘ office is very familiar with creating structures like this one. However, each project is based on a different situation and has different demands. “Each region and each wine have their own history” is Zito Mori‘s philosophy. Their first draft dating back to 2004 for Feudi di San Gregorio in Sorbo Persico, around an hour‘s car journey from Naples, is a demonstration of extreme modernity. In 2007, a smaller project for Azienda Agricola Bisceglia in the Basilicata region followed. This project centered around restoring and enhancing an existing building and integrating archaeological findings in the outdoor space. Construction on Cantina Masseto launched in 2016, but the project actually started long before that. The Milan-based office had already won the competition back in 2012.

Homage to the site

Planning took two years, and it took a further year until all drawings had been completed. The new wine cellar is intended to be a tangible homage to the site and history of Masseto: the fast development from the sensation for the potential that was hiding in this vineyard to making it produce an internationally acclaimed wine. We are in Bolgheri, a district of Castagneto Carducci, in the province of Livorno. Its hilly landscape is rich in metals. As a result of the proximity to the sea the climate is particularly mild. In summer the temperatures are not too high, ideal conditions to mature grapes.

The seven hectares used to cultivate the Masseto are 120 meters above sea level. “With Cantina Masseto there were two challenges”, Hikaru Mori explains. “Firstly we wanted to preserve the landscape and consequently incorporate the vineyard and existing architecture. Secondly, the complex had been designed to produce wine using the principle of gravity to make wine pumps obsolete.” The two architects have called their design concept “The Quarry”. The image of a quarry had also served as an inspiration. “In an attempt to make the effort clear that goes into making this wine we have not created a structure to house a series of rooms, but extracted these from the monolithic mass of
the hill.”

Underground

“The different volumes, heights and levels on the inside of the building are reminiscent of a gold mine as a place where valuable material is extracted. Here, underneath the hill, is where the wine develops and matures, like a child in it‘s mother‘s womb”, explains Japanese-born architect Hikaru Mori. All you see above ground is the refurbished and listed manor house as well as the area dedicated to supplying grapes.

A seemingly minimalistic ramp provides access to the two underground levels. The first perspective have when you come in consists of 12 concrete fermentation tanks from above. They seem like sculptures and were individually manufactured on the basis of drawings by Nico Vela architects based in Veneto. The same level houses offices, storage and a tasting room. A set of stairs and a bridge over a water basin lead the way down to three rooms with oak barrels.

There are three of them because the wine matures throughout three years before it is bottled. Poured concrete with different surfaces and textures was used for the architectural foundations on site. This is where the quarry concept mentioned in the introduction can be interpreted in a sensual way. The highlight and core of the entire development is the treasure chamber called “Masseto Caveau”. Bottles from all vintages are stored here under perfect storage conditions.

Each individual bottle has its place within a steel grid structure of monumental proportions. Architects Zito Mori were able to implement a very special design with Cantina Masseto. The “gold mine” concept with its different heights, complex structure, and special material character guarantees an incomparable experience of space.

Zito Mori

is the Milan and Avellino-based architects‘ and design office established in 1996 by Hikaru Mori and Maurizio Zito.

www.zitomori.com

Fact Sheet

Project: Cantina Masseto

Location: Castagneto Carducci (LI)/Italy

Owners: Ornellaia e Masseto Società Agricola srl

Construction task: Winery building

Completed in: 2019

Plot size: 7 000 m²

Levels: 1 and 2

Usable area: 2 530 m²

Materials (ceiling, walls, flooring):

Concrete poured on site

Furnishings: Custom designs,Vibieffe, Riva 1920

Lighting: iGuzzini, Evo, Deltalight (exterior)

Erco, Zumtobel, iGuzzini, Vinbia, Xal, Lucitalia, Nemo (interior)

Sanitary equipment: Flaminia, Piba Marmi, Hansgrohe, Franke, Grohe

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