Autor: Martin Krautter
Der IGZ Campus, Falkenberg. Eine IT-Denkfabrik mit rund 500 Mitarbeitern, weitab der Metropolen in der ländlichen Oberpfalz, muss schon einiges bieten, um im „War for talents“ erfolgreich mitzuhalten. Die „Ingenieurgesellschaft für logistische Informationssysteme mbH“, kurz: IGZ, entwickelt seit rund 20 Jahren in Falkenberg SAP-Branchenlösungen für Produktion und Logistik.
Und es ist gerade die Kombination aus Naturnähe und dem spezifischen sozialen Gefüge auf dem Land einerseits und modern gestalteten, innovativen Arbeitsplätzen andererseits, mit der das Unternehmen punktet. Vorläufiger Höhepunkt: Ein spektakulärer, hochmoderner Büro-Neubau, der 8000 m2 zusätzliche Fläche schafft und dessen transparente Struktur nachts von innen heraus zu leuchten scheint.
IGZ Campus: Ein transparenter Riegel
Das neue Hauptgebäude des IGZ Campus nimmt als drei- bis fünfgeschossiger Riegel mit 120 Metern Länge den höchsten Punkt des Geländes ein. Es bildet mit den ebenfalls architektonisch ambitionierten Bestandsgebäuden ein Ensemble mit Campus-Charakter.
Das Stahlbetonskelett gliedert die Fassade in rechteckige Rahmen und diagonale Streben, hinter denen sich eine Glashülle befindet. Innovative Gebäudetechnik, insbesondere die regenerative Energieversorgung durch Geothermie und Photovoltaikanlage, unterstreicht den ganzheitlichen Anspruch.
Licht unterstreicht die Struktur
Das Konzept für die außenwirksame Beleuchtung, den Eingangsbereich und die Tiefgarage stammt vom Lichtplanungsbüro Licht Kunst Licht, das die Architekten außerdem bei der Lichtgestaltung der Foyer-Bereiche unterstützte. Um die markante Struktur der Fassade hervorzuheben, rieten die Experten zu einer Beleuchtung der Rippen von innen heraus mit Hilfe von Lichtlinien sowie durch eine Indirektbeleuchtung der Rahmen und Streben.
Dafür wurden direktstrahlende Leuchten zwischen Streben und Fassade in den Fugen am Boden sowie in der Decke versteckt, die die Konstruktionselemente mit gerichtetem Licht homogen hervorheben.
Lichtlinien: Das durchgängige Element
Das Eingangsfoyer wird seiner Aufgabe als Visitenkarte des Gebäudes gerecht. Es führt die prägenden Gestaltungselemente ein: Dynamisch gestaltete Einbauten aus hellem Holz beleben die kantige Struktur aus Sichtbeton, lineares Licht betont Achsen und Raumdimensionen. Dabei kommen sowohl in die Betondecken versenkte Lichtlinien als auch abgependelte lineare Lichtstrukturen zum Einsatz.
Mit skulpturalen Qualitäten
Formschlüssige Lichtlinien zeichnen die Konturen der spitzwinkligen Haupttreppe nach und machen sie so zu einer funktionalen Lichtskulptur: Denn zur grafischen Wirkung der linearen Leuchten kommt der Beleuchtungseffekt auf den Flächen darunter hinzu. Insgesamt ergeben sich rund 800 Meter eingebaute Lichtlinien im Gesamtgebäude. Auch die Sicherheitsbeleuchtung ist – im Interesse eines aufgeräumten Erscheinungsbildes – wo immer möglich in die linearen Elemente integriert.
Intelligent gesteuert mit DALI und KNX
Oberlichter im Dach sind über den Verbindungstreppen zwischen den Etagen platziert, sodass Tageslicht tief ins Gebäude einströmen kann. Dies und die Glasfassade stellen einen intensiven Bezug zur Außenwelt her, wobei die Tiefe des Fassadenrasters den Einfall direkten Sonnenlichts begrenzt.
Die eingesetzten Leuchten besitzen DALI-Betriebsgeräte und sind mit einer KNX-Gebäudesteuerung vernetzt. So wird bei durchgängigem Erscheinungsbild eine feinkörnige und flexible Regelung der Beleuchtung möglich, automatisiert durch Sensoren wie Präsenzmelder über den Arbeitsplätzen.
Licht und Akustik als ästhetische Einheit
Während die Betondecken als aktivierte Bauteile unverkleidet bleiben, sind Arbeits- und Aufenthaltszonen im Raum klar markiert: Durch eine Kombination aus deckenmontierten Akustikelementen und darunter abgependelten, rechteckigen Lichtstrukturen.
Die hoch effizienten LED-Linearleuchten strahlen mit einer bildschirmgerecht entblendeten Mikroprismenoptik nach unten ab. Hinzu kommt ein Indirektanteil nach oben, der für eine weiche Allgemeinbeleuchtung sorgt und zugleich die Akustikelemente attraktiv in Szene setzt. Die neutrale Farbtemperatur von 4000K mischt sich angenehm mit der natürlichen Beleuchtung.
Fit in den Feierabend
Zu einer modernen Arbeitswelt gehören ausgleichende und gesundheitsfördernde Sportangebote – dafür gibt es im IGZ Campus ein eigenes Fitnessstudio im 2. Obergeschoss des Neubaus.
Auch hier: Direkt/indirekt strahlende, abgependelte Lichtstrukturen, von denen im gesamten Gebäude rund 1000 Meter verbaut sind – hier allerdings in 3000K. Die warme Lichtfarbe passt optimal zum Nutzungsschwerpunkt der Räume am Übergang zwischen Arbeitstag und Feierabend.
Intelligente Planung vereint Gegensätze
Lässt sich ein Bürogebäude wirtschaftlich rationell, hoch flexibel und zugleich mit einer starken ästhetischen Identität beleuchten? Einen Weg zeigt der IGZ Campus: Mit enger Zusammenarbeit zwischen Bauherrn, Architekten, Fachplanern und Ingenieuren, einer klaren visuellen Leitidee und dem konsequenten Einsatz moderner, digitaler Steuerungstechnik.
Ein Ansatz, der während der Corona-Pandemie und den damit verbundenen organisatorischen Herausforderungen für die Büroarbeit bereits seine erste Bewährungsprobe bestand.
Fakten
Ort: Falkenberg, Oberpfalz, Deutschland
Architekt: J. MAYER. H und Partner, Architekten mbB, www.jmayerh.de
Eingeladener Wettbewerb, 2018, 1. Platz
Projekt: 2018 – 2020
Fertigstellung: Oktober 2020
BGF: ca. 8 000m²
Bauherr: GZ Immo GmbH
Tragwerksplanung: Bodensteiner + Partner GbR, Weiden
Energie- und Gebäudetechnik: Grünwald + Ach GmbH, Weiden; Ingenieurbüro Zeitler, Rottendorf
Lichtplanung: Licht Kunst Licht AG, Berlin, Webseite des Planungsbüros
Brandschutzplanung: Gerhard Schmidt, Weidenberg
Landschaftsarchitekten: S H L Architekten und Stadtplaner, Weiden
Partner Innenausstattung: Steelcase, Raumhaus Berlin, Kvadrat, Brunner
Akustik: Soundcomfort
Fotos: David Franck
Produkte: Flure: Zumtobel Lichtkanal (Betoneinbau) ‚Slotlight‘ ‚infinity slim‘; Büros: Pendelleuchten Planlicht ‚p.forty‘; Präsenzmelder Esylux ‚KNX Mini‘
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