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Essenszubereitung im digitalen Zeitalter

Bulthaup
Essenszubereitung im digitalen Zeitalter

An provokante Zukunftskonzepte wagen sich nur wenige Küchenhersteller. Bulthaup stellt die Wasserstelle sowie gemeinsames Zubereiten und Genießen in den Mittelpunkt.

Autor Thomas Edelmann

Neue Küchen können (nicht) viele. Hier eine veränderte Oberfläche, dort ein zusätzlicher, möglichst automatischer Mechanismus, um die Küchenfront wie von Geisterhand in die Höhe, zur Seite, sonst wohin zu klappen oder zu schwenken. Sesam öffne dich!

Noch immer staunen wir über technisierte Wunder, selbst wenn sich uns ihr Sinn längst nicht mehr erschließt. An diesem Spiel hat sich Bulthaup noch nie beteiligt. Nicht einzelne Neuheiten, sondern eine neue Art, die Küche auf den Raum bezogen zu planen und sie bewusst zu nutzen, stellte das Traditionsunternehmen im Frühjahr in Mailand vor. Die Firma, so jung wie die Bundesrepublik, feiert im kommenden Jahr 70-jähriges Bestehen. Was mit ‚b.architecture‘ als Konzept und Prototyp vorgestellt wurde, soll bis dahin zu einem marktfähigen Produkt heranreifen.

Küche und Wohnraum haben sich in letzter Zeit entgrenzt, sind wieder miteinander verschmolzen. Doch hat das nichts mehr zu tun mit archaischen Lebensformen im Bauernhaus, wo Mensch und Tier unter einem Dach hausten – mit allen hygienischen Risiken und psychologischen Nebenwirkungen. Lange vorbei die Zeiten, da die gute Stube außer an Festtagen verschlossen war, während beim Kochen und Essen alle beieinandersaßen. Die alten Zustände galten mit Recht als vormodern und kehren nicht wieder.

Die Bedürfnisse ändern sich

Und doch könnten sich die Einrichtungs- und Ausstattungsverhältnisse im Zeichen von Digitalisierung und urbaner Wohnraumverknappung grundlegend ändern. „It’s not Frankfurt any more – es ist nicht mehr die Frankfurter Küche, die 1926 entstand“, sagt Bulthaup-Firmenchef Marc O. Eckert. „Wir müssen Antworten finden auf die veränderten Bedürfnisse und Verhaltensweisen.“

Mit ‚b.architecture‘ gibt es verschiedene Ansatzpunkte. Einer liegt außerhalb der Küche, in der künftig digitalisierten Beschaffung von frischen hochwertigen Zutaten zur Essensbereitung.

Online-Versandhäuser wie Amazon drängen auch in den Bereich der Lebensmittelversorgung vor, etwa durch die Übernahme der US-Biohandelskette Whole Foods oder die Kooperation mit der französischen Kette Monoprix.

„Dreimal die Woche kaufen wir Nahrungsmittel“, sagt Eckert. Und es sind zu 80 Prozent immer wieder die gleichen Zutaten und Produkte, für die wir uns entscheiden. „Über unser Einkaufsverhalten wird Amazon genau wissen, wann wir essen, was wir essen, wie wir uns fühlen, wie wir leben, ob als Single oder in einer Familie.“

Auch traditionelle Einzelhändler investieren in ihre Online-Sparte. Zu erwarten ist, dass eine Generation, die bereits heute ihre Einkäufe weitgehend ins Netz verlagert, dies künftig auch auf frische Zutaten ausdehnen wird. Vorausgesetzt, dass die Zustellung (auch vom Empfänger der Waren) gut organisiert ist, ergibt sich daraus ein potenzieller Zeitgewinn.

Eckert spricht von Drohnen, die die Anlieferung übernehmen, was allerdings in größerem Maßstab gedacht zu Gedränge im Luftraum, einem permanenten Geschwirre und knappen Landeplätzen im städtischen Umfeld führen könnte.

Den möglichen Zeitgewinn durch digitalen Einkauf möchten Eckert und sein Team von Konstrukteuren, Küchenexperten und Designern in eine neue Art von „quality time“ verwandeln, in bewusste Rituale für gemeinsame Essenszubereitung und gemeinsamen Genuss. Konkret will Bulthaup 2019 ein neues Programm als Gesamtraumsystem aus horizontalen und vertikalen Ebenen auf den Markt bringen.

Es umfasst Wandzeilen ebenso wie Kommunikations- und Arbeitsflächen oder vermittelnde Elemente, die frei im Raum positioniert sind.

Den Bedürfnissen der Nutzer entsprechend erhalten sie zudem verbindende oder raumtrennende Funktionen. Große Blenden mit integriertem Licht ermöglichen es, Räume zu definieren. Bewegliche Flügel dienen dazu, benutzte Bereiche kurzzeitig zu verdecken oder zu öffnen.

Hightech-Tisch im Zentrum

Zwei Grundsatzentscheidungen unterstreichen die Andersartigkeit dieses Küchen-Raum-Programms: Im Zentrum steht nicht die Feuerstelle, der Herd, auf den sich üblicherweise alle Vorbereitungsaktivitäten beziehen, sondern die Wasserstelle, für die es verschiedene Konfigurationen gibt.

Von großer Bedeutung ist der Tisch als zentraler Versammlungsort. Er enthält in der Mitte definierte Bereiche, die – wieder mittels Wasser – erwärmt oder gekühlt werden können. Dies wird beim Prototyp dargestellt mittels kleiner Stäbe mit Icons, die als „App“ durch Umdrehen die jeweils angezeigte Funktion für ein definiertes Feld auslösen.

Hinzu kommen eine Reihe von Details wie etwa ein geneigtes Becken mit speziell angepasstem Arbeitsbrett. Anhand eines Bretts, eines flachen Messers und eines Tuches zelebriert Bulthaup die Prinzipien von Handhabung und Ordnung. Denn bei ‚b.architecture‘ soll auch nach Gebrauch alles wieder seinen definierten Platz haben.

Es bleibt spannend, wie sich die Details bis zur Serienreife entwickeln, das Messer etwa dürfte noch ein wenig ergonomischer gestaltet sein, selbst wenn damit hauptsächlich Tomaten zerteilt werden. Ob aus der materialisierten Idee eine Richtungsentscheidung für die gesamte Branche wird, lässt sich erst am realen Produkt beurteilen.

Webseite des Unternehmens

https://www.md-mag.com/interior-architecture/news/eurocucina/

https://www.md-mag.com/people/designer/marc-o-eckert/

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