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Türen-Design und Türen-Technik

Türen in offenen Grundrissen: notwendiges Übel oder Gestaltungselement?
Türen-Design und Türen-Technik

Großzügige Räume lassen Türen überflüssig werden. Doch deren Daseinsberechtigung ist für die Hersteller einschlägiger Produkte eine Zukunftsfrage. Sie setzen auf verbesserte technische Funktionen bei Beschlägen und auf Designelemente.

Autor Andreas Betz

Fließende Raumgestaltungen und offene Grundrisse sind per se ohne Barrieren geplant. Doch die Tür ist die Mutter aller Barrieren. Klassische Drehtüren sind eigentlich immer im Weg: Sind sie verschlossen, kommt man nicht in den Raum hinein, stehen sie offen, weiß man oft weder formal noch funktional, wohin mit dem Türblatt. Also weg damit?

So einfach ist es nicht. Denn Räume sollen auch Schutz und Intimität vermitteln, was vor allem mit Türen funktioniert. In den vergangenen Jahren entstanden so unter dem Diktat des „less is more“ modernen Designs elegant-schlichte Modelle, die sich durch ihre gestalterische Zurückhaltung dem Raumfluss unterordnen.

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Hauptmerkmal beim Pivottürstem mit Scharnieren von Frits Jurgens sind die elegant gleitenden Zapfen. Foto: Frits Jurgens

Türen müssen Schall–, Brand- und Einbruchschutzbestimmungen entsprechen

Doch es geht nicht allein um den Designanspruch. Die Türen müssen ebenso den geltenden Schall–, Brand- und Einbruchschutzbestimmungen entsprechen. Diesen zunehmenden Anforderungen kommt der Markt mit raffinierten Beschlagstechniken nach. Wandbündige, im Idealfall raumhohe Zargenrahmentüren mit sauberer Schattenfuge sowie unsichtbaren Bändern gelten als Standard. Aber es gibt dezentere Varianten der Verbindung zwischen zwei Räumen,

Dazu zählen Tapetentüren. Sie erobern zunehmend den Objekt- und hochwertigen Wohnungsbau. Viele Planer überzeugt, dass sie sich nur durch eine Fuge zwischen Türblatt und gleichfarbiger Wand abzeichnen. Doch wie im Möbeldesign gilt auch hier: Je abstrakter und klarer die räumliche Anmutung ausfallen soll, desto größer gerät der Aufwand bei der Herstellung und Montage.

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Tapetentüren, aufschlagende (links) und einschlagende Lösung von Wippro Türenwerk. Foto: Wippro

Konstruktive Entwicklungen

Beispielsweise unterscheiden sich bei gleichem Erscheinungsbild verdeckte Zargen und Bänder von Tapetentüren je nach Wandmaterial und Anschlagrichtung in konstruktiver Hinsicht beträchtlich. Abgesehen davon ist die Montage und Koordination der angrenzenden Gewerke nicht trivial. Nur speziell geschultes Personal kann exakte Fugen und Wandbündigkeit zufriedenstellend ausführen. Das schlägt sich in den Kosten nieder. Gleichwohl wird die Tapetentür aufgrund ihrer konstruktiven Weiterentwicklung erschwinglicher.

Von Architekten und Innenarchitekten nicht gern gesehen und oft vernachlässigt sind die Sockelleisten an Tapetentüren. Aber Bauherren verlangen sie wegen ihrer Schutzfunktion. Inzwischen gibt es ansprechende, wandbündige und auf Wunsch sogar hinterleuchtete Sockellösungen.

Ohne Wertigkeitsattribute kommt auch die auf den ersten Blick schlichte Drehtür nicht aus. Das sind farbig abgesetzte oder edelholzfurnierte Türfälze, hochglanzpolierte Bodenbleche und Griffgarnituren mit optisch abstrahierter Schließmechanik. Sogar auf die sicherheitstechnisch oft notwendigen Kabelübergänge kann durch neu entwickelte, stromführende Türbänder verzichtet werden – ein Beispiel dafür, dass sich demnächst unter der schlichten Oberfläche in technischer Hinsicht mehr tun wird.

Wandbündige Zargenrahmentür von der Bäumer Türenmanufaktur.
Wandbündige Zargenrahmentür von der Bäumer Türenmanufaktur. Foto: Bäumer

Trend zur Inszenierung von Türen

Ebenso ist ein Trend zur Inszenierung feststellbar. Der äußert sich etwa in einem vor der Wand schwebenden, optisch rahmenlosen Türblatt, das eine abgewandelte Blendrahmen-konstruktion oder ein überbreites Zapfenbandtürelement mit asymmetrischem Drehpunkt aufweist.

Diese schweren und ungewohnt zu bedienenden Türblätter bringen allerdings Fingerquetsch- und Einklemm-Haftungsprobleme mit sich. Wächst die Nachfrage nach solch extremen Designlösungen, wird man recht schnell Angebote für motorische Ansteuerung über Handy-App finden.

Für einen Zuwachs an Drehtürantrieben sorgen auch Normen für Barrierefreiheit und Bedienfreundlichkeit. Das führt zu den darin vorgeschriebenen Handtastern, aber auch zu konstruktionsbedingt klobigen, auf dem Türstock aufliegenden Aggregaten. Sie verhindern einen klaren Gestaltungsanspruch an eine Tür, weshalb hier noch erhebliches Entwicklungspotenzial besteht.

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Wandbündiges Schiebetürsystem ‚Linvisible Marea‘ im geschlossenen Zustand. Foto: Linvisible

Schiebetüren unterstützen wandelbaren Innenraum

Zugleich hält der Trend zum wandelbaren Innenraum an. Schiebetüren oder -elemente unterstreichen das. Mit großzügig verfahrbaren Türblättern lässt sich der Anspruch einlösen.

Neben dem hohen Preis behinderten bisher funktionale Nachteile eine stärkere Verbreitung von Schiebetüren im Wohn- und Objektausbau. So war, um die idealerweise in den Wänden verschwindenden Türblätter zu schließen, ein nahezu fingerbrechender Kraftaufwand nötig. Alternativ – wie im hochwertigen Yacht- und Innenausbau zu finden –, unterstützen Motoren den Schließvorgang.

Ähnlich problematisch stellt sich der Schallschutz dar. Bisher erreichten nur ganz wenige, quasi handwerkliche Lösungen akzeptable Schallschutzwerte. Kritisch ist auch die Körperschallübertragung durch rollende Türblätter in das Bauwerk. Vor einiger Zeit entstanden erstmalig neuartige serielle Schiebetürbeschlagsysteme wie ‚Hawa-suono mit 3-D Bewegung‘ von Hawa Sliding Solutions oder neue Dichtungssysteme wie ‚Planet SN‘ von Planet. Sie zeigen auf, wie die Schallschutzklasse 2 mit nutzerfreundlichem, manuellem Schließaufwand erreicht werden kann.

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Das Schiebetürsystem‚Linvisible Marea‘ im geöffneten Zustand. Die Tür lässt sich unter anderem mit Stein verkleiden. Foto: Linvisible

Tapetentüren

Die Forschung an neuartigen kraftsparenden Türdichtungssystemen für einen hohen Schallschutz geht weiter. So stehen, wenngleich noch teure, filigrane, in die Schiene integrierbare Antriebsmotoren für Wohnungsschiebetüren in der Pipeline. Trotz fast fugenloser Optik in Wand und Sturz bieten diese Beschlagssysteme eine gute Revisionierbarkeit der in der Wand parkenden Türblätter.

Damit kommen sie der formal-abstrakten Qualität von Tapetentüren gleich. Diese sind bisher nur vereinzelt auf dem Markt. Als vielversprechend kann das System ‚Linvisible Marea‘ gelten, das über einen patentierten Schiebe-Ausschwenkbeschlag die Türblätter wandbündig schließt.

Wunsch nach Authentizität

Bei aller formalen Abstraktion und technischen Raffinesse schleicht sich beim Türenbetrachter unweigerlich die Sehnsucht nach dem Geruch echter Materialien, reichhaltiger Profilierung, Patina, Gebrauchsspuren und quietschender Lebensfreude ein. Er fragt sich, ob all die Antriebsmotoren, hohen Schallschutzanforderungen und Berührungssensoren mit smarter Vernetzung notwendig sind.

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Kabelloser Falzübergang für Funktionstüren mit ‚Tectus Energy‘ von Simonswerk. Foto: Simonswerk

Dem Kundenwunsch nach spürbarer Materialität kommen die Hightech-Beschlagshersteller mit rostigen oder anoxidierten Oberflächen und die trendschnell reagierende Holzwerkstoffindustrie mit wurmstichigen Dekorprints beängstigend schnell und täuschend echt entgegen. So verkümmert auch bei der Tür die Oberfläche zum geschmäcklerischen Materialzitat, das ein immer höher technisiertes Innenleben emotional kaschieren soll.

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