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Alles im Griff

Hinter den Kulissen von Türgriff-Produzenten Karcher Design
Alles im Griff

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Man kann Türgriffe auf ein rein funktionale Elemente reduzieren – doch das wäre zu kurz gegriffen. Relevant sind formale Präsenz, Haptik sowie Materialität. Einblicke in das Portfolio von Karcher Design.

Autor: Armin Scharf

Man muss schon genau hinschauen, um die Besonderheit dieses Türgriffes zu entdecken: ein Taster, auf Höhe der Drehachse des Griffes in der Rosette eingelassen. Klein, aber wesentlich. Kurz gedrückt, verriegelt er die Tür und verhindert den Zugang von außen, ideal also für WC- oder Badezimmertüren. ‚Privacy Pin‘ nennt sich dieses Feature, das den traditionellen Schließer samt Schlüsselrosette überflüssig macht. Wieder entriegelt wird ganz einfach durch das Betätigen der Innenklinke. Damit nicht genug, die Betätigung des Pins entkuppelt zugleich die Außenklinke, die Hand dreht ins Leere, der Innengriff zappelt nicht mehr drängelnd. Eine smarte Idee mit Entspannungsfaktor also.

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Der sogenannte ‚Privacy Pin‘ ersetzt, diskret in die Rosette integriert, einen traditionellen Schließer samt Schlüsselrosette.
Foto: Karcher Design

‚KD-Comfort‘ nennt Karcher Design diesen Türgriff, dessen Grundprinzip aus den USA für den europäischen Markt weiterentwickelt wurde. Knapp drei Jahre hat man an dem inzwischen patentierten Mechanismus gefeilt, seit 2018 ist der Griff auf dem Markt. Ungewöhnlich lange, was unter anderem der DIN-kompatiblen Schließung geschuldet war.

In zwölf Monaten von der Idee zum Produkt

„Normalerweise benötigt eine Neuentwicklung etwa zwölf Monate von der Idee bis zur Lagerhaltigkeit“, erläutert Jan Karcher, Geschäftsführer des in Bad Rappenau ansässigen Türgriff-Spezialisten. Bei der ‚Black Edition‘ stimmt der Zeitrahmen: Nach knapp einem Jahr war der Türgriff auf dem Markt, inklusive des Tests unterschiedlicher Farbtöne und Schwarznuancen auf Messen und bei besonderen Kunden. Das Rennen um die Gunst machten schließlich zwei Farbstellungen: ‚Kosmos Schwarz‘ und ‚Antik Bronze‘. Der Grundkörper aus Edelstahl erhält seine tiefe Schwärze durch eine glatte und matte Pulverlack-Beschichtung, bei ‚Antik Bronze‘ wird diese Beschichtung an die Kanten bis auf den hier bronzefarbenen Grund abgeschliffen, der Griff sozusagen patiniert.

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Mattschwarze Oberflächen liegen in der Möbelbranche im Trend. Nun kommt der Trend an der Tür an, obwohl die Nachfrage anfangs zurückhaltend war.
Foto: Karcher Design

Schwarz zieht erst langsam an

„Als wir das Schwarz vor zwei Jahren vorstellten, reagierte man hierzulande eher zögerlich“, sagt Isabel Karcher, die gemeinsam mit ihrem Bruder Jan das 1991 gegründete Familienunternehmen in zweiter Generation führt. „In Großbritannien und auch Frankreich setzte die Nachfrage viel früher ein, auch in den Niederlanden scheint man mutiger zu sein“, ergänzt Jan Karcher. „Wir nehmen Impulse aus dem Markt auf und entwickeln sie weiter.“ Aus Großbritannien etwa stammt die Idee, mit Leder bezogene Griffe anzubieten.

„Dafür haben wir sehr viel Kompetenz aufgebaut, bezüglich der geeigneten Lederarten, der Verarbeitung und der Materialstärke“, so der Geschäftsführer weiter. Am Anfang stand ein kundenspezifischer Wunsch, der umgesetzt wurde und schließlich ausreichend Potenzial erkennen ließ, um in Form der Griffmodelle ‚Kent‘ und ‚Madeira‘ das umfangreiche Portfolio zu erweitern.

Ein Montagesockel für alle Griffe

So vielgestaltig das Universum der Griffe ist, es basiert auf einem stets identischen Montagesockel. Der wird zunächst von beiden Seiten auf die Tür gesetzt und gegeneinander verschraubt. Zwei Nocken sorgen für das kraftschlüssige Einrasten der Trägerplatte, die eine Einheit mit dem Griff und dem durchgehenden Vierkant bildet. Erst dann folgt die eigentliche Rosette – rund mit Gewinde oder quadratisch mit zwei Federfixierungen, flächenbündig integriert oder aufgesetzt.

„Dieses Prinzip ermöglicht die Querkompatibilität über alle Modelle“, erklärt Isabel Karcher das Baukastensystem. Entsprechend groß ist das Lager in Bad Rappenau, während man eine Fertigung vergeblich sucht. Die befindet sich weitgehend im fernen China, wo Partnerfirmen die Teile aus Edelstahl oder Zinkdruckguss fertigen.

Karcher Design arbeitet mit Spezialisten in England zusammen, um Türgriffe in Leder zu verkleiden.

Aufwändige Inlays und Verkleidungen

Nicht alles aber lässt sich in Fernost fertigen, die Belederung übernehmen Firmen in Großbritannien und die Inlays des Griffes ‚Torino R53‘ entstehen ebenso in Europa. Letzteres ist vor allem der Flexibilität geschuldet. Die Frontseite der Handhabe des ‚Torino R53‘ bietet die Option, unterschiedlichste Materialien zu integrieren. Dünne Einlagen aus Holz, Glas, Leder, Echtkarbon oder farbigem Schichtstoff ergänzen den nickelmatten oder chromglänzenden, kantigen Griff.

Sogar kundenspezifische Inlays sind machbar. Gestaltet hat diesen Griff der italienische Designer Itamar Harari, dessen Kreativität und Expertise schon geraume Zeit in das Portfolio einfließt. „Es ist für uns wichtig, dass unser Designpartner zum einen weiß, welche Grundanforderungen Türgriffe haben, und zum anderen die technischen Umsetzungsmöglichkeiten kennt.“ Denn das Türgriff-Universum ist stetig in Bewegung und nie ausentwickelt. „Wenn nach einer gewissen Zeit die Verkaufszahlen sinken, beginnen wir mit der Substitution durch zeitgemäßere Modelle“, erklärt Jan Karcher.

Ein Braille-Türgriff etablierte sich nicht

Die Entwicklung beginnt in der Regel mit formalen Ideen – oft angestoßen durch den direkten Kontakt mit den Zielgruppen, also Architekten, Interieurdesignern oder Innenausbauern. Nach ersten Handskizzen geht man heute schnell in den Modellbau per 3D-Druck, die Handmuster liefern dann erste Erkenntnisse bezüglich Ergonomie und Akzeptanz am Markt. Parallel läuft die Konstruktion und die Vorbereitung für den teueren Werkzeugbau.

Längst nicht alle neuen Griffe sind übrigens erfolgreich: „Nach etwa einem Jahr können wir sagen, ob das Modell zu jenem Drittel der erfolgreichen Neueinführungen gehört“, resümiert der Unternehmensleiter. Zu den Produkten, die das Sortiment wieder verließen, gehört auch eine clevere Idee: Griffe mit einem Feld für Braille-Beschriftungen in der Handhabe. Das sollte blinden Menschen die Orientierung in fremden Umgebungen erleichtern und die Barrieren reduzieren. Doch: „Wir hatten viele Anfragen, aber leider nur ganz wenige konkrete Aufträge.“

Und die Digitalisierung? „Die betrifft uns nur indirekt.“ Weil die digitale Schließung nicht im Türgriff stattfindet, bedarf es hier keiner gesonderten Anpassung – „allenfalls auf der Ebene der Montageplatte“. Und neue Features im Griff, etwa eine Art Nachtlicht? „Schauen wir mal“, lächelt Jan Karcher.

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